Tendenz zum Abriss Bonner OB plädiert für Stadthaus-Neubau

Bonn · Seit Jahren diskutieren Rat und Verwaltung, was mit dem Bonner Stadthaus geschehen soll. Jetzt zeichnet sich ein Abriss und Neubau ab. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend aufgrund einer Großen Anfrage des Bürger Bunds Bonn erfahren.

 In keinem guten Zustand ist das 1978 eingeweihte Stadthaus am Berliner Platz. Der höchste Verwaltungsturm misst 72 Meter.

In keinem guten Zustand ist das 1978 eingeweihte Stadthaus am Berliner Platz. Der höchste Verwaltungsturm misst 72 Meter.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit Jahren diskutieren Rat und Verwaltung, ob das Stadthaus am Berliner Platz saniert oder abgerissen und neu gebaut werden soll. Bei einem Neubau stellt sich zudem die Frage des Standorts. Offensichtlich bewegt sich das Pendel im Augenblick wieder in Richtung Abriss und Neubau, wie der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend aufgrund einer Großen Anfrage des Bürger Bunds Bonn erfuhr. Oberbürgermeister Ashok Sridharan plädiert für den Fall, dass die Entscheidung pro Neubau ausfallen sollte, diesen am heutigen Standort – auf jeden Fall an zentraler Stelle in der Innenstadt – zu errichten.

Die mehr als 1500 Mitarbeiter, die im Stadthaus ihre Büros haben, müssten bei einer Generalsanierung oder einem Neubau für die Bauzeit in Mietobjekten untergebracht werden, nicht jedoch bei einer turmweisen Sanierung. Doch bis eine endgültige Entscheidung fällt, fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter. Laut der vorläufigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des Gutachters „Partnerschaft Deutschland“ (PD) ist ein Neubau im Rahmen eines Öffentlich-Privaten Partnerschaftsmodells (ÖPP) vorzuziehen, bei dem unter anderem die Leistungen der Planung und der Bauausführung durch einen Generalunternehmer erbracht werden sollten.

Aber: Die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung seien für die Erarbeitung eines „finalen Entscheidungsvorschlages“ noch nicht ausreichend, da sie sich im Wesentlichen nur mit baulichen Fragen auseinandergesetzt habe, heißt es in der Mitteilungsvorlage für den Rat. „Die wesentlichen Entscheidungsparameter müssen daher noch erarbeitet werden, da Fragen in Bezug auf die zukünftige Arbeitswelt der Verwaltung nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen seien. Diese Aspekte seien zur Definition eines Anforderungsprofils für einen künftigen Verwaltungssitz für den weiteren Abstimmungsprozess zwingend zu berücksichtigen. „Dazu gehört die Frage, wie viele Büroflächen wir in Zukunft wirklich brauchen“, sagte der OB dem GA vor der Ratssitzung.

Während der Corona-Krise seien doppelt so viele Mitarbeiter wie vorher im Home-Office gewesen. Hinzu komme, dass nie alle Beschäftigten gleichzeitig – unter anderem wegen Urlaub und Krankheit – im Büro seien. „Es ist also nicht erforderlich, für jeden einen festen Arbeitsplatz bereitzuhalten.“ Ungefähr 30 Prozent an Büroflächen könnten eingespart werden. „Das spart Millionen.“ Die Verwaltung will nun „zeitnah“ eine Projektgruppe für das Projekt Stadthaus einrichten.

Das Stadthaus wurde 1978 eingeweiht und ist bekanntermaßen schon lange in keinem guten Zustand mehr. Aus einem 2011 vorgelegten Gutachten ging seinerzeit eine Sanierung als Empfehlung hervor. Geschätzte Kosten damals: 200 Millionen Euro.

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