Bonner Bundespolizist kümmert sich um afghanische Waisen

Wenn die Augen der Kinder leuchten, ist das für Holger Buller der schönste Lohn. "Es gibt die Hoffnung, dass man doch etwas bewegt und zwar im richtigen Maße", sagt der 40-jährige Bonner.

Bonner Bundespolizist kümmert sich um afghanische Waisen
Foto: Privat

Bonn. Wenn die Augen der Kinder leuchten, ist das für Holger Buller der schönste Lohn. "Es gibt die Hoffnung, dass man doch etwas bewegt und zwar im richtigen Maße", sagt der 40-jährige Bonner. Seit Januar ist der Bundespolizist mit der European Union Police Mission (EUPOL) in Afghanistan im Einsatz.

Über seinen Dienst hinaus kümmert er sich mit drei Polizisten und einigen Bundeswehrsoldaten um 50 Kinder, die in einem Waisenhaus in Mazar-e Sharif leben, in der Nähe des Bundeswehr-Camps Marmal am Fuß des Hindukuschs.

"Es sind Kinder, deren Eltern im Krieg getötet wurden", berichtet Buller. Der größte Teil sei sechs bis sieben Jahre alt, zwei Drittel seien Jungen. "Wenn die Eltern sterben, werden die Mädchen häufig umgebracht. Frauen zählen nichts", sagt der Polizeihauptmeister. Deswegen sehe die Zukunft der Waisenmädchen alles andere als rosig aus. Mit 18 Jahren müssen sie das Heim verlassen. "Keiner wird sie heiraten, weil sie keinen Familiennamen mehr haben. Viele werden wohl auf der Straße landen."

Noch ein Grund mehr, ihnen das Hier und Jetzt so schön wie möglich zu gestalten. Dafür packen Polizisten und Soldaten gleichermaßen an. "Es hapert eigentlich an allem, an Strom, Wasser, Hygiene und an der Ausbildung", sagt Buller. In der Toilette gibt es kein fließendes Wasser, nur eine kleine Gießkanne. In der Küche war alles voller Schimmel, "hinter dem Schrank waren mindestens 50 Kakerlaken". Die Kinder schlafen teilweise zu viert in einem Bett, auf dem Speiseplan stehen meistens Bohnen oder Rüben.

Das ändert sich, wenn EUPOL und Bundeswehr vorbeikommen. Nicht nur, dass Care-Pakete mit Lebensmitteln und Spielsachen, die von Freunden und Familie aus Deutschland kommen, gespendet werden. Die Männer zimmern Schränke und Küchentische, verlegen Strom- und Wasserleitungen, statten den Unterrichtsraum aus und spielen mit den Kindern Fußball. Die Idee, sich um die Waisenkinder zu kümmern, entstand Weihnachten.

"Man ist weit weg von der Familie und emotional aus dem Gleichgewicht. Man sieht sich um und weiß das, was man Zuhause hat, anders zu schätzen", beschreibt Buller die Motivation des Landespolizisten Frank Hanse aus Hamburg, das Projekt ins Leben zu rufen. "Wir setzen bei den Kindern an. Wenn wir ihnen mehr Wissen mitgeben, können wir sie vielleicht von den Taliban wegziehen. Oder zumindest erreichen, dass sie sich ein eigenes Bild machen", sagt Buller.

In Sachen Bildung muss einiges getan werden, ist er sich sicher: "Die Erzieherin haben den Kindern beigebracht, dass die Erde eine Halbkugel ist. Rechts und links des Waisenhauses befindet sich Gebirge. Und das sei das Ende der Welt." Die Freundschaft zwischen den deutschen Männern und den afghanischen Kindern wächst. "Anfangs waren sie sehr scheu. Mittlerweile kennen sie uns, haben uns akzeptiert und wissen, dass wir nicht böse sind.

Hoffentlich bleibt das in den Köpfen hängen." Bald kann Buller wieder mit anpacken. Am Mittwochabend fliegt er nach Afghanistan zurück. Dann werden wieder viele Kinderaugen für ihn leuchten.

Wer helfen will, kann per E-Mail mit Holger Buller Kontakt aufnehmen: holgerbuller@gmx.de

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