Bonn ist Vorbild im Bereich der Palliativmedizin

Das deutsche Medizinstudium ist stark auf Heilung ausgerichtet. Das Sterben sei nicht so präsent, wie es nötig wäre, sagte Mediziner Christoph Ostgathe, der einen der acht Lehrstühle für Palliativmedizin innehat, die es in Deutschland gibt.

Bonn ist Vorbild im Bereich der Palliativmedizin
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Bonn. Das deutsche Medizinstudium ist stark auf Heilung ausgerichtet. Das Sterben sei nicht so präsent, wie es nötig wäre, sagte Mediziner Christoph Ostgathe, der einen der acht Lehrstühle für Palliativmedizin innehat, die es in Deutschland gibt. Damit ist er Fachmann für die Linderung von Schmerzen bei Schwerstkranken und alten Menschen.

Auf einem Symposium im Hotel President anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Palliativstation am Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg stellten er und einige Kollegen ihren Fachbereich und dessen Anfänge vor.

Aus England hatte Eberhard Klaschik, Chefarzt am Malteser Krankenhaus und Inhaber des ersten Lehrstuhls für Palliativmedizin, die Idee eines Hospizes mitgebracht. Das war 1983, berichtete Gesundheits- und Krankenpflegerin Martina Kern. Sein Einsatz für eine bessere Versorgung Schwerstkranker führte 1990 schließlich zur Gründung der Palliativstation.

Dort wurden Menschen versorgt "mit dem Ziel, sie wieder nach Hause zu entlassen", so Kern. Finanzielle Unterstützung gab es von der Deutschen Krebshilfe. "In der Palliativmedizin wurden anfangs hauptsächlich Patienten mit Tumoren behandelt", erklärte Lukas Radbruch, der kürzlich Klaschiks Lehrstuhl an der Bonner Universität und die Leitung der Abteilung im Malteser Krankenhaus übernommen hat.

Heute würden auch Patienten mit neurologischen, Herz- oder Lungenerkrankungen sowie demente und sehr alte Menschen behandelt. "Wir sind in der medizinischen Entwicklung etwa bei der Hälfte des Weges angelangt", sagte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.

Es gebe noch einiges zu tun, um die Palliativmedizin deutschlandweit auf das Bonner Niveau zu bringen. "Bonn und Köln sind die Vorzeigeregionen auf diesem Fachgebiet." Und noch einen Erfolg feierten die Fachleute: Mit den gesetzlichen Krankenkassen wurde ein Vertrag für die Region Bonn/Rhein-Sieg und Köln über die Finanzierung der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) abgeschlossen, die das Malteser Krankenhaus bislang selbst finanziert hatte.

Es sei ein guter Schritt auf dem Weg, die Palliativmedizin als festen Bestandteil des deutschen Gesundheitswesens anzusehen, sagte Friedemann Nauck, der in Bonn bis 2006 als Oberarzt im Zentrum für Palliativmedizin gearbeitet hatte. Die Maxime laute "das Sterben nicht als Scheitern des medizinischen Handelns zu begreifen, sondern Sterbende als Patienten mit speziellen Bedürfnissen wahrzunehmen".

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