Repräsentative Befragung in Bonn Bonner lieben ihre Stadt

Bonn · Die Bonner lieben ihre Stadt und fühlen sich durchweg wohl. 66 Prozent der Befragten fühlen sich "sehr wohl", weitere 32 Prozent "eher wohl" in ihrer Stadt. Dieses eindeutige Votum zieht sich durch alle Alters-, Einkommens- und Bildungsgruppen. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung, die das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und die nhi² AG-Interviews International im Mai in Bonn durchgeführt haben.

Bonn ist eine liebenswerte und lebenswerte Stadt. Darin zumindest herrscht in der Bundesstadt weitgehend Einigkeit. 98 Prozent fühlen sich wohl zwischen Kottenforst und Ennert. Die Bonner schätzen besonders die Schönheit ihrer Stadt (25 Prozent), die grüne, ländliche Umgebung (21 Prozent), die schöne Landschaft und den Rhein (21 Prozent), die Lage (18 Prozent) und das kulturelle Angebot (14 Prozent).

67 Prozent der Bürger fühlen sich mit ihrer Stadt verbunden. Aber das Besondere: Laut einer Studie des infas Instituts für angewandte Sozialwissenschaft GmbH und der nhi² AG Interviews International gibt es in Bonn niemanden, der sich "gar nicht wohl" fühlt, 98 Prozent schwimmen praktisch im Glück - 66 Prozent fühlen sich "sehr wohl", 32 Prozent "eher wohl".

Bei den Interviews wurden den 800 Befragten keine vorgefertigten Antworten vorgelegt, sie wurden "offen" geführt. Deshalb sei das Ergebnis "bemerkenswert", so Menno Smid, Geschäftsführender Gesellschafter von infas. So bleiben die Wünsche, was geschehen müsste, "damit ich noch lieber in Bonn leben würde", relativ marginal: An erster Stelle liegt mit acht Prozent der Wunsch nach einem besseren Öffentlichen Personennahverkehr, gefolgt von "weniger Miete zahlen" (7 Prozent) und "mehr kulturelle Angebote" (6 Prozent).

Insgesamt sind die Bonner zufrieden mit ihrer Verwaltung und dem Bürgerservice (42 Prozent). Die Marktforscher befragten die Bürger nach ihren Prioritäten ("Wichtigkeit") beim Bonner Angebot und danach, wie zufrieden sie mit dem Angebot sind.

  • Die Kultur steht bei den Bonnern sehr weit oben in ihrer Bedeutung. Und die gute Nachricht lautet: Die Erwartungshaltung wird fast erfüllt. Bei der Wichtigkeit nimmt das gesamte Kulturangebot mit 63 Prozent den vierten Platz ein. Indes: Beim Theater-, Opern- und Ballettangebot übertrifft das Gebotene wie bei der Befragung im Vorjahr die Anforderungen. Während dieses Angebot lediglich 35 Prozent wichtig finden, liegt die Zufriedenheit bei 45 Prozent.
  • Das Festspielhaus wurde bei der Frage nach wichtigen aktuellen Bonner Themen als dritthäufigstes (12 Prozent) genannt, nach WCCB (29 Prozent) und Hochkultur (14 Prozent). Immerhin 79 Prozent der Befragten kannten die Pläne für ein neues Festspielhaus. 50 Prozent lehnen einen Neubau ab, 45 Prozent befürworten es. Fünf Prozent hat keine Meinung dazu.
  • "Das ist ein positives Ergebnis", sagt IHK-Präsident Wolfgang Grießl, der die Initiative "5000 x 5000 für Beethoven" ins Leben gerufen hat. "Ich hätte mit deutlich mehr Gegenwind gerechnet und die Befürworter bei etwa 20 Prozent gesehen." Die Begründungen der Gegner ("zu hohe Kosten") zeige, dass es noch Aufklärungsbedarf gebe. Grießl: "Das Festspielhaus wird privat finanziert und damit den öffentlichen Haushalt nicht belasten."
  • Das aktuelle Ergebnis deckt sich fast mit dem einer repräsentativen Befragung, die die Telekom im April 2010 in Auftrag gegeben hatte. Da begrüßten 44 Prozent ein neues Festspielhaus, 41 lehnten es ab, den restlichen 15 Prozent war es egal. "Ich hätte ein schlechteres Ergebnis erwartet", so Stephan Althoff, Leiter Konzernsponsoring und Kommunikationsstrategie der Deutschen Telekom. Allerdings will er keinen Zusammenhang zwischen der eigenen Befragung und dem Ausstieg des Konzerns im September 2010 aus dem Projekt hergestellt wissen. Ausschlaggebender Grund sei vielmehr gewesen, dass es "auf politischer Ebene keine treibende Kraft pro Festspielhaus" gebe, und auch eine wirkliche Begeisterung sei in der Öffentlichkeit ja nach wie vor nicht auszumachen, so Althoff.
  • Sicherheit: Die Sicherheit (Schutz vor Kriminalität) nimmt bei der Wichtigkeit im Bonner Angebot mit 85 Prozent eine Spitzenstellung ein, allerdings sind lediglich 33 Prozent mit der Situation zufrieden. Der Wert wird besonders von Bürgern in Bad Godesberg geprägt: Nur 20 Prozent der Godesberger haben ein positives Sicherheitsempfinden. Auf dem Hardtberg (41 Prozent) und in Beuel (38 Prozent) liegt dieser Wert etwa doppelt so hoch.
  • Die Bonner Bäder werden laut Umfrage von 43 Prozent genutzt. Das beliebteste Bad der Bonner ist das Hardtbergbad, das Frankenbad wurde mit 18 Prozent am häufigsten zur Schließung vorgeschlagen. Allerdings sprechen sich 59 Prozent aller Befragten dafür aus, alle städtischen Badeanstalten zu erhalten. Überhaupt nimmt die Kürzung der Sportförderung den letzten Platz ein bei der Nennung von wichtigen Themen in Bonn.
  • Bonn packt's an: Das Beteiligungsportal der Stadt Bonn zum Haushalt wird nicht angenommen. Um das festzustellen, reicht ein Blick auf die Internetseite. Registrierte Nutzer: 1 768. Dies sind nicht mal ein Prozent der Bonner Bevölkerung. Im Vorjahr lag die Beteiligung zwar mehr als viermal so hoch. "Es ist aber nichts anderes als ein virtueller Stammtisch", so infas-Chef Menno Smid. "Da wird die Illusion verbreitet, man könne mitbestimmen."
  • Die Marktforschungsinstitute haben auch dazu befragt: 22 Prozent begründet ihre Nichtnutzung damit, keine Zeit zu haben, ebenso viele haben "kein Interesse", 14 Prozent sehen in der ausschließlichen Möglichkeit, nur übers Internet seine Meinung kundzutun, ein Hindernis. Weitere 14 Prozent sagen, sie hätten keine Ideen. Jeder Zehnte ist der Meinung, dass es sich dabei um "keine echte politische Beteiligung" handele. Smid warb für seine Branche: Eine repräsentative Umfrage zum Bonner Haushalt sei bereits ab 20 000 Euro zu haben. Zum Vergleich: "Bonn packt's an" kostet den Steuerzahler 50 000 Euro, im Vorjahr waren es noch 70 000 Euro, die die Bürgerbeteiligung kostete.
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