Mal in Bonn, mal in Burkina Faso Bonner Studentin vermittelt Spaß an Mathematik

Bonn · Die Bonner Studentin Jessica Schmidt vermittelt Spaß an Zahlen und Co. – mal in Bonn, mal in Burkina Faso. Die 22-Jährige hat gerade ihren Lehramts-Bachelor in Bonn beendet und wird im Wintersemester mit dem Master weitermachen.

An den Mathematikunterricht haben die meisten keine guten Erinnerungen. Es sei denn, sie hatten gute Lehrer, die ihnen Freude am Rechnen und logischen Denken vermittelt haben. Manche studieren danach sogar Mathe. So wie Jessica Schmidt.

Die 22-Jährige hat gerade ihren Lehramts-Bachelor in Bonn beendet und wird im Wintersemester mit dem Master weitermachen: „Mathe kann auch ganz nett sein. Es muss nicht so furchtbar sein, wie in den Medien oft dargestellt“, sagt Schmidt. An der Unbeliebtheit ihres Fachs möchte sie selbst etwas ändern.

Mit sieben anderen Mathe-Studenten engagiert sie sich neben dem Studium beim Schulprojekt des Hausdorff Centers for Mathematics, einem der Exzellenzcluster der Uni Bonn. Gemeinsam besuchen Schmidt und ihre Kommilitonen regelmäßig Schulen aus Bonn und der näheren Umgebung für Projekte – manchmal für einzelne Stunden, manchmal für ganze Projekttage.

„Meist sind wir für eine Doppelstunde da und arbeiten zu zweit mit den Schülern an einem Thema. Bei den Kleinen ist Mathe zum Anfassen gut – Basteln oder Falten zum Beispiel. Für Ältere bieten wir auch Projekte mit komplexen Zahlen an“, erklärt Schmidt. „Das geht über das Schulniveau hinaus, erfordert aber wenig Vorwissen.“

„Die Kinder in Deutschland haben es richtig gut“

Neben dem Schulprojekt bieten die Bonner Studenten zudem noch eine Schülerwoche an, in der Oberstufenschüler an Vorlesungen und Übungen teilnehmen können, um herauszufinden, ob ein Mathestudium vielleicht das Richtige für sie ist. Bei der Wissenschaftsrallye der Uni Bonn und beim Girls' Day sind Schmidt und die anderen ebenso aktiv, um den Nachwuchs für die Welt der Zahlen zu begeistern.

Auch wenn der Schulunterricht in den meisten deutschen Schulen nicht immer so anschaulich sein mag wie ein Projekttag mit Schmidt und ihren Kommilitonen, so sind die Bedingungen hierzulande doch wesentlich besser als anderswo. „Die Kinder in Deutschland haben es hier richtig gut, sie haben nachmittags Zeit zum Spielen – im Gegensatz zu den Kindern in Burkina Faso“, sagt Schmidt.

Bereits zwei Mal war die junge Frau im Zuge von Praktika in dem westafrikanischen Land und hat dort unter anderem Mathe und Deutsch an einer Schule unterrichtet. Auch ihr Zweitfach – Französisch – war den Auslandsaufenthalten zuträglich, denn die Verkehrssprache des Landes beherrschte sie damit bereits. „Die Kinder dort kommen erst um 17 Uhr aus der Schule nach Hause und müssen dann noch Hausaufgaben machen“, berichtet sie.

„In den Klassen dort sitzen 60 Leute, hier beschwert man sich schon bei 25“

Während Schmidt von November 2016 bis zum Februar in einer Schule arbeitete, konnte sie viele Erfahrungen für später sammeln: „Ich durfte direkt selbst unterrichten, habe meine eigenen Klassenarbeiten geschrieben und Noten gegeben. Das war ungewohnt, aber toll, um schon mal zu üben.“ Eins allerdings ist der Lehramtsstudentin besonders im Gedächtnis geblieben: „In den Klassen dort sitzen teilweise 60 Leute, hier beschwert man sich schon bei 25 bis 30 Schülern.“

Von ihrem Praktikum hat sich Schmidt nicht nur Erfahrungen im Unterrichten erhofft, sondern auch, kulturelle Unterschiede kennenzulernen. Dass sie dafür nach Westafrika wollte, wusste sie schnell: „Nach Frankreich kann ich immer noch gehen, das ist nicht so weit.“

Im vergangenen November kehrte Schmidt noch einmal für zwei Monate nach Afrika zurück, um ein Praktikum in einem Waisenhaus zu machen, das von dem Kinderhilfsverein Sahel betreut wird. Vormittags half sie zudem in einem Zentrum für Mädchen und Frauen, die von ihren Familien verstoßen worden waren. Auch von Deutschland aus engagiert sich Schmidt weiter, sie hat zwei Patenkinder in Burkina.

„Ich möchte gerne zurück“, sagt sie heute. „Ich war super beeindruckt davon, wie eine Frau dieses Projekt aufgebaut hat, bei dem ich letztes Mal gearbeitet habe. Leider ist die politische Lage seit Beginn des Jahres schlechter. Viele Menschen sind aufgrund von Terroranschlägen in die Hauptstadt geflohen.“

Wenn sich die Lage verbessert hat, möchte Schmidt gerne wieder dorthin reisen. Dauerhaft in Burkina Faso zu leben, kann sie sich aber nicht vorstellen: „Für ein halbes oder ein ganzes Jahr kann ich es mir schon vorstellen, aber klimatisch weiß ich nicht, wie lange ich es aushalte. Es wird dort sehr heiß.“

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