Ernährung in NRW Bonner Gastronomen kritisieren Hygiene-Ampel

Bonn · Immer wieder erschüttern Lebensmittel- und Gastronomieskandale das Vertrauen der Verbraucher, ab Januar 2012 soll nun zumindest bezüglich der Sauberkeit von Gaststätten damit Schluss sein.

Mit einer Hygiene-Ampel wollen die Verbraucherschutzminister zukünftig für Transparenz sorgen. Plaketten sollen gleich an der Eingangstür der Betriebe auffällig Auskunft geben über die Ergebnisse des jüngsten Besuches der Lebensmittelkontrolleure. Wie auf einer Ampel können die Verbraucher dann an dem roten, gelben oder grünen Zeichen ablesen, wie sauber es in der Küche, im Gast- oder Lagerraum zugeht.

Werner Kaschke, Wirt der Beueler Gaststätte Zur Rheinbrücke, unterstützt die Pläne der Verbraucherminister. "Ich blicke der Ampeleinführung absolut positiv entgegen. Durch die geplante Kennzeichnung wird gegenüber unseren Gästen mit offenen Karten gespielt", sagt er.

Die Ampel ist als Kontrollsystem umstritten

Gastronomen, die wie er etwas auf sich hielten, einwandfreie Hygienestandards befolgten und auf die Verwendung frischer Ware setzten, hätten schließlich nichts zu befürchten. Uneingeschränkt gleicher Meinung ist Rolf Hiller, Wirt des Sudhauses am Friedensplatz und Vorstandsmitglied der Kreisgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) nicht.

"Wir sind für eine sinnvolle und intensive Kontrolle der Gaststätten. Ich befürchte aber, dass die Ampel nicht der richtige Weg ist. Wir brauchen ein gut funktionierendes Kontrollsystem, das wir im Grunde auch schon haben. Ein Diffamierungsprinzip, bei dem Wirte an den Pranger gestellt werden, scheint für mehr Transparenz ungeeignet zu sein", sagt er.

Zu unausgegoren seien die derzeitigen Pläne noch, als dass sich die Dehoga hinter sie stellen könnte. Es stehe beispielsweise noch gar nicht fest, nach welchem Bewertungssystem vorgegangen wird. "Drei Farben sollen etwas über die Qualität der Hygiene aussagen, aber wie werden sie ermittelt? Was soll zum Beispiel das rote Zeichen bedeuten? Nach unserem bisherigen Kontrollsystem bedeutet es doch eigentlich, dass die Gaststätte geschlossen würde", so Hiller.

Das System muss fair sein

Martin Stützer, Inhaber der Bad Godesberger Bastei, ist ebenfalls skeptisch. "Man darf nicht vergessen, dass Beurteilungen immer von Menschen getroffen werden", mahnt er. Immer spielten Sympathien und Antipathien in Bewertungen ein, egal wie objektiv man auch sein wolle. "Ab hier wird es gefährlich", warnt er.

Zweifel, die der Duisdorfer Gastronom Paolo Granatella teilt. "Wenn alles gerecht und fair zugeht, genug Personal zur Prüfung zur Verfügung steht, wäre das Projekt willkommen, aber man hat jetzt schon den Eindruck, dass manche Betriebe alle paar Jahre geprüft werden, während andere trotz bester Bewertungen mehrmals im Jahr mit Kontrollen rechnen müssen", so Granatella. Um eine Ampel sinnvoll einzuführen, müsse das System fair sein.

"Der Druck auf Schwarze Schafe steigt"

Die Stadt Bonn zeigt sich in einer Beurteilung wegen des frühen Planungsstandes noch zurückhaltend. "Es muss mit dem Land geklärt werden, welche Konsequenzen das hat. Wir gehen davon aus, dass der Personalaufwand größer sein wird", teilte das Presseamt mit. Erheblich mehr Aufwand befürchtet der Landkreistag NRW und fordert, dass das Land die Kommunen nicht auf den Kosten einer solchen Regelung sitzen lassen darf.

NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel, in dessen Haus die Pläne für die Ampel geschmiedet wurden, geht davon aus, dass "der Druck auf schwarze Schafe" steigt. Zugleich Grund zur Sorge für Landkreistag-Hauptgeschäftsführer Martin Klein, schließlich gehe es da für manchen Wirt um die Existenz. Schon heute seien Kontrollen in Problembetrieben nur unter Polizeischutz möglich.

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