Gesundheit in Bonn Bonner Zahnarztpraxis ist auf Endodontie spezialisiert

BONN · Alexander Müller liegt entspannt auf dem Behandlungsstuhl. "Alles in Ordnung?", fragt Dr. Carsten Appel. Müller signalisiert kaum verständlich "Okay", schließlich ist sein Mund mit einem Gummituch abgedichtet. "Damit verhindern wir, dass während der Behandlung Keime in die Wunde gelangen", erklärt Appel.

 Bis ins kleinste Detail kann Dr. Carsten Appel den zu behandelnden Zahn durchs Mikroskop sehen. Das Bild wird auch auf Monitore übertragen.

Bis ins kleinste Detail kann Dr. Carsten Appel den zu behandelnden Zahn durchs Mikroskop sehen. Das Bild wird auch auf Monitore übertragen.

Foto: Barbara Frommann

Zuvor in Niederkassel angesiedelt, betreibt er seit Mai 2013 mit seiner Kollegin Dr. Charlotte Willebrand die Praxis "Endodontie am Venusberg", die sich ausschließlich auf Wurzelkanalbehandlungen spezialisiert hat. Es gebe bundesweit weniger als 20 ähnliche Praxen, sagt der Spezialist. Rund 400 Zahnärzte - nicht nur aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, sondern der ganzen Region bis Düsseldorf, Koblenz und Neuwied - überwiesen Patienten zu ihm.

Und die haben oft einen beschwerlichen Leidensweg hinter sich. Entweder plagen sie seit Längerem starke Schmerzen, oder die entzündete Zahnwurzel hat zu chronischen Erkrankungen geführt. Erst anhand eines Röntgenbildes kann festgestellt werden, ob der Nerv oder eine alte Wurzelfüllung entfernt werden muss.

Appel, neun Jahre Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung, sowie seit vielen Jahren national und international als Dozent für Endodontie tätig, ist seit zehn Jahren ausschließlich auf Wurzelkanalbehandlungen spezialisiert.

Obwohl vom Sachverständigenrat für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens gefordert und im Ausland zum Teil etabliert, gibt es in Deutschland bisher nur wenige Praxen für Endodontie. "Einige Fachgebiete der Zahnmedizin sind hier noch immer nicht als eigenständig anerkannt, entsprechende Lehrstühle fehlen", kritisiert Appel, selbst Lehrbeauftragter im Endodontie-Studiengang in Düsseldorf.

Dort wird das Fach berufsbegleitend angeboten. "Anders als in den USA. Dort besteht die Möglichkeit, nach einem abgeschlossenen Zahnmedizinstudium eine zweijährige Aufbauausbildung zum Spezialisten für Endodontie anzuschließen", so der Arzt.

Allerdings kann jeder in Deutschland ausgebildete Zahnarzt eine gute Wurzelkanalbehandlung anbieten. Das bestätigt auch Dr. Christian Pilgrim, Direktor der Zahnärztekammer Nordrhein: "Sicher kann man jede Ausbildung noch verbessern", sagt er. "Aber wir brauchen uns im europäischen Vergleich nicht zu verstecken." Zudem sei dieser Fachbereich regelmäßig Thema bei Fortbildungen. "Und die werden von den Ärzten gut besucht."

Bei Alexander Müller ist die Pulpa (siehe Info-Kasten) vor einiger Zeit beseitigt und ein Medikament in die Zahnhöhle eingelegt worden. Jetzt kann der Wurzelkanal gesäubert und mit einer thermoplastischen Technik gefüllt werden. Dabei arbeitet der Arzt permanent mit dem Mikroskop, um selbst kleinste Strukturen sichtbar zu machen. Ist der Wurzelkanal gefüllt, wird der Zahn mit Kunststoff wieder aufgebaut.

Nach 20 Minuten hat Alexander Müller alles überstanden. Er ist von seinem behandelnden Zahnarzt überwiesen worden. Dorthin geht er jetzt auch wieder zurück. "Sein Zahnarzt bekommt von uns eine Behandlungsdokumentation und kann den weiteren Aufbau des Gebisses, etwa mit Kronen oder einer Brücke, planen. Wir bauen hier nur ein festes Fundament."

Endodontie

Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie das Innere des Zahnes, den Zahnnerv auch Pulpa genannt. Die Endodontologie ist die Lehre von Form, Funktion und Erkrankungen des Zahnmarks und deren Therapie. Bekannter sind die Begriffe Wurzelkanal- oder Wurzelbehandlung. Hierbei liegt das Augenmerk darauf, das erkrankte Wurzelkanalsystem möglichst vollständig von Bakterien und Gewebsresten zu reinigen und dadurch den Zahn dauerhaft zu erhalten. Sie ist somit eine Alternative zum Implantat oder zu Zahnersatz.

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