Unglücksbaustelle in Ramersdorf Zweite Gefahrenstelle in Beuel entdeckt

BEUEL · Auf der Unglücksbaustelle an der Lindenstraße in Ramersdorf, wo am 7. September ein 60 Jahre alter Arbeiter durch einen Wandrutsch verschüttet und leicht verletzt wurde, ist eine zweite gefährliche Stelle entdeckt worden.

 Inzwischen ist ein Großteil der Baustelle in der Ramersdorfer Lindenstraße wieder freigegeben.

Inzwischen ist ein Großteil der Baustelle in der Ramersdorfer Lindenstraße wieder freigegeben.

Foto: Max Malsch

Das hat Thomas Berboth vom Bonner Bauordnungsamt am Mittwochabend in der Sitzung der Bezirksvertretung Beuel berichtet. Der von der Staatsanwaltschaft beauftragte Prüfstatiker habe eine weitere Gefahrenstelle gefunden, die inzwischen ebenfalls mit Beton verfüllt und gesichert worden sei.

Wie berichtet, hatte die Beueler Grünen-Fraktion um Bericht des Bauordnungsamtes zum Thema in der Bezirksvertretungssitzung gebeten. Der Antrag wurde einstimmig auf die Tagesordnung gehoben.

"Das Unglück hat uns sehr erschüttert, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass so etwas bei einem umfangreichen Regelwerk wie in Deutschland passieren kann", sagte Berboth. "Ich kann nicht die Ursache oder den Schuldigen nennen. Es handelt sich ja um ein laufenden Verfahren. Wie das passieren konnte, ist mir völlig schleierhaft. Irgendeiner hat da nicht aufgepasst."

Bereits im Vorfeld hätten Anwohner Bedenken geäußert, sagte Doro Schmitz, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung. "Man wusste, dass es sich bei dem Nachbarhaus um ein sehr altes Gebäude handelt: Warum hat man nicht genauer hingeschaut?."

Fehler des Bauordnungsamtes als Aufsichtsbehörde seien nicht gemacht worden, erwiderte Berborth. "Alle notwendigen Gutachten wurden eingereicht." Zudem sei es absoluter Usus, an bestehende Altbauten angrenzend zu bauen und die Nachbarhäuser zu unterfangen, sprich: Wenn das neue Gebäude tiefer liegt, die Fundamente Abschnitt für Abschnitt zu erneuern und mit Beton zu untergießen.

"Es gibt genügend technische Möglichkeiten, um das gefahrlos für die bestehenden Gebäude zu machen." Vor zwei Jahren waren im Bonner Florentiusgraben Nachbarhäuser bei einer solchen Unterfangung beschädigt worden, die Häuser mussten evakuiert werden. Damals waren wohl die Abschnitte zu groß gewählt worden.

Durch die Landesgesetzgebung habe seit den 80er Jahren eine Deregulierung stattgefunden. Im vereinfachten Genehmigungsverfahren seien die Verwaltungen gezwungen, bei kleineren und mittleren Bauvorhaben die Bauüberwachung immer mehr zu privatisieren und an die am Bau beteiligten Architekten, Bauunternehmer und Statiker abzugeben. "Bezogen auf die Baustatik wird das so geregelt, dass nicht die Bauordnungsbehörde prüft, sondern ein staatlich anerkannter Statiker."

Die wie berichtet offenkundig fehlende Absicherung hatte dazu geführt, dass sich Wand- sowie Fundamentteile des bestehenden Hauses lösten und den Arbeiter unter sich begruben. Kollegen des Mannes alarmierten daraufhin die Feuerwehr. 25 Minuten später konnte sie den Verschütteten befreien, weil er sich glücklicherweise in einem Hohlraum befand. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen des Verdachts der Baugefährdung gegen die am Bau beteiligten Unternehmen. Die Ermittlungen dauern an.

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