Bittere Realitäten eines spannenden Krimis

"Es gibt Geschichten, die lassen sich besser auf 400 Seiten erzählen als in 40 Zeilen", erklärt Wolfgang Kaes seine anfängliche Motivation, Krimis zu schreiben. Der 52-Jährige ist leitender Redakteur beim GA und mittlerweile bekennender Beueler. Jetzt hat er in der Bezirksbibliothek aus seinem fünften Buch gelesen.

Bittere Realitäten eines spannenden Krimis
Foto: Max Malsch

Beuel. "Es gibt Geschichten, die lassen sich besser auf 400 Seiten erzählen als in 40 Zeilen", erklärt Wolfgang Kaes seine anfängliche Motivation, Krimis zu schreiben. Der 52-Jährige ist leitender Redakteur beim GA und mittlerweile bekennender Beueler. Letzteres war aber nicht der Grund für Verena Reuter, ihn in ihre Bezirksbibliothek im Brückenforum einzuladen: "Er ist mein Wunschautor. Ich finde es toll, dass er in seinen Krimis politische Themen aufgreift."

So wie jetzt wieder. In seinem fünften Buch ist es nicht mehr Max Maifeld, der sich auf gefährliche Spurensuche begibt. Seine neuen Protagonisten in "Bitter Lemon", die er am Donnerstagabend vorstellt, sind alles keine Bilderbuchhelden. Sie haben Fehler, Ecken und Kanten.

Da ist David Manthey, ein ehemaliger Polizist, der seinen Jugendfreund Zoran Jerkov sucht. Beide waren sie als Jungs Mitglieder einer Gang, bis ihr Weg sie in völlig unterschiedliche Richtungen trieb. Jerkov saß zwölf Jahre im Gefängnis, diesmal ausnahmsweise unschuldig.

Und die durchtriebene TV-Journalistin Kristina Gleisberg hatte es bewiesen. Nun ist der einstige kroatische Gastarbeitersohn raus und begibt sich auf einen Rachefeldzug, der in die tiefsten, miesesten Falten des Lebens führt. Kaes hat seine Recherchen über den modernen Menschenhandel in eine spannende Story verpackt, die vor der Kulisse Köln spielt.

Seinen Zuhörer gibt er an diesem Abend Einblicke in seine Arbeitsweise, verrät, dass er gerne bei passender Musik schreibt, sich akribisch seine Schauplätze sucht, sie fotografiert und erst zu schreiben beginnt, wenn das gesamte Gerüst seiner Geschichte steht.

Wie viel von seiner Geschichte über den modernen Sklavenhandel denn Realität sei, will einer wissen. "Ich fürchte, ich habe nicht genügend Fantasie, mir so etwas auszudenken", so Kaes. Die Idee zu dem Buch kam ihm nach einer Meldung der Vereinten Nationen.

Laut UN-Schätzungen gibt es heute weltweit zwischen zwölf und 27 Millionen Sklaven. Das sind mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte. Der amerikanische Journalist E. Benjamin Skinner habe einmal den Versuch gemacht, einen Sklaven zu kaufen.

Kaes: "Fünf Stunden von New York bis ins Elendsviertel Cité Soleil in Port-au-Prince, Haiti. Weitere 20 Minuten, bis er ein 13-jähriges Mädchen angeboten bekam. Das ist die Realität."

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