10. Karrieretag lockt 2000 Besucher in den Telekom Dome „Heute müssen sich Unternehmen bei Mitarbeitern bewerben“

Bonn · Beim 10. Bonner Karrieretag im Telekom Dome informierten 53 Aussteller gut 2000 Besucherinnen und Besucher über berufliche Perspektiven und Stellenangebote.

 Beim Karrieretag gab es zahlreiche Informationen von Arbeitgeber für jungen Nachwuchs in den Jobs.

Beim Karrieretag gab es zahlreiche Informationen von Arbeitgeber für jungen Nachwuchs in den Jobs.

Foto: Benjamin Westhoff

Eigentlich fehlte nur die Geburtstagstorte: Zum 10. Mal öffnete der Bonner Karrieretag im Telekom Dome am Basketsring seine Tore. Die von Kalaydo und General-Anzeiger gemeinsam veranstaltete Jobmesse lockte laut GA-Projektleiterin Michaela Gassen rund 2000 Besucher an. Darunter zahlreiche Schüler und Studenten, aber auch viele, die mit einem Jobwechsel liebäugeln oder sich beruflich neu orientieren wollen. Mehr als 50 Aussteller hatten ihre Stände im Dome aufgebaut, um die Besucherinnen und Besucher über die Vorzüge ihres Unternehmens und ihre Stellenangebote zu informieren. Es war der erste Karrieretag in dieser Pandemie, welcher ohne jegliche Corona-Auflage stattfinden durfte.

Nicht müde, Fragen zu beantworten

„Früher mussten sich die Menschen bei den Unternehmen bewerben, heute müssen sich Unternehmen bei potenziellen Mitarbeitern bewerben“, bringt Dave Wünsch ein Ziel der Jobmesse auf den Punkt. Der Mitarbeiter von der Decadis AG wird nicht müde, Fragen nach seinem Unternehmen zu beantworten, das offensichtlich zunächst einmal dem einen oder anderen Besuchern einige Rätsel aufgibt. „Kunden für Jira und Confluence erkennen und verwalten“, ist zum Beispiel auf einem Flyer der Firma zu lesen. Das klingt ein wenig nach den berühmten böhmischen Dörfern, doch Wünsche erweist sich als Meister des Erklärens: „Confluence ist quasi eine Art Wikipedia für Firmen, die man mit Apps erweitern kann. Solche Apps programmieren wir.“ Ein Stand, für den sich vor allem viele IT-Studenten interessieren, berichtet er – an diesem Tag ließen sich sogar mehr junge Frauen als Männer beraten.

Laura (25) wartet am Stand der QS Qualität und Sicherheit GmbH darauf, dass eine Mitarbeiterin Zeit für ein Gespräch mit ihr hat. Sie studiere Wirtschaftspsychologie und würde gerne im Personalbereich arbeiten, erzählt sie. Zurzeit schreibt sie ihre Masterarbeit zum Thema „Erreichbarkeit nach Feierabend“. Sie lacht, als die Autorin dieses Textes entgegnet, das sei gerade für Journalisten ein schwieriges Thema. „Ja, das weiß ich“, meint sie und verrät ein Fazit, das sie in ihrer Arbeit ziehen werde: „Ständige Erreichbarkeit ist nicht gut für die Psyche.“ Dann ist sie an der Reihe und erfährt von der Mitarbeiterin von QS – ein Unternehmen, das seit 20 Jahren in Bonn sitzt, rund 70 Beschäftigte zählt und Träger des QS-Prüfsystems für Fleisch, Obst, Gemüse und Kartoffeln ist –, dass es derzeit leider in der Personalabteilung keine freie Stelle gebe.

Eher die Ausnahme

Solche Auskünfte sind aber eher die Ausnahme an diesem Tag: Denn der Fachkräftemangel bereitet vielen Unternehmen große Sorgen, wie immer wieder zu hören ist. Viele Arbeitnehmer der Babyboomer-Generation aus den späten 1950er und frühen 1960er Jahren gehen jetzt nach und nach in den Ruhestand.

Beliebt bei den Besuchern sind offensichtlich auch Arbeitgeber, die krisenfeste Jobs bereithalten, wie die Stadt Bonn oder der Rhein-Sieg-Kreis, die ebenfalls beim Karrieretag vertreten sind. Oder die bundeseigene GmbH HIl – Heeresinstandsetzungslogistik. Das Unternehmen mit Verwaltungssitz in Bonn kümmert sich um die Wartung und Instandsetzung von Waffen der Bundeswehr. Aktueller könnte das Thema nicht sein. „Ich hatte schon erwartet, dass uns der eine oder andere auf den Krieg in der Ukraine anspricht, aber das war bisher nicht der Fall. Wir würden uns allerdings dazu auch nicht äußern“, meint eine Mitarbeiterin. Dafür sei das Interesse an den verschiedenen Jobs bei HIL sehr groß, freut sie sich. Nicht klagen über mangelnde Nachfrage kann auch die „Rekruterin“ von Rewe, die an ihrem Stand vor allem um Verkaufspersonal wirbt, das bekanntlich überall knapp ist.

Der Stand vom Gefängnis: cool

Vor dem Haupteingang des Telekom Dome haben sich Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse einer Realschule aus dem Kreis gemütlich niedergelassen und verzehren ihre Pausenbrote. Was ihnen am Karrieretag besonders gefallen hat? „Ich fand den Stand vom Gefängnis in Rheinbach cool, vielleicht werde ich mal Gefängniswärter“, sagt Kai (15). Ein Mädchen öffnet ihre Tasche, in der sich einige Kulis, ein Kartenspiel und andere Werbeartikel von Firmen befinden, die sie an den Ständen eingesammelt hat. „Da stehen überall die Adresse der Firmen drauf. Die kann ich gut gebrauchen, wenn ich mich nächstes Jahr um einen Ausbildungsplatz bewerben will.“ Gut fanden die Schüler auch den Vortragsbereich und die Workshops beim Karrieretag, wo sie sie unter anderem erfahren konnten, wie ein korrekter Lebenslauf aussehen muss.

„Wir freuen uns riesig, dass wir auch mit der 10. Auflage des Bonner Karrieretages unsere Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Der Karrieretag bietet Besuchern und Unternehmen eine sehr gute Möglichkeit, unkompliziert und direkt ins Gespräch zu kommen. Auch wir vom General-Anzeiger nutzen diese Gelegenheit, unsere offenen Stellen zu präsentieren aber auch unser Jobportal GA Jobs für die weitere Suche zu empfehlen“, freut sich Projektleiterin Gassen über die gute Resonanz auf den Karrieretag.

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