Bonner Kirchennacht lockt mehr als 10 000 Besucher

Sie besitzen Gottvertrauen und offensichtlich auch eine ganz gute Kondition: die Bläser der evangelischen Lutherkirche. Samt ihren Instrumenten kletterten sie am Freitagabend auf das Baugerüst der Kreuzkirche und eröffneten mit dem bekannten Kirchen- und Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" die 4. Bonner Kirchennacht.

Bonner Kirchennacht lockt mehr als 10 000 Besucher
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Sie besitzen Gottvertrauen und offensichtlich auch eine ganz gute Kondition: die Bläser der evangelischen Lutherkirche. Samt ihren Instrumenten kletterten sie am Freitagabend auf das Baugerüst der Kreuzkirche und eröffneten mit dem bekannten Kirchen- und Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" die 4. Bonner Kirchennacht.

Bis Mitternacht erlebten nach Schätzung des Veranstalters - die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Bonn (ACK) - mehr als 10 000 Menschen Bonns Kirchen einmal ganz anders. Ab 19 Uhr boten katholische und evangelische Kirche, Freikirchen sowie die griechisch-orthodoxe und altkatholische Kirche an 49 Orten verteilt im ganzen Stadtgebiet 188 Stunden Programm.

Eigentlich sollten die Turmbläser wie vor zwei Jahren ganz oben vom Turm der Kreuzkirche spielen, doch wegen laufender Sanierungsarbeiten wollte man dieses Mal auf ihr stimmungsvolles Eröffnungskonzert verzichten. "Zu schade", dachte sich Joachim Gerhardt, Pressepfarrer der evangelischen Kirche, und überredete die Musiker zur Kletterpartie bei frostigen Temperaturen.

Da hatten es die jüngsten Besucher der Kirchennacht im benachbarten Münster doch etwas gemütlicher: mehr als 40 Kinder erlebten einen außergewöhnlichen Rundgang durch die mittelalterliche Basilika mit Taschenlampen. Erstaunte Mienen gab es im "Klanggrund" im Bonner Loch.

Wo normalerweise Passanten eiligst von A nach B hetzen, feierte Polizeipräsident Wolfgang Albers mit vielen hundert Menschen in einer eigens vom Malteser-Hilfsdienst für die Kirchennacht aufgestellten Notkirche einen ökumenischen Gottesdienst. "Menschen müssen sich alles von der Seele reden können. Das ist manchmal lebensnotwenig", sagte Albers in seiner Auslegung von Psalm 23.

Erstmals mit im Boot der Kirchennacht: die Bahnhofsmission. Bei stündlichen Lesungen erfuhren die Besucher, was Reisende so in den vergangenen 65 Jahren in die Tagebücher der Mission eingetragen haben. Brechend voll bis in die Nacht: die kleine, kunstvoll illuminierte romanische Helenenkapelle im SinnLeffers-Gebäude.

Wer außerhalb der City die Kirchennacht erleben wollte, wurde nicht enttäuscht. In Beuel, in Sankt Josef zum Beispiel, gaben das Collegium Instrumentale und Solisten ein Konzert, in der Duisdorfer Johanniskirche hatte Pfarrerin Dagmar Gruß die Kirchennacht kurzerhand zur Nacht der Frauen umgemünzt und ließ Frauen aus Bibel und Kirchengeschichte zu Wort kommen.

Ein in jeder Hinsicht farbenfrohes Programm wartete in dieser eiskalten Nacht auch im ehemaligen Diplomatenstadtteil. Wohl zum letzten Mal gaben die indischen Patres den liturgischen Reichtum ihres heimischen Christentums an die Godesberger weiter. In St. Marien rührten die zarten Bewegungen einer südindischen Tänzerin an. Satte und mitreißende afrikanische Lobgesang-Klänge der "Gospel Ambassadors" drangen aus der Amerikanischen Kirche.

"Rock in Thomas" hämmerte die Jugendband "Miaomio" in der Thomaskapelle. Die Christuskirche bot mit dem kompletten Markusevangelium und Bela Bartok-Orgelmusik den Kontrapunkt. Und die Herz Jesu-Kirche im Villenviertel lud à la Weltjugendtag zu einer begeistert angenommenen "Nightfever"-Feier.

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