Bonner Radfahrer setzen auf Eigenverantwortung

Die meisten der rund 50 Bürger am Redaktionsmobil lehnen den Zwang zum Tragen eines Helms ab

Bonner Radfahrer setzen auf Eigenverantwortung
Foto: Frommann

Bonn. Die Leserbriefseiten waren voll, als Polizeipräsident Wolfgang Albers Mitte März in einem Artikel des GA die Helmpflicht für Radfahrer forderte. Zustimmung, aber auch jede Menge wütender Proteste folgten.

"Grund genug, das Thema nochmals aufzugreifen und die Meinung der Bürger zu hören", eröffnete Moderator und GA-Redakteur Ludger Gerhards am Donnerstag den GA-Dialog auf dem Friedensplatz. Polizeipräsident Albers blies der Wind erneut recht kräftig entgegen, erklärte er doch erneut, warum er an der Pflicht zum Tragen eines Schutzhelmes festhält.

"Die Zahlen sprechen für sich, seit 2005 gibt es in Bonn mehr schwerverletzte Radfahrer als Autofahrer, Tendenz steigend", verdeutlichte er. Empfehlungen zum Fahrradhelm würden nur von wenigen Bürgern beherzigt, die reine Freiwilligkeit reichte nicht.

Doch genau die ist der überwiegenden Mehrheit der rund 50 Besucher rund um das GA-Mobil heilig. "Ich bin gegen eine Pflicht, alles wird reglementiert, dabei soll jeder selbst entscheiden", so ein Bürger. "Erinnern Sie sich an das Gezeter, als die Anschnallpflicht kam. Heute ist es völlig normal, den Gurt zu nutzen", erinnerte Albers, der auf den Gewöhnungseffekt bei den Menschen setzt.

Zur Verhältnismäßigkeit mahnte dagegen Rüdiger Wolff, 2. Vorsitzender des ADFC Bonn/Rhein-Sieg an: "Wir sind ausdrücklich für das Tragen eines Helmes, aber nicht per Gesetz", sagte er. Außerdem müsse mit dem Irrglauben aufgeräumt werden, dass ein Helm Rundumschutz böte.

"Es geht darum, Unfälle generell zu vermeiden", so Wolff, der als Chirurg die typischen Schädelverletzungen bei Fahrradunfällen kennt. Fahrradfreundliche Ampelschaltungen, sichere Verkehrsführung und gute Radwege seien Punkte, die es in Bonn für die aktive Sicherheit der Radler zu verbessern gelte.

Ausdrücklich für den Radhelm, allerdings ohne Zwang sprach sich auch Achim Ebert aus. Der Geschäftsführer der Hannelore-Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems lobte die Aufgeschlossenheit der Bonner für den Helm auf freiwilliger Basis. "Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und das sollte es einem wert sein, seine wichtigstes Organ zu schützen", sagte er.

Dass das Tragen eines Helmes und verantwortliches Fahren sich nicht immer ergänzen, berichtete eine Bürgerin: "Gerade die mit Schutzhelm fahren meist am waghalsigsten, wie etwa in der Rheinaue", sagte sie.

Dass sich manche Radfahrer mit Helm in einer Scheinsicherheit wiegten, gab auch Albers zu. "Mag sein, dass die Risikofreudigkeit steigt, doch im begrenzten Verkehrsraum in Bonn müssen die Teilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen", so der Polizeipräsident, der selbst stets mit Helm unterwegs ist.

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