Konzept für Ruhestätten vorgestellt Bonner Friedhöfe als grüne Oasen und Klimaschützer

Bad Godesberg · Die 40 Bonner Ruhestätten sollen gemäß des neuen Friedhofskonzepts einen Beitrag zur Klimaregulierung und für den Naturschutz leisten. Auch als Erholungsorte in der Stadt rücken sie stärker ins Bewusstsein, so der Wunsch von Verwaltung und beteiligten Akteuren. Einsparungen sollen sich auf die Friedhofsgebühren auswirken.

 Wegbereiter des Friedhofskonzeptes: Heinz-Josef Houf (links) und Jörg Baur (rechts) vom Amt für Stadtgrün mit Bestatter Wilhelm Becker (Mitte).

Wegbereiter des Friedhofskonzeptes: Heinz-Josef Houf (links) und Jörg Baur (rechts) vom Amt für Stadtgrün mit Bestatter Wilhelm Becker (Mitte).

Foto: Benjamin Westhoff

Die Reihen der Gräber auf dem Godesberger Zentralfriedhof sind lichter geworden in den vergangenen Jahren – ein deutliches Zeichen für eine sich verändernde Bestattungskultur. Rund 70 Prozent der Beisetzungen seien mittlerweile Urnenbegräbnisse, sagt Heinz-Josef Houf, Leiter der Bestattungsabteilung beim Bonner Amt für Umwelt und Stadtgrün. Stattdessen macht sich mittlerweile an etlichen Stellen mehr oder weniger kontrollierter Wildwuchs breit.

Ein ebenso deutliches Zeichen – in diesem Fall für eine der zentralen Maßnahmen, die mit dem neuen Friedhofskonzept realisiert werden sollen, dass in der vergangenen Woche nach fünf Jahren Werdenszeit vom Stadtrat verabschiedet wurde (der GA berichtete). Neben grünen Oasen in der Stadt sollen die Friedhöfe demnach ein noch wertvollerer Bestandteil des Klima- und Hitzeschutzes in Bonn sein.

„Diese Orte sind längst mehr als Ruhestätten“

Der Zentralfriedhof stehe durchaus symbolisch für den Anspruch, auf allen 40 Bonner Friedhöfen in den kommenden Jahren ein ähnliches Szenario zu etablieren, sagt Daniel Baier: „Diese Orte sind längst mehr als Ruhestätten. Sie sind Oasen der Entschleunigung in einer verdichteten Stadtumgebung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaregulierung und für den Naturschutz.“ Sein Mitarbeiter Jörg Baur beschreibt das veränderte gesellschaftliche Verständnis: „Früher ging man nur hierher, um zu trauern. Längst werden die Friedhöfe auch als Parks und Grünanlagen in den Stadtvierteln wahrgenommen.“

Das Konzept sieht vor, dass nahezu sämtliche aktuell freien und künftig nicht mehr belegten Grabflächen zu Naturräumen werden. „Wir benötigen deutlich weniger Platz für Bestattungen, dennoch werden keine Friedhöfe geschlossen“, stellt Houf klar. Auf den Alten Friedhöfen in Kessenich und Ippendorf werden zwar keine Flächen mehr vergeben, eine Komplettschließung ist hingegen vom Tisch.

Versiegelungen und Bebauung sind vom Tisch

Versiegelungen und Bebauung sind im Konzept ebenfalls, anders als in früheren Überlegungen, nicht vorgesehen. Als prägende Bestandteile der Friedhöfe gelten die Kapellen, auch sie sollen allesamt erhalten und zu „zeitgemäßen Trauerräumen“ modernisiert werden. Eine Reihe nicht mehr benötigter Kühlzellen wird umgestaltet.

Wo derzeit vielerorts noch ein Wechselspiel aus Grab und Freifläche das Erscheinungsbild vieler Friedhöfe prägt, sieht das Konzept eine Verdichtung vor. „Nach und nach zentralisieren wir die Gräberflächen, so dass mit der Zeit mehr zusammenhängende Bereiche entstehen“, sagt Baur – soll heißen: werden Gräber aufgelöst und eingeebnet, werden die Quadratmeter nicht mehr neu vergeben. Stattdessen verteilt die Friedhofsverwaltung nur noch Flächen in Nachbarschaft zu anderen Gräbern.

Der Rückschnitt von Sträuchern, Hecken und Bäumen soll zudem deutlich reduziert werden. Die so erzielten Einsparungen bei Personal und Kosten würden sich künftig auch in den Friedhofsgebühren niederschlagen, sagt Baur. Natürlich würden weiterhin die Wege freigehalten und auch Bäume auf sicheres Niveau geschnitten, „außerdem nehmen wir Rücksicht auf die Wünsche von Angehörigen, die sich im Umfeld eines Grabes eine gewisse Ordnung wünschen.“

Bestatter Wilhelm Becker saß in den vergangenen Monaten am „Runden Tisch Friedhof“ und war so wie viele weitere Gewerke und Initiativen außerhalb der Verwaltung am Konzept beteiligt. „Friedhöfe sind Kulturgüter, sie sind Teil der Stadtgeschichte, aber auch Teil des Alltags im Hier und Jetzt. Das Konzept trägt den Bedürfnissen und Notwendigkeiten unserer Zeit Rechnung.“ Sein Wunsch für die Zukunft lautet entsprechend: „Holen wir sie noch weiter ins Bewusstsein.“

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