Mehrere Vorfälle gemeldet Bonner Initiative warnt vor K.o.-Tropfen

Bonn · Die Gründerin der Bonner Initiative „NO! K.O.“ berichtet von aktuellen Fällen, in denen Frauen betäubt wurden. Während der Pandemie sei das Thema in den Hintergrund getreten, weil wenig gefeiert wurde. Mit der Rückkehr zu Ausgehmöglichkeiten könnte jetzt auch das Risiko zurückkehren.

 Täter nutzen unachtsame Momente, um möglichen Opfern versteckt K.O.-Tropfen ins Glas zu geben.

Täter nutzen unachtsame Momente, um möglichen Opfern versteckt K.O.-Tropfen ins Glas zu geben.

Foto: Marcel Dörsing

Mit einem eindringlichen Social-Media-Post hat Alexandra Roth ein Thema ins öffentliche Bewusstsein zurückgeholt, das in Pandemie-Zeiten qua Umständen in der Versenkung verschwunden schien. Auf dem Kanal der von ihr gegründeten Initiative „NO! K.O.“ wies sie auf zwei Vorfälle der jüngeren Vergangenheit hin, bei denen Frauen beim Kneipenbesuch in Bonn sogenannte K.o.-Tropfen verabreicht wurden.

In einem der Fälle soll es in der Folge zu einem schweren sexuellen Übergriff gekommen sein. Roths Beitrag ist auch von der Befürchtung getrieben, dass mit den bisherigen und weiteren Lockerungen in Sachen Ausgehen das Risiko für neuerliche Übergriffe steigt, bei denen die Opfer die Kontrolle oder das Bewusstsein verlieren.

K.o.-Tropfen in Bonn: Zuletzt war es ruhiger um das Problem geworden

 Auf dem Instagram-Kanal von „NO! K.O.“ war es in den beiden Jahren der Pandemie ruhiger geworden, ganz so wie in Sachen Nachtleben. „Das Problem schien sich durch strenge Regeln und Lockdowns ein Stück weit erledigt zu haben. Mittlerweile ist wieder einiges möglich, man kann schon wieder in die Kneipen gehen und mit Leuten zusammen sein“, beschreibt Roth die Situation. „Das bedeutet aber offenbar auch auch, dass Männer, die durch das hinterhältige Mittel der K.o.-Tropfen Frauen ins Visier nehmen, sofort wieder auf den Plan treten.“ Die Geschlechterzuordnung von Tätern und Opfern basiere auf den Erfahrungen ihrer ehrenamtlichen Arbeit, Kriminalstatistiken belegten dies ebenfalls.

 Roth selbst wurde 2018 beim Feiern von einer Attacke mit K.o.-Tropfen unangenehm überrascht. Da sie in Begleitung von Freunden war, konnte Schlimmeres verhindert werden. Statt über das unangenehme Erlebnis zu schweigen, ging die ehemalige Bonner Karnevalsprinzessin in die Offensive und suchte die Öffentlichkeit. Sie gründete die Initiative, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Polizei hat das Thema K.o.-Tropfen in Bonn auf dem Schirm

Dazu holte sie auch zahlreiche Bonner Gastronomen ins Boot. „Damals wie heute ist mein Ansatz, dass jeder Vorfall mit K.o.-Tropfen benannt werden muss, damit die Leute sensibel für das Problem sind und mehr aufeinander achten.“ Dies gelte für Feiernde, Wirte und Behörden.

Die Bonner Polizei konnte auf Anfrage unserer Redakion die beiden erwähnten Fälle nicht bestätigen, da keine Anzeigen dazu vorlägen, sagte ein Sprecher. Das Problem habe man allerdings auf der Agenda, mit der Initiative von Alexandra Roth habe es in der Vergangenheit positiven Austausch gegeben.

Forderung nach öffentlichen Fahndungen

Auch die Bonner Sektion der Organisation Weißer Ring, die sich um Opfer von Kriminalität kümmert, hat von den aktuellen Fällen bislang keine Kenntnis. Sehr wohl hätten sich in der Vergangenheit immer wieder Menschen aus Bonn nach Übergriffen und Attacken an die ehrenamtlichen Helfer der Organisation gewandt, sagt der Bonner Verantwortliche Alexander Poretschkin.

Wie Alexandra Roth wünscht er sich mehr öffentliche Aufmerksamkeit und vor allem Wachsamkeit, wenn Geselligkeit wieder zum Alltag gehört. Beide würden außerdem öffentliche Fahndungen durch die Polizei begrüßen. „Jede Aufmerksamkeit ist wichtig“, sagt die Gründerin von „NO! K.O.“

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