Rat stimmt über neues Konzept für Ruhestätten ab Bonn verzichtet auf radikalen Grünschnitt auf Friedhöfen

Bonn · Die Bonner Friedhöfe sollen grüne Oasen bleiben, die nicht nur dem Totengedenken dienen. Die Stadt lässt offenbar auch frühere Ideen fallen, nicht benötigte Flächen bebauen zu lassen.

Der Nordfriedhof gehört zu den größten Ruhestätten in Bonn. Dort gibt es auch ein muslimisches Gräberfeld.

Foto: Meike Böschemeyer

Friedhöfe als grüne Oasen in der Stadt, einladender Parkcharakter statt steriler Ruhestätte, aktiver Beitrag zur Klimaverbesserung: Unter anderem die Sicherung dieser Szenarien sieht das Konzept vor, über das der Rat in seiner Sitzung an diesem Donnerstag entscheiden soll. Mit dem Planungspapier lässt die Stadtverwaltung offenbar frühere Pläne für die Bebauung von Freiflächen fallen. Auch die Abkehr von den vielfach kritisierten radikalen Rückschnitten von Bäumen und Sträuchern auf den 40 Friedhöfen der Stadt ist vorgesehen.

Mit einer veränderten Bestattungskultur hin zu mehr Urnenbeisetzungen und dem dadurch gesunkenen Platzbedarf hätten sich immer mehr Brachflächen ergeben, die sich sowohl als Naturflächen als auch für Naherholungsgebiete eignen, erklärte Jörg Baur vom Amt für Umwelt und Stadtgrün jüngst in der Sitzung der Bezirksvertretung Bonn. Das Konzept sieht die „Umwandlung in kleine blühende Oasen vor, die neben dem ästhetischen und dem erholungsbringenden Gewinn auch noch in großen Teilen dem Naturschutz zu Gute kommen“.

„Runder Tisch Friedhof“ gibt wichtige Impulse

In die Beschlussvorlage eingeflossen sind Beratungen des „Runden Tischs Friedhof“, der zwischen Herbst 2021 und März dieses Jahres getagt hatte. Beteiligt waren neben der Friedhofsverwaltung, den Ratsfraktionen, Vertretern der Religionsgemeinschaften auch Gärtner, Steinmetze und Bestatter sowie Vertreter der Handwerkskammer und des Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch.

Besonders interessant aus Sicht all derer, die die Ruhestätten als Naturräume begreifen: In der Beschlussvorlage ist der Auftrag an die Verwaltung enthalten, im Zuge der Umsetzung des Konzepts eine Planung zu entwickeln, „die sich insbesondere an den Belangen des Naturschutzes orientiert und auf eine Versiegelung sowie eine Bebauung verzichtet.“ Dies würde bedeuten, dass frühere Pläne hinfällig werden und vielmehr ehemalige oder eigentlich vorgesehene Grabflächen „stillgelegt“ werden. Der von vielen Besuchenden geschätzte Parkcharakter hätte so etwas wie Bestandsschutz, die angeschobene Schaffung von wilden Blumenwiesen würde laut Konzept ausgeweitet.

Rückschnitt soll noch weiter reduziert werden

In den vergangenen Jahren hatten Besucher immer wieder ein regelrechten Kahlschlag auf den Friedhöfen kritisiert. So hatten Mitarbeitende des Amts für Umwelt und Stadtgrün vielerorts drastisch zurückgeschnitten oder gar ganze Hecken und Sträucher entfernt. Von diesem Vorgehen sei man abgerückt, erklärte Baur vor der Bezirksvertretung. Mit dem neuen Konzept soll der Rückschnitt weiter reduziert werden. Zuletzt hatte die Verwaltung die starken Schnitte mit dem Sicherheitsbedürfnis der Besucher begründet.

Ein Änderungsantrag der CDU-Fraktion, die Friedhofsgebühren künftig zu subventionieren und damit senken zu können, wurde in der Bezirksvertretung Bonn am Dienstag mehrheitlich abgelehnt. Die Gebührenordnung soll aber überarbeitet werden. Potenzial zur Kosteneinsparung biete sich laut Baur durch verringerten Arbeitsaufwand auf den Friedhöfen. Volle Zustimmung erhielt hingegen ein Antrag zum Erhalt der Friedhofskapelle in Röttgen.

Zur Neufassung der Planung für das Erscheinungsbild der Friedhöfe gehört auch die Schaffung eines muslimischen Gräberfeldes im Bonner Süden - auf dem Nordfriedhof gibt es das bereits. Alle fünf Jahre soll der Friedhofsflächenbedarf überprüft werden. Auch die Infrastruktur kommt auf den Prüfstand: So werden etwa Kühlzellen in Trauerhallen und Kapellen stillgelegt, ausgenommen die Einrichtungen auf dem Nordfriedhof, dem Friedhof Kottenforst, dem Südfriedhof, dem Friedhof Beuel (Platanenweg) und dem Friedhof Heiderhof. Für sie soll eine anderweitige Nutzung gefunden werden, sofern die jeweilige Trauerhalle bestehen bleibt.