Aktion auf dem Münsterplatz Was man beim Tag der Feuerwehr in Bonn erleben konnte

Bonn · Einmal der Feuerwehr bei ihrer Arbeit zum Greifen nahe sein. Dies ist beim Tag der Feuerwehr zumindest teilweise möglich. Auf dem Münsterplatz gab es Informationen rund um das Thema Brandschutz und Vorführungen von Löscheinsätzen.

Beim Tag der Feuerwehr auf dem Münsterplatz gibt es neben Informationen auch verschiedene Vorführungen zum Thema Brandschutz.

Beim Tag der Feuerwehr auf dem Münsterplatz gibt es neben Informationen auch verschiedene Vorführungen zum Thema Brandschutz.

Foto: Stefan Knopp

Was die Feuerwehr macht, weiß jedes Kind. Warum braucht man noch einen Tag der Feuerwehr, wie er am Samstag auf dem Münsterplatz stattfand? „Es ist eine gute Gelegenheit, sich über den Rettungsdienst zu informieren“, erklärte der Bonner Feuerwehrchef Jochen Stein. Man könne Botschaften wie die 120-Sekunden-Regel, den Sinn und Zweck von Rauchmeldern und die Gefahr von Fettexplosionen anschaulicher vermitteln. Vielen sei nicht bewusst, „dass man sich mit einfachem Fehlverhalten großen Schaden zufügen kann“. Und natürlich sei es auch eine gute Nachwuchswerbung.

Also stellten sich Berufs- und Freiwillige Feuerwehren vor, wobei auf eine möglichst große Bandbreite geachtet wurde: Man fand die Oberkasseler Waldbrandbekämpfer und das Spezialfahrzeug zur Ausleuchtung von Einsatzorten, das in Holzlar stationiert ist, konnte den Hochwassersteg begehen, der nach den Rheinhochwassern in den 90ern angeschafft wurde. An der Ahr konnte er nicht zum Einsatz kommen, erklärte Feuerwehr-Pressesprecher Frank Frenser, da er den dortigen Strömungen nicht gewachsen gewesen wäre. Die Besucher konnten zudem ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse an einer Puppe ausprobieren und auffrischen.

Frenser erklärte auch einige Neuanschaffungen: Besonders imposant war das kleine Kettenfahrzeug mit dem großen Gebläse, das aussieht wie eine Schneekanone. Ferngesteuert kann dieses Löschunterstützungsfahrzeug (LUF) in verrauchte Hallen, Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen fahren und den Rauch hinausblasen. Neuestes Fahrzeug ist der Drehleiterwagen mit kippbarer Leiter. Damit kann die Feuerwehr besser an Brandherde in größerer Höhe gelangen und den Korb einfacher zum Beispiel mit Rettungsliegen bestücken.

Am Samstag war eine Transportliege für übergewichtige Patienten anmontiert. Eine Personengruppe, mit der man immer häufiger zu tun bekomme, erklärte Frenser. Deshalb hat sich der Bonner Rettungsdienst auch einen speziellen Rettungswagen angeschafft. Ein Standard-Wagen könne Menschen bis zu 180 Kilogramm aufnehmen. „Aber es gibt immer mehr Patienten, die weit schwerer sind.“ Der neue Wagen kann Personen bis zu 400 Kilogramm transportieren und versorgen – schwer vorstellbar, dass diese Grenze erreicht wird.

So war der Feuerwehrtag in Bonn
20 Bilder

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Foto: Stefan Knopp

Viele Besucher kamen. Es gab Vorführungen, eine Modenschau mit Feuerwehrkleidung, Aktionen für Kinder, mittels VR-Brille, die zum Training eingesetzt wird, konnte man Einsatzszenarien aller Art miterleben. Und man konnte mit Feuerwehrleuten ins Gespräch kommen und zum Beispiel ihre Motivation erfragen. „Alle, die da sind, haben auf jeden Fall ein Helfer-Gen“, sagte Ruben Lang von der Lengsdorfer Freiwilligen Feuerwehr. Für ihn ist das eine Passion, Hobby, Helfen und Netzwerk in einem.

Anton Heubach von der Berufsfeuerwehr hat dieses Hobby zum Beruf gemacht. „Das Gesamtpaket passt: Es ist ein toller kollegialer Zusammenhalt, ein facettenreiches Berufsbild und ein befriedigendes Gefühl, Leuten zu helfen.“

Als Waldbrandbekämpfer war Philip Knoff im Sommer in Frankreich. Dort habe er viel Solidarität und Herzlichkeit der französischen Kollegen erlebt – für ihn war das etwas, wofür er diesen Job macht. Natürlich wissen alle um die Gefahren: Bodenfeuer etwa, die unterirdisch in der Humusschicht glimmen. „Da gibt es immer wieder Trittfallen, in die man bis zum Knie einbrechen kann.“ Der Fuß landet dann in einem 450 Grad heißen Glutnest. „Dadurch, dass wir wissen, wie gefährlich das ist, bereiten wir uns natürlich vor.“

Für Lange war die Ahr-Flut bislang die riskanteste Situation, dabei war er gar nicht im schlimmsten Geschehen. In der Nacht selber war er in Röttgen im Einsatz, später in Rheinbach. Aber die Eindrücke einer Katastrophe von „biblischen Ausmaßen“ hatten gereicht: Man wolle ja helfen, aber man könne nicht. Heubachs bislang gefährlichster Einsatz war ein Kellerbrand. „Das nennt man Gefangene Räume. Die Hitze staut sich, die ist das Gefährlichste.“

Sie alle sind zufrieden mit ihrer Arbeitssituation – natürlich gebe es immer Luft nach oben, meinte Knoff. „Aber es wird momentan politisch gegengesteuert.“ Der Katastrophenschutz habe einen anderen Stellenwert erhalten. Für Heubach hat die Zahl der Rettungseinsätze unangenehm zugenommen, weil es oft um Bagatellen gehe, erklärte er. Und für die Freiwilligen gibt es allgemein wenig zu jammern. „Die Zeiten einer Zweiklassengesellschaft sind tatsächlich vorbei“, so Lange.

Es gebe heute eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr. Aber das Ehrenamt leide auch bei der Feuerwehr unter Personal- und Nachwuchsmangel. Und der Freistellungsanspruch werde von Arbeitgebern nicht mehr immer respektiert.

Speziell in Lengsdorf könnte der Umbau der Wagenhalle schneller gehen, sagte er: Man hat drei Einsatzfahrzeuge, aber bislang nur zwei Stellplätze. Und das schon seit Jahren.

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