Verkehrswende in Bonn Umweltspur stiftet immer noch Verwirrung

Bonn · Obwohl eine weitere Baustelle an der Kreuzung Höhe Hermann-Wandersleb-Ring/Provinzialstraße seit Montag in Betrieb ist, fließt der Verkehr. Stadtauswärts fahren weiterhin viele Autos auf der Umweltspur.

Groß und deutlich ist die Umweltspur auf dem Hermann-Wandersleb-Ring in Richtung Innenstadt markiert.

Groß und deutlich ist die Umweltspur auf dem Hermann-Wandersleb-Ring in Richtung Innenstadt markiert.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur geringfügig kam es am Montagmorgen zu Verkehrsbehinderungen an der Kreuzung Provinzialstraße/Rochusstraße/Hermann-Wandersleb-Ring. Dort hatten am Vormittag die Stadtwerke Bonn (SWB) wie angekündigt mit den Arbeiten für die Verlegung von Fernwärmeleitungen begonnen. Auch auf dem für den Individualverkehr größtenteils nur noch einspurig befahrbaren Wandersleb-Ring floss der Verkehr in beide Richtungen überwiegend ruhig. Für Diskussionen sorgt dagegen weiterhin die technische Umsetzung der Umweltspur stadtauswärts.

SWB-Mitarbeiterin Clarissa Pütz zufolge gab es keine Rückstaus oder Verzögerungen im Baustellenbereich. „Der Verkehr konnte problemlos über die verbliebene Spur vorbeigeführt werden.“ Parallel brachten Arbeiter ein Stück weiter auf der neuen Umweltspur auf dem Hermann-Wandersleb-Ring stadteinwärts Piktogramme mit den Symbolen für Fahrrad und Bus auf die Fahrbahn an. Auf die Frage, warum diese nicht auch auf der gegenüberliegenden Seite in Fahrtrichtung Duisdorf aufgemalt worden seien, meinte einer der Arbeiter: „Das ist laut Plan der Stadt Bonn nicht vorgesehen.“

Dabei stiftet die neue Umweltspur stadtauswärts offensichtlich immer noch viel Verwirrung unter den Autofahrern, wie auch einige Leser dem GA schreiben. Wer den Verkehr in Richtung Duisdorf beobachtet, sieht, dass viele Fahrzeuge immer noch die neue Umweltspur benutzen. Zum größten Teil, weil sie die Regelung offensichtlich zu spät begreifen, zum Teil aber auch absichtlich: Während zum Beispiel ein Traktorfahrer am Montagmorgen vorschriftsmäßig die linke Außenspur nutzte, rauschte ein Personenwagen verbotenerweise an ihm auf der rechten Spur vorbei. Lediglich zum Rechtsabbiegen ist ein Einfädeln kurz vorher zugelassen.

Und auch nachts zwischen 22 und 5 Uhr ist das Befahren der Umweltspur stadtauswärts anders als stadteinwärts zulässig. Hintergrund: Die Spuren stadtauswärts sind wie berichtet schmaler als die in die andere Richtung. Wenn Busse Radfahrer auf der Umweltspur überholen wollen, müssen sie dabei die Trennlinie überfahren. Erst durch die zeitliche Beschränkung des Sonderfahrstreifens sei es laut Straßenverkehrsordnung möglich, dass die Busse beim Überholen Sonderfahrstreifen verlassen dürften, erklärt die Stadt Bonn.

Kritik an Beschilderung der Umweltspur

Für Rolf Beu ist diese Regel nicht nachvollziehbar. Den Planungsexperten der Grünen erreichen ebenfalls zurzeit Beschwerden von Bürgern, die mit der neuen Umweltspur nicht klarkommen. Für Beu liegt das unter anderem auch an den auf den alten, weißen Pfeilen aufgemalten gelben Pfeilen, was zusätzlich verwirre. Außerdem sei die Beschilderung viel zu klein. „Wenn jemand auf der linken Spur unterwegs ist, kann doch kaum etwas auf den Schildern erkennen.“

Beu ärgert sich außerdem über die zusätzliche Baustelle für die Fernwärmeleitungen. Der Grüne ist überzeugt: Diese Baustelle und auch die geplanten Arbeiten zur Erneuerung des Endenicher Eis in absehbarer Zeit führten den von der Verwaltung bisher auf zehn Monate angelegten Verkehrsversuch mit den Umweltspuren ad absurdum. „Staus werden dann doch immer den Umweltspuren angelastet“, so Beu. Es werde deshalb unbedingt die Frage diskutiert werden müssen, ob eine zeitliche Begrenzung des Versuchs gerechtfertigt sei.

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Von GA-Redakteurin
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