Bonn gehen die Gewerbeflächen aus

Städtische Wirtschaftsförderung legt den Politikern eine Bestandsanalyse und Vorschläge zur Bestandssicherung vor.

Bonn. Der Bundesstadt droht mittel- bis langfristig ein Verlust von verfügbaren Gewerbeflächen. Zu dem Ergebnis gelangt das Amt für Wirtschaftsförderung in einer Bestandsanalyse der Entwicklung der Bonner Gewerbeflächen.

In Zahlen bedeutet das: Von insgesamt 452 Hektar Gewerbeflächen stehen im Stadtgebiet nur noch 37,3 Hektar zur Verfügung. Und davon befinden sich lediglich 26,9 Hektar im städtischen Besitz. Wirtschaftsförderer Ulrich Ziegenhagen warnte: "In den nächsten Jahren könnte uns ein akuter Flächenmangel drohen."

Da die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Bonn laut Verwaltung anhaltend gut ist, will man sich frühzeitig auf die drohende Flächenknappheit einstellen. Dazu dient unter anderem die 66 Seiten starke Bestandsaufnahme, die erstmals Politik, Verwaltung und Firmen umfangreiche Informationen über die 19 Gewerbegebiete in Bonn gibt.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Chancen stehen gut"Diese Art Steckbriefe geben nicht nur Auskunft über Größe und Beschaffenheit des jeweiligen Areals, sondern liefern auch Anregungen und Entwicklungsziele für künftige Interessenten. Ein Beispiel: Der Gewerbepark Bonn-West ist mit 15,6 Hektar die größte städtische Fläche. Elf Hektar davon sind noch verfügbar. Grundstücke gibt es ab einer Größe von 1 000 Quadratmetern. Der Preis pro Quadratmeter ist laut Gutachten verhandelbar. Verfügbarkeit: sofort.

Anhand dieses Katasters können Investoren sich nun einen Überblick verschaffen, wo in Bonn welche Gewerbeflächen verfügbar sind. Ergänzt werden diese Informationen durch geobasierte Daten wie Luftbild und Stadtplan. Laut Bestandsanalyse hat das Amt für Wirtschaftsförderung in den Jahren 2007 bis 2010 insgesamt 85 Anfragen nach Gewerbeflächen registriert und mit 55 potenziellen Investoren verhandelt.

Diese Gespräche haben dazu geführt, dass sich 21 Firmen in Bonn mit einem Flächenverbrauch von mehr als 34 000 Quadratmetern angesiedelt haben. Die übrigen Interessenten hätten ihre Rückzieher mit wirtschaftlichen Gründen erklärt. Ein weiteres Hemmnis sei der Zuschnitt der verfügbaren Grundstücke gewesen.

Sozusagen der Rohdiamant aller Bonner Gewerbegebiete ist der Wissenschaftspark Beuel. Bislang war die elf Hektar große Fläche nicht zur gewerblichen Vermarktung freigegeben, weil das Areal zwischen der Autobahn 59 und der Gesamtschule Beuel für hochwertige Büronutzung vorgehalten wurde. Eine neuerliche Standortuntersuchung und die Grundstücksnachfrage für Gewerbeflächen haben die Stadt nun davon überzeugt, Teilbereiche für klassisches Gewerbe und Großhandel frei zu geben.

Der restliche Teil des städtischen Grundstücks soll weiterhin mit Büros bestückt werden - und zwar für jene Investoren, die nicht ins Bundesviertel oder an den Bonner Bogen ziehen wollen oder können. Auch aus Sicht der für Bonn zuständigen Handwerkskammer Köln ist es dringend notwendig, in der Bundesstadt mehr Gewerbeflächen zu schaffen, wie Hauptgeschäftsführer Ortwin Weltrich vor kurzem in einer Sitzung des Bonner Wirtschaftsausschusses betonte hatte.

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