Von Beuel in die Nordstadt Bonner zieht mit Karawane von Lastenfahrrädern um

Bonn · Mit einer Karawane aus Lastenfahrrädern ist ein Bonner am Wochenende von Beuel in die Bonner Nordstadt gezogen. In einem Rutsch transportierten die 20 Radler seinen ganzen Hausstand durch die Stadt.

Eine Karawane aus Fahrrädern, beladen mit einem ganzen Hausstand, schob sich am Sonntag durch Bonn. Kilometerweit fuhren die etwa zwanzig Lastenräder zahlreiche Umzugskisten und Möbel inklusive Waschmaschine und Kühlschrank von Beuel bis in die Nordstadt. Umgezogen ist der Bonner Maurice, der dieses Mal nicht mit dem Auto oder gar einem Umzugsunternehmen umziehen wollte. „Ich wollte erst einen Transporter buchen und habe gemerkt, wie teuer das ist“, sagt er. Seit Jahren transportiere er im Alltag ohnehin alles mit seinem Lastenfahrrad. Zwar sei die Idee erst ein Spaß gewesen, die Entscheidung habe aber auch Umweltgründe: „Ich finde es lustig, aber auch schrecklich, wofür die Leute alles in ihr Auto steigen“, sagt er.

Vor etwa drei Wochen postete Maurice sein Vorhaben auf der Facebook-Seite der Critical Mass-Community, einer Bewegung, die regelmäßig mit großen Fahrradtouren auf die Belange des Radverkehrs aufmerksam macht. Viele Helfer mit Lastenrädern meldeten sich daraufhin. Einige kannte er bereits, aber auch Fremde meldeten sich. Alle Helfer hielten die Idee für eine gute Aktion und wollten mitmachen. „Ich habe sehr viel positives Feedback bekommen“, erzählt Maurice.

Als sich alle Lastenräder vor Maurices Tür in Beuel versammelt hatten, ging es los: Die 20 Helfer schnürten Kisten, Möbel und Topfpflanzen auf die vielen Fahrräder, einige mit mehr von Maurices Hausstand beladen, andere mit weniger. „Die größten Teile mussten natürlich auf die größten Räder. Wenn man mit den kleinen Sachen anfängt, hat man ein Problem“, sagt Maurice.

2,5 Meter großes Sofa auf dem Lastenrad

Sein zweieinhalb Meter breites Sofa fand Platz in einem Lastenanhänger des Bonner Lastenräderverleihs „Bolle“, die ebenfalls mit einigen Lastenrädern mitfuhren. Genauso wie das Lastenfahrrad-Projekt „VeloWerft“. Nachdem alles auf den Fahrrädern verstaut war, machte sich die Umzugskarawane auf den Weg: Von Beuel aus über die Kennedybrücke bis in die Bonner Nordstadt – und blieb nicht unbemerkt: „Natürlich sorgt so etwas für Irritation, und da wird auch mal gehupt. Die meisten haben aber amüsiert, begeistert oder ratlos reagiert“, erzählt der Bonner.

Nach zwei Kilometern gab es dann die erste Panne: Eines der Lastenräder hatte einen Platten. Nachdem der aber schnell vom einem mitfahrenden Radtechniker geflickt war, ging der Umzug weiter. Etwa acht Kilometer weit transportierten die Radler Maurices Haushalt über Bonns Straßen. Nach einer Dreiviertelstunde kamen seine Habseligkeiten dann an der neuen Adresse an, ohne Verluste und in einem Rutsch. Kein lästiges Hin und Her fahren mit dem Auto war mehr nötig. „Dass wir das in einer Fuhre geschafft haben, hat mich selbst überrascht“, sagt Maurice. Zum Abladen bildete die Gruppe eine Kette, um alles von den Fahrrädern ins neue Heim zu bringen. Maurice bedankte sich mit Pizza und Bier im neuen Garten.

Auch den nächsten Umzug würde er wieder mit Lastenfahrrädern machen, sofern nicht viel mehr an Hausstand dazukommt. „Das war zwar im Vorfeld ein riesengroßer Organisationsaufwand, aber hat definitiv viel mehr Spaß gemacht als ein normaler Umzug“, so Maurice.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort