Bildende Kunst trifft Jazz und Wortmalerei

MEHLEM · Zum Gedenken an den Godesberger Künstler Martin Noël und zu Gunsten der Bürgerstiftung Rheinviertel holte der bekannte Jazzsaxofonist und Komponist Peter Materna seinen vor genau einem Jahr verstorbenen Freund am Samstagabend noch einmal in die Herzen der Zuhörer zurück.

 Der Saxofonist Peter Materna und der Pianist Florian Weber ergänzten sich beim Benefizkonzert in St. Hildegard.

Der Saxofonist Peter Materna und der Pianist Florian Weber ergänzten sich beim Benefizkonzert in St. Hildegard.

Foto: Ronald Friese

Das Saxofon klagte mit eindringlicher Melodie. Und schwang sich dann unaufhaltsam tänzerisch schwingend auf, entfaltete eine Dynamik, die das gesamte Benefizkonzert durch die katholische Kirche St. Hildegard klang.

Oben in der Kirche blinkten 88 Goldpunkte, die Martin Noël mit seiner Installation in den sakralen Raum eingefügt hatte und die, wie Dechant Wolfgang Picken als Einlader in seinem Grußwort hervorhob, mit dem einfallenden Licht zu jeder Tageszeit anders leuchten. In dem von ihm geliebten St. Hildegard habe Martin Noël die letzte Krankensalbung erhalten, erinnerte Picken.

Dann erklang Maternas Saxofon. Im lichten großen Rund, das auf den mächtigen Natursteinaltar zentriert ist, hatte er den Pianisten Florian Weber mitgebracht, der am Flügel den melodiösen Jazzton des Saxofonisten kongenial aufnahm. Im Dialog erklangen so Kompositionen von Materna zum Teil zu Johann-Sebastian-Bach-Motiven, aber auch Songs von Miles Davis und Sonny Rollins. Die wiederum ergänzt wurden von Oswald Egger, der aus seinem "Triumph der Farben" las.

Erst mit leiser, dann mit sich steigernder Stimme entfaltete der Schriftsteller ein wucherndes Geflecht von rätselhaften Worten, Bildern und Klängen. "In einem ganz anderen Land" schien sich sein nachts wach liegender Protagonist zu befinden, in dem es, da schonte Eggers das Publikum nicht, von sturzregenartig einfallenden Wespen und aufgeschlitzten Ottern wimmelte.

Eggers entwarf ein rätselhaft vielstimmiges Szenario, in dem seine lyrische Sprache mit Leichtigkeit die Grenze zur Musik überschritt. Und sich da wieder mit dem mäandernden Jazz von Peter Materna traf. Der kniete sich schließlich, auch visuell, im Titel "Song for the Gone", also dem Lied für einen, der gegangen ist, so tief hinein, dass die Farben des Klangs genauso glitzerten wie bei Eggers die Farben der Wortlaute. Und nicht zuletzt wie bei Martin Noël die Farben der Kunst.

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