Brigitte Grüll: "Bad Godesberg wird keine Billigstadt"

Laden auf, Laden zu, Laden auf: Wer durch die Godesberger Innenstadt geht, bemerkt, dass sich vieles tut. Brigitte Grüll ist Vorsitzende des Vereins Bad Godesberg Stadtmarketing - und kennt sich aus in der Innenstadt.

Bad Godesberg. Laden auf, Laden zu, Laden auf: Wer durch die Godesberger Innenstadt geht, bemerkt, dass sich vieles tut. Brigitte Grüll ist Vorsitzende des Vereins Bad Godesberg Stadtmarketing - und kennt sich aus in der Innenstadt. Benjamin O'Daniel sprach mit der Vorsitzenden über die aktuellen Entwicklungen.

GA:> Aus welchem Grund sollte ein Godesberger in der Godesberger Innenstadt einkaufen - und nicht in fünf Minuten mit dem Zug nach Bonn fahren?

Brigitte Grüll: Im Grunde bekommt man in Bad Godesberg alles, vom Fahrrad bis zum Joghurt. Außerdem haben wir viele von Inhabern geführte Geschäfte. Das Einkaufen ist dort viel persönlicher. Und wir haben einen Lebensmittelmarkt plus viele medizinische Dienstleistungen vor Ort. Man kann also einen Arztbesuch und Einkäufe sehr gut miteinander verbinden.

GA:> Trotzdem hat man den Eindruck, dass viele Geschäfte leer stehen, vor allem in der Koblenzer Straße.

Grüll: Dieser Eindruck trügt. Insgesamt stehen die Geschäfte vergleichsweise selten und kurz leer. Außerdem gibt es einige Geschäfte, die innerhalb von Godesberg umgezogen sind, also der Stadt erhalten bleiben. Aber natürlich gibt es einige Verkaufsflächen, die sich schlecht vermarkten lassen.

GA:> Ein zweiter Eindruck: Es eröffnen immer häufiger Ramsch-Geschäfte. Kippt Godesberg in Richtung Billigstadt?

Grüll: Bad Godesberg ist weit davon entfernt, in Richtung Billigstadt abzudriften - auch wenn es diese Gefahr wie in jeder Stadt gibt. Wir haben zum Beispiel hochqualitative Fachgeschäfte, etwa Bekleidungsgeschäfte und Juweliere, für die wir stadtweit bekannt sind. Aber an wen die Hauseigentümer vermieten, ist natürlich ihnen überlassen.

GA:> Welcher Eigentümer wird schon seinen Laden mehrere Monate leer stehen lassen, um auf einen Pächter zu warten, der zur Innenstadt passt?

Grüll: Es gibt sehr wohl Hauseigentümer, die sich die Zeit nehmen einen geeigneten Pächter zu finden. Ein positives Beispiel ist auch die Bürgerstraße. Dort stehen die Eigentümer und Geschäftsinhaber in Kontakt. Durch die gestrichenen Fassaden und gemeinsame Aktionen hat die Straße an Flair gewonnen. Solche Kooperationen lassen sich auch in Zusammenarbeit mit unserem Verein entwickeln - der Impuls muss allerdings von den Eigentümern und Betreibern ausgehen.

Zur PersonBrigitte Grüll, 55, ist gebürtige Godesbergerin. Die gelernte Bankkauffrau arbeitete als Redaktionsassistentin für den Norddeutschen Rundfunk und als Büroleiterin eines Abgeordneten im Bundestag. Außerdem war sie über Jahre selbstständig im Einzelhandel aktiv, führte unter anderem ein Bekleidungsgeschäft in Hangelar. Sie wurde 2004 zur ehrenamtlichen Vorsitzenden des Vereins Bad Godesberg Stadtmarketing gewählt.

GA:> Was erhoffen Sie sich vom geplanten Umbau der City-Terrassen?

Grüll: Das wird die Godesberger Innenstadt weiterbringen. Besonders die Villichgasse könnte vom Umbau profitieren, wenn dort der Lieferverkehr abgezogen wird. So entsteht die Möglichkeit eines neuen attraktiven Rundgangs durch die Innenstadt.

GA:> Und der rote, in Teilen kaputte Klinker: Haben Sie den nicht auch inzwischen satt?

Grüll: Die Farbe stört mich weniger. Eher schon, wenn an einzelnen Stellen der Klinker nicht repariert wird. Bleibt man dort mit den Absätzen hängen, ist das alles andere als angenehm. Diese Gestaltung ist ja mittlerweile 35 Jahre alt.

GA:> Und was wünschen sie sich für den Verein in diesem Jahr?

Grüll: Ich wünsche mir, dass noch mehr Mitglieder unserem Verein beitreten und dass einige neue Projektgruppen entstehen durch ehrenamtliches Engagement. Über solche Gruppen lässt sich viel bewegen.

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