Stadtentwicklung in Bonn Uni-Pläne im Viktoriakarree lassen noch Fragen offen
Bonn · Die Pläne der Universität, die städtischen Flächen im Viktoriakarree zu kaufen und dort ein „Forum des Wissens“ zu errichten, werfen bei Politikern noch Fragen auf.
Die Begeisterung im Planungsausschuss über das Interesse der Bonner Universität am Erwerb der städtischen Flächen im Viktoriakarree hielt sich in Grenzen. Es seien noch viele Fragen offen, so der allgemeine Tenor in der Sitzung am Donnerstagabend. Vor allem die Frage nach neuen Standorten für das Stadtmuseum und die Gedenkstätte, die beide im Verwaltungstrakt des ehemaligen Viktoriabads an der Franziskanerstraße untergebracht sind, beschäftigt die Politik.
„Wir finden es zwar sehr schön, dass die Universität ihr Kaufinteresse bekundet hat“, sagte Linken-Ratsherr Holger Schmidt. Doch das zwinge die Politik nicht, jetzt etwas übers Knie zu brechen. „Wir haben jedenfalls noch Beratungsbedarf“, sagte er und stellte sogleich die Frage nach dem Verbleib des Stadtmuseums und der Gedenkstätte. Auch müsse bei der universitären Planung für ein „Forum des Wissens“ ein gewisser Anteil an Wohnungen weiter möglich bleiben, „sonst wäre für uns die Planung fehlkonstruiert“.
Wie berichtet, hat die Bonner Universität der Stadt bereits im Januar ihr Interesse am Kauf von rund 3600 Quadratmetern städtischer Grundstücksfläche im Viktoriakarree zwischen Franziskanerstraße, Belderberg, Rathausgasse und Stockenstraße bekundet. Die Universität möchte auf dieser Fläche universitäre Einrichtungen unterbringen, unter anderem eine neue philologische Bibliothek. Diese war bereits bei der ursprünglichen Planung für das Karree vorgesehen, die auch den Bau eines Einkaufszentrums beinhaltete. Die Pläne scheiterten bekanntlich. Es schloss sich eine Bürgerwerkstatt an mit dem Ergebnis, dass die kleinteiligen Strukturen im Karree erhalten sowie zusätzliche Wohnungen geschaffen werden sollen.
Die Beschlussfassung vor der Sommerpause sei erforderlich, um der Universität die notwendige Planungssicherheit für weitere Verhandlungen mit dem Land zu geben, drängelt die Verwaltung. Eine schnelle Entscheidung sei auch für die Stadt Bonn wichtig, um „nachteilige Verzögerungen in der Entwicklung dieses wichtigen Quartiers zu vermeiden“.
Doch einige Politiker wollen sich nicht unter Druck setzen lassen. „Das Ganze scheint mir nicht ausgegoren zu sein“, sagte Hardy Lohmeyer von der Gruppe Rhein-Grün. Er warnte vor einer Monostruktur, die durch die Uni-Nutzung entstehen könnte, und forderte konkretere Angaben zum Vorhaben der Alma Mater ein. Zumal aus der Verwaltungsvorlage nicht genau hervorgehe, ob auch das frühere Viktoriabad Bestandteil der Uni-Pläne sei. In der Vorlage der Verwaltung heißt es dazu: „Das ehemalige Bad soll umgenutzt werden. (...) Parallel zur weiteren Erarbeitung des Bebauungsplanes soll die Nachfolgenutzung für das Viktoriabad konkretisiert werden“.
Der Planungsausschuss verwies das Thema schließlich ohne Votum an den Stadtrat, der am 24. Juni tagen wird. Ausschussvorsitzender Alois Saß (SPD) stellte nach der Sitzung gegenüber dem GA klar: „Teile der Ratskoalition sind sehr für die Uni-Planungen. Einige haben aber noch Beratungsbedarf.“ Er persönlich begrüße die Pläne der Universität und könne sich deren Umsetzung gut vorstellen.