Rekordzahl an Geburten in Bonn CDU fordert Runden Tisch zur Geburtshilfe

Bonn · Schon lange warnt Mother Hood, die Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind, vor einer besorgniserregenden Lage der geburtshilflichen Versorgung. Die CDU-Ratsfraktion sieht auch für Bonn und die Region Probleme und fordert jetzt in einem Antrag an den Sozialausschuss einen Runden Tisch zur Geburtshilfe.

 Die Sorge um ein ein ausreichendes Geburtshilfeangebot in Bonn und der Region treibt derzeit viele Eltern und Politiker um.   Foto: DPA

Die Sorge um ein ein ausreichendes Geburtshilfeangebot in Bonn und der Region treibt derzeit viele Eltern und Politiker um.   Foto: DPA

Foto: dpa/Caroline Seidel

Die CDU-Ratsfraktion hat in einem Antrag für die nächste Sitzung des Sozialausschusses gefordert, dass die Verwaltung ein Konzept für einen regelmäßigen Abständen tagenden „Runden Tisch Geburtshilfe“ erarbeiten. Als Grund nennt die CDU die einerseits steigenden Geburtenzahlen in Bonn und das andererseits nicht im selben Tempo wachsende Angebot an Geburtshilfeeinrichtungen in Bonn.

Auf den Bonner Geburtsstationen ist so viel los wie noch nie. Die Uniklinik vermeldet kurz vor Jahresende das 3000. Baby und damit rund 500 mehr als im Vorjahr. Die GFO-Kliniken haben mehr als 2300 Neugeborene. Im Johanniter Krankenhaus kamen knapp 900 Kinder zur Welt, 2020 waren es noch 700. Hinzu kommen etwas mehr 700 Babys in St. Elisabeth. Laut Uniklinik sei seit 20 Jahren eine kontinuierliche Steigerung der Geburten bemerkbar. „Aber die deutliche Zunahme der Geburtenzahlen in den letzten zwei Jahren liegt vor allem an den neuen Möglichkeiten der Pränatalmedizin und Geburtshilfe“, so Sprecherin Viola Röser.

Das neue Eltern-Kind-Zentrum auf dem Venusberg-Campus sei sowohl Anlaufstelle für normale als auch für Risikogeburten. Für den rasanten Anstieg dürfte aber die Schließung von mehreren Geburtsstationen in der Region ausschlaggebend sein, wie Michael Forst von den Johannitern erklärt. „Bei einer anhaltend hohen Geburtenrate verteilen sich die Entbindungen auf die verbleibenden Kliniken in Bonn.“ Diese steigenden Zahlen könne man aber gut bewältigen. Wie sie sich genau entwickeln werden, sei laut Dorothea Adams von den GFO-Kliniken noch nicht absehbar. „Wir freuen uns auf die werdenden Eltern.“

Angebot von Geburtshilfe zu klein

Die Bonner CDU verweist in ihrem Antrag auf diese Entwicklung. Hatte das Bonner Standesamt 2012 noch 5.390 Geburten registriert, so seien es 2020 bereits 6.258 gewesen. Von Elternvertretern wisse sie jedoch, dass das Angebot von Geburtshilfedienstleistungen nicht in gleichem Maße gewachsen sei. Dies sei insbesondere deshalb kritisch, da in den vergangenen Jahren zahlreiche Geburtsstationen in Krankenhäusern in Bonn und im Bonner Umland geschlossen wurden, wie in Beuel, Bad Godesberg, Waldbröl, Siegburg, Eitorf, St. Augustin, Hardtberg und Bad Honnef und deshalb ein verstärkter Zustrom von schwangeren und gebärenden Frauen angenommen werden müsse – was sich in den standesamtlichen Statistiken jedoch nicht niederschlage, da diese Frauen dort nicht registriert würden. „Die Kreißsäle der Krankenhäuser müssen sich häufiger über kürzere oder längere Zeitraume, von der Notfallversorgung beim Rettungsdienst abmelden. Dabei ist auch wichtig zu erfahren, welche Rolle bei den Sperrungen Personalengpässe spielen“, heißt es in dem Antrag weiter.

Laut einem AOK-Bericht von 2018 nehme zudem der Anteil der Teilzeit oder geringfügig beschäftigten Hebammen stetig zu. Der Verein Mother Hood berichte für den Bereich Bonn/Rhein-Sieg-Kreis über viele abgelehnte Anfragen für die Wochenbettbetreuung und eine geringe Anzahl von Hebammen, die Geburtsbegleitungen und Geburtsvorbereitungskurse anbieten würden. „Auch das Hebammenzentrum Rhein-Sieg/Bonn konnte zahlreiche Anfragen nicht vermitteln. Über die Hälfte der befragten Hebammen hatte schon mal darüber nachgedacht, den Beruf aufzugeben. Es liegen jedoch keine belastbaren Zahlen vor.“ Daher erscheine es dringlich, die gegenwärtige Situation in Bonn zu erheben und mittels eines ressortübergreifenden Runden Tischs nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.

Runder Tisch soll 2022 kommen

Doch der CDU-Antrag hat sich anscheinend bereits erledigt: So teilt die Verwaltung in einer Stellungnahme für den Sozialausschuss im Januar mit, sie plane bereits im ersten Quartal 2022 ein Arbeitstreffen für einen Runden Tisch Geburtshilfe. Man habe sich in der Vergangenheit bereits ausführlich mit dem Themenkreis beschäftigt. „Unter anderem wurde in 2018 von der Verwaltung ein Gespräch unter anderem zwischen den Krankenhäusern der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises sowie dem Hebammenberufsverband moderiert. Hierbei wurde deutlich, dass die Problematik primär auf Landesebene geklärt werden sollte.“

Im Nachgang seien weitere Gespräche mit Vertretungen der Hebammen und der Elterninitiativen geführt worden. Anfang November habe ein Treffen der Verwaltung mit dem Hebammenkreisverband Bonn/Rhein-Sieg stattgefunden. Mitte Dezember sei ein Gespräch mit Mother Hood geführt worden.

Das nun geplante Arbeitstreffen werde als Gremium der Kommunalen Gesundheitskonferenz stattfinden. „Ziel des Arbeitstreffens soll es sein, die Möglichkeiten zu klären, wie sich die geburtshilfliche Versorgung der Frauen in Bonn verbessern lassen könnte. Es wird seitens der Verwaltung angestrebt, dass sich auch Vertretungen des Rhein-Sieg-Kreises beteiligen.“

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