Bonner Glühwein im GA-Test: Gegen laue Brühe hilft ein "Schuss"

Oberbürgermeister-Kandidaten setzen den "Engel-Treff" auf dem Weihnachtsmarkt auf Platz eins

Bonner Glühwein im GA-Test: Gegen laue Brühe hilft ein "Schuss"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Nein, sie haben nicht jeder Bude Bestnoten gegeben, um es allen recht zu machen beim Glühweintest des General-Anzeigers auf dem Weihnachtsmarkt. Vier Kandidaten, die 2009 Oberbürgermeister der Stadt Bonn werden wollen, gingen mit auf Tour und nahmen kein Blatt vor den Mund, was die Qualität des Bonner Glühweins angeht. Am Ende gewann wieder einmal die Pyramide am Friedensplatz ("Engel-Treff") den großen Geschmackstest. Aber dazu später mehr.

Mit guten Freunden Glühwein trinken zu gehen, macht Spaß. Mit Christian Dürig (CDU), Werner Hümmrich (FDP), Peter Finger (Grüne) und Bernhard Wimmer (Bürger Bund) war es nicht minder kurzweilig. Leider absagen musste Jürgen Nimptsch (SPD), weil die Schulpflegschaft seiner Gesamtschule Beuel an diesem Abend den zweiten Platz bei der deutschen Schulmeisterschaft nachbereitet hatte. Das verbliebene Quartett ging kritisch zur Sache, auch wenn überall nur zwei bis drei Schlückchen getestet wurden, um einen klaren Kopf zu behalten.

Und gleich der erste Glühwein erwies sich als Volltreffer. Kein Wunder, dass der original Christkindl-Wein aus Nürnberg am Friedensplatz weggeht wie Kölsch im Brauhaus. Als hätten sie ihren dritten Sieg in Folge geahnt, luden Wirtin Claudia Kipp und Glühwein-Manager Hansi Zinn die OB-Kandidaten gleich ein, die Pyramide zu besteigen und sich den Trubel vor dem "Engel-Treff" von oben aus anzusehen.

Und die anderen? Auch nicht schlecht, obwohl der Wechsel von zimtig zu zuckrig manchem Tester die Falten ins Gesicht trieb. Heiß oder lauwarm? Simple Keramiktassen oder hübsch gestaltete "Pötte"? Alles ist vertreten auf dem Weihnachtsmarkt anno 2008 im Bonner Zentrum.

"Der hier schmeckt noch schlechter als er riecht", urteilte Finger bei einer Bude, deren Namen wir hier lieber verschweigen. Als Wimmer, der hochsensible Geschmacksnerven bewies ("in diesem Eierpunsch ist aber auch Amaretto-Likör"), den allerletzten Schluck eines wenig gelungenen Glühweins ins Gebüsch wegkippte, ulkte Hümmrich: "Das schöne Wasser. . ."

Weil an praktisch jeder Bude die Reste auf diese Weise entsorgt wurden, zog das Testteam am Ende eine Glühweinspur hinter sich her. Und Dürig frotzelte auf Kosten des abwesenden SPD-Mannes: "Nimptsch noch einen Glühwein? Jo, ich nimptsch auf jeden Fall noch einen."

Trotz der mitunter gewöhnungsbedürftigen Geschmacksrichtung einiger Testobjekte: Im Grunde war es überall zu ertragen, die Nuancen sind fließend, der Rheinländer gewöhnt sich an alles. Und viele Tassen sind ausgesucht schöne Stücke. So etwa an der zweiten Pyramide am Münster, die auch ein ganz hervorragendes Getränk kredenzt und auf Platz zwei kam.

Nicht in die Wertung ging der anerkannt gute Brombeer-Glühwein "Rebellenblut" ein, der an der Eisbahn am Friedensplatz so lecker schmeckt, aber so ganz anders ist als die anderen Testobjekte. Auch die Bude, wo der Glühwein nach Fisch riecht, muss nichts befürchten. Der Geruch kam von der Matjesbude nebenan, das war Standortpech. Und dass der "Fisch-Glüh" bei den Testern eher als Touristen-Getränk punktet, ist sowieso reine Ansichtssache. Da kam der Dornfelder-Glüh am Karussell vor dem Sterntor deutlich besser weg, auch wenn es nur zu Platz drei reichte.

Um dem Gewinner aber doch noch etwas Wasser in den Wein zu kippen, sei gesagt: So lecker es dort war, so rappelvoll ist es auch vor der Bude. Und ein zufällig anwesender Amtsleiter der Stadt nutzte gleich die Gelegenheit, seine potenziellen künftigen Chefs in ein Dienstgespräch zu verwickeln, bevor die Kandidaten von den GA-Redakteuren "gerettet" wurden.

Und noch eins sollte nicht verschwiegen werden: Die Wahl war rein subjektiv, zumal zwei Tester den "Engel-Treff" schon im Vorfeld zu ihrer privaten Lieblingsbude erklärt hatten. Im nächsten Jahr - hicks, wir geloben es feierlich - testen wir Reibekuchen.

Ganz am Ende blieb noch jene Frauentruppe in Erinnerung, die unsere OB-Testkandidaten an einer streng kontrollierten Bude ("dieses Objekt wird videoüberwacht") mit Argwohn in Augenschein nahm. Und dabei gleich den passenden Tipp auf Lager hatte, als der Glühwein sich als eher lau entpuppte: "Da muss Schuss mit rein, sonst schmeckt's nicht", sagte eine. Die Damen kannten sich aus: "Vorzugsweise Amaretto." Und dann ist auch der Eigengeschmack des Glühweins egal.

Das Testergebnis im Detail:

Vier Merkmale galt es zu benoten, nämlich Geruch, Geschmack, Aussehen und Temperatur der Glühweine. Dazu konnte ein Extrapunkt für besonders freundliche Bedienung oder schöne Tassen gegeben werden.

Das Testteam, das aus vier OB-Kandidaten sowie Lisa Inhoffen und Rolf Kleinfeld vom GA bestand, konnte als Bestbewertung eine "Sechs" je Kategorie verteilen. Mit insgesamt 135 Punkten landete die Glühweinpyramide am Friedensplatz ganz vorne, gefolgt von der Pyramide der Brüder Markmann vor dem Münster mit 109 Punkten.

Im neuen Ausschank der "Markmänner" wird derselbe "Stoff" verkauft wie in deren Almhütte nebenan. Dritter wurde das Glühwein-Karussell von Peter Barth am Bottlerplatz mit 92 Punkten.

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