Er brauchte fünf von 19 Stimmen, um einen der beiden Vize-Posten sicher zu haben. Am Ende waren es nur vier, und Jürgen Bruder (FDP) sowie Hillevi Burmester (SPD) konnten sich freuen. Dabei hatte Lemm in Vorgesprächen alles bestens vorbereitet. So schien es jedenfalls.

Die drei Stimmen seiner Fraktion (er selbst, Karin Robinet und Monika Heinzel) sollte er sicher haben. Zudem hatten Rolf Jochen Ehresmann (Linke) ebenso wie Marcel Schmitt (Bürgerbund) Lemm ihre Unterstützung zugesagt. Macht fünf Stimmen.

Offensichtlich hatte sich einer der beiden männlichen Bezirksvertretungs-Kollegen nicht an seine Absprache gehalten. Denkste. Ehresmann und Schmitt versicherten Lemm gegenüber direkt nach der Sitzung, ihn sehr wohl gewählt zu haben.

Beide haben das inzwischen auch öffentlich bekräftigt. Ehresmann zum GA: "Es war zwar eine geheime Wahl, aber ich stehe auch öffentlich dazu. Absprache ist Absprache. Defintiv." Und Schmitt: "Ich stehe zu meinem Wort. Ich habe Lemm gewählt und auch nicht das Kreuzchen versehentlich an der falschen Stelle gemacht."

Bleibt nur eine Variante, wenn man davon ausgeht, dass Lemm sich selbst auch gewählt hat: Eine seiner beiden Grünen-Fraktionskolleginnen hat ihm die Stimme verweigert. Davon geht auch Lemm inzwischen aus, so bitter das auch für ihn klingen mag.

"Mehr will ich zu dem Thema zurzeit noch nicht sagen. Aber ich glaube Ehresmann und Schmitt." Er will in der nächsten Woche eine außerordentliche Fraktionssitzung einberufen lassen, um im Trio über den Vorfall zu reden und die Konsequenz daraus zu ziehen.

Monika Heinzel sagte am Freitag auf telefonische Nachfrage des General-Anzeigers: "Natürlich habe ich ihn gewählt. Das schwöre ich. Das Amt hätte er wirklich verdient." Fraktionssprecherin Karin Robinet antwortete am Freitag auf die GA-Frage "Haben Sie Gerhard Lemm gewählt?" kurz und bündig: "Ja."