Gaststätte Rheinlust in Beuel Zwölf Künstler beteiligten sich an Kunstaktion

BEUEL · Den Besuchern der Gaststätte Rheinlust in Beuel bot sich am Samstag ein außergewöhnliches Bild. Trotz teilweise starker Regenschauer kletterten im Außenbereich Menschen in Bäumen herum, befestigten Seile und Draht in den Ästen. Andere arbeiteten mit den unterschiedlichsten Hilfsmitteln zwischen den Bierbänken. Jeder für sich, an seiner eigenen Interpretation von "stillen Örtchen". Denn das war das Thema der aktuellen Aktion "Kunstorte No. 10".

 "Grab für die Stille" nennt Sabine Herting ihren Beitrag zu der Aktion und haut kleine Holzpflöcke in den Boden.

"Grab für die Stille" nennt Sabine Herting ihren Beitrag zu der Aktion und haut kleine Holzpflöcke in den Boden.

Foto: Max Malsch

Zwölf Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich an der Aktion von Initiator Er_ich, der nur unter seinem Pseudonym genannt werden möchte. Seit 2008 lädt der 58-Jährige zweimal jährlich Kollegen ein, an wechselnden Orten mit ihm tätig zu werden. "Ich achte darauf, Orte zu wählen, die ich unter unterschiedlichen Aspekten spannend finde", sagte der freischaffende Künstler aus Oberkassel. Und so gab es "Kunstorte" bereits unter Autobahnbrücken, in der Rheinaue, am Wasserturm am Bonner Bogen, oder auf dem Rathausdreieck Bonn-Beuel.

Als Kurator versteht Er_ich sich aber nicht. "Ich schaffe die Rahmenbedingungen. Innerhalb diesen Rahmens arbeiten die Künstler dann eigenverantwortlich. Einzige Voraussetzung ist, dass die Kunstwerke den Entstehungsort nicht nachhaltig beschädigen und nicht gewaltverherrlichend sind ", sagte er. An jeweils einem Wochenende im Frühling und im Herbst organisiert der Künstler die "Kunstorte". "Die Arbeiten entwickeln sich über die Tage.

Es ist ein Prozess, bei dem sich auch die Perspektive auf die Orte verändern kann", so Er_ich. Viele der Teilnehmer lernen den Ort des Geschehens erst kurz vor dem Veranstaltungswochenende kennen. Ein Teil der Arbeiten entstehe dadurch ganz spontan. Freia Minks, eine der mitwirkenden Künstlerinnen sagt: "Ich mache Handtaschenkunst. Wenn gleich alle da sind, suche ich mir einen Platz und fange an. Was genau wird sich dann zeigen."

Als vorrangiges Ziel der "Kunstorte" erklärte Er_ich nicht das Ausstellen der Kunst, sondern ihre Verlagerung nach draußen, um sie für jeden sichtbar zu machen. "Im Museum erreicht man nur eine bestimmte Klientel. Unter freiem Himmel ist das anders: Durch die plötzliche Veränderung der Umgebung fühlen sich viele unterschiedliche Menschen unmittelbar angesprochen - und reagieren spontan", so der Initiator, der selbst auch als Teilnehmer mitwirkt. Daraus ergebe sich eine spannende Kommunikation mit den Zuschauern.

Doch die zehnte Veranstaltung unterscheidet sich in zwei Aspekten grundlegend von den vorigen: Anders als sonst gab Er_ich den Teilnehmern ein Thema vor, zu dem gearbeitet werden sollte. Nachdem seine ursprüngliche Idee von gemieteten Toilettenhäuschen als Veranstaltungsort nicht umsetzbar war, blieb zumindest das Thema der "stillen Örtchen" erhalten. "Viele der Künstler interpretieren das Thema im übertragenen Sinn", verriet der Oberkasseler.

Ebenfalls neu ist die Wahl eines Veranstaltungsortes an dem die Kunstwerke vor äußeren Einflüssen geschützt sind. Noch bis Sonntag, 12. Mai, sind sie im Außenbereich der Rheinlust zu sehen.

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