ADFC-Städteranking Bonn will Münster 2020 als Fahrradhauptstadt ablösen

BONN · Fahrradhauptstadt möchte Bonn bis 2020 werden. Schafft sie es? Und: Wie sieht es heute, sieben Jahre vorher, mit der Situation für Radfahrer aus? Immerhin verfügt Bonn über ein Radwegenetz von etwa 300 Kilometern. Dem stehen 1100 Straßenkilometer gegenüber.

Zum Vergleich: Essen verfügt über etwas mehr als 200 Kilometer Radwege, und Münster wirbt mit rund 4500 Kilometern Radwegen in der Stadt und darum herum.

Klar, dass Münster im letzten ADFC-Städteranking der 38 Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern den ersten Platz belegt. Bonn schafft es da zwar auf Platz 14 - knapp vor Dortmund und Magdeburg. Allerdings bescheinigt ihr der ADFC, dass sich in der Stadt seit 2005 nur "weit unterdurchschnittlich" etwas getan hat.

Die Stadt kündigt zwar an, die bestehenden Radwege zu "optimieren", den Radverkehr "als Netzsystem inklusive der Lückenschließung im städtischen Radwegenetz" auszubauen und mögliche Vorrangschaltungen an Ampeln für Radfahrer zu prüfen - aber viel hat sich da bislang nicht getan.

"Genau deswegen sind wir ja so begeistert von der Stadtverwaltung, dass sie das Fahrradstraßenkonzept so akribisch vorbereitet und den Bezirksvertretungen ein tolles Papier vorgelegt hat", sagt Werner Böttcher, Mitglied der Verkehrsplanungsgruppe des ADFC. Aber ob es der Stadt Bonn gelingt, bis 2020 die Voraussetzungen für die Fahrradhauptstadt zu schaffen, da hat Böttcher schon seine Zweifel: "Das ist ein ehrgeiziges, um nicht zu sagen, utopisches Ziel."

Während noch sehr viel im Radwegenetz im Argen liege, konzentriere sich die Politik laut Böttcher auf Seitenprojekte wie das Fahrradverleihsystem. "Und dann stelle ich mir vor, ein Tourist leiht sich eines Tages am Hauptbahnhof ein Rad, um die Stadt zu erkunden - und wird auf den Cityring geleitet, weil er damit nicht durch die Fußgängerzone fahren darf."

Das Fahrradfahrverbot in weiten Strecken der Innenstadt ist für den passionierten Radfahrer ein Ärgernis. Der ADFC meint, die Bonner Polizei verteile morgens fleißig Knöllchen an Radfahrer. Für ADFC-Sprecher Axel Mörer-Funk ein klarer Fall von Schikane: "Ich darf als Radfahrer nicht zu meinem Büro an der Bonngasse fahren, aber die Lkws und Autos stauen sich geradezu in der Fußgängerzone.

Das ist doch absurd." Christoph Schnur von der Bonner Polizei weist diese Kritik empört zurück: "Die sporadischen Kontrollen finden aufgrund der erhöhten Gefährdung von Verkehrsteilnehmer fest, weil vormittags erhöhter Lieferverkehr ist. Wir sanktionieren auch Autofahrer."

Für Böttcher steht fest, dass das Fahrradstraßenkonzept ein wichtiger Baustein ist, das Radfahren in Bonn attraktiver zu machen. Allerdings versuche die Politik, das Konzept möglichst "autofreundlich" umzusetzen ohne jemandem weh zu tun.

"Aber das geht natürlich nicht. Und viele sehen gar nicht die Vorteile, die eine Fahrradstraße mit sich bringt: Das ist eine Verkehrsberuhigung zum Nulltarif für die Anlieger." Mehr Radweg in Bonn zu schaffen, davon hält Böttcher nichts: "Das passt, wenn es eine durchgehende Strecke ist. Aber wenn sie von Straßeneinmündungen oder Einfahrten unterbrochen wird, sind sie eher gefährlicher als Fahrradschutzstreifen.

Radstraßen auf dem Weg

Fahrradstraßen hat Bonn auf dem Plan. Bestimmte Straßen oder Teilabschnitte sollen so umgewidmet werden, dass der Radfahrer Vorrang vor dem motorisierten Verkehr hat. Die Diskussion lief bereits in diversen Bürgerversammlungen und in den Bezirksvertretungen. Wie berichtet wurde die Beschlussfassung mit den Vorschlägen der Verwaltung in der Bezirksvertretung Bad Godesberg zwar angenommen, aber die Maßnahmen sollen den Bürgern erneut vor gestellt werden.

Das gilt aber nur für die Maßnahmen, für die die Stadt noch in diesem Jahr die Zuschüsse beantragen muss. Die für 2014 vorgeschlagenen Maßnahmen wurden nicht beschlossen, sondern vertagt, damit sie erst vor Ort vorgestellt werden können. Die Bonner Bezirksvertretung hat die Liste der Maßnahmen nur zum Teil beschlossen werden.

In der Weberstraße etwa soll es einen Ortstermin geben. Die Beueler haben zwar den Plänen für 2013 und 2014 zugestimmt, die Maßnahmen sollen aber den Anliegern noch einmal erläutert werden. Ohne Wenn und Aber hat die Bezirksvertretung Hardtberg dem Fahrradstraßenkonzept zugestimmt. Nur die FDP stimmte dagegen.

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