Brohl-Sowas erste Schritte

Bonn · "Mach, Mama!" Das war die Reaktion des Sohns und der Tochter von Ursula Brohl-Sowa, als sie erfuhren, dass ihre Mutter von Düsseldorf nach Bonn wechseln soll.

 Hat viel vor: Die neue Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa formuliert nach kurzer Einarbeitung konkrete Ziele.

Hat viel vor: Die neue Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa formuliert nach kurzer Einarbeitung konkrete Ziele.

Foto: Max Malsch

Wir, das sind ihr Mann und sie. Wir, das können aber auch ihre Freundinnen vom Bücherclub sein. Sie treffen sich regelmäßig, eine schlägt ein Buch vor, und das müssen dann alle lesen. Ob sie wollen oder nicht. "So kommt man in den Genuss vieler Bücher, von der Klassik bis zur Moderne." Kabarett und Freunde treffen gehören ebenfalls zu den Lieblingsbeschäftigungen der gebürtigen Kölnerin, die Bonner Wurzeln hat: Ihre Mutter kommt aus Beuel.

Doch obwohl ihr der Karneval im Blut liegen müsste, hält sie sich an der närrischen Front (noch) zurück. "Meine letzte Sitzung liegt gut 20 Jahre zurück." Trotzdem wird sie sich ins jecke Treiben stürzen und vergleichen: zwischen Düsseldorf, Bonn und ihrem Wohnort Köln. Arbeitstechnisch kann sie den Vergleich schon ziehen. In den ersten Tagen in Bonn hat sie sich einen Überblick verschafft und einen Eindruck davon bekommen, was sie anpacken möchte.

  • Verkehrsunfälle: Die Zahl der Todesopfer bei Unfällen ist im Vergleich zum vergangenen Jahr drastisch gestiegen: von fünf auf bisher 18. Zudem gab es mehr Schwerverletzte. Bislang waren es 217, im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres 190. "Bei knapp jedem dritten Unfall mit Schwerverletzten spielt Alkohol eine Rolle", weiß Brohl-Sowa. Um dem entgegenzuwirken, soll es mehr Alkoholkontrollen geben. Außerdem startet im Januar die Kampagne "Crash Kurs NRW" in Bonn. Dabei erzählen Ärzte, Sanitäter und Unfallopfer von ihren Erlebnissen, und zwar in den zehnten und elften Klassen.
  • Sicherheit: In Bad Godesberg, Tannenbusch, Medinghoven, Meckenheim und im Bonner Loch sollen in Zukunft mehr Polizisten unterwegs sein. Ebenfalls im Blick hat die neue Polizeipräsidentin die Geschehnisse rund um die Prozession von schiitischen Muslimen durch Godesberg. Sie hatten sich selbst gegeißelt. Zahlreiche Bürger hatten an der polizeilich genehmigten Aktion Anstoß genommen.
  • Demografie: "Die Altersstruktur in der Behörde ist ein Problem", sagt Brohl-Sowa. Der Altersdurchschnitt liege bei 49 Jahren. "Damit liegt Bonn landesweit mit an der Spitze." Sie wolle sich beim Innenministerium verstärkt dafür einsetzen, dass mehr junge Beamte nach Bonn kommen. "Mir ist die Kombination von älteren und jüngeren Kollegen wichtig", betont die 56-Jährige. Und damit alle fit bleiben, steht das "betriebliche Gesundheitsmanagement" auf ihrer Agenda. So wurde bereits ein Sportbeauftragter benannt.
  • Umgang mit Polizeibeamten: Schon in den ersten Tagen in Bonn habe sie Fälle gehabt, in denen Polizisten bespuckt und beschimpft wurden, erzählt Brohl-Sowa. Der Respekt habe über die Jahre deutlich abgenommen. Und dass, wo die Arbeit im Wach- und Wechseldienst schwierig sei, die Beamten auch körperlich sehr belastet würden. Umso wichtiger sei es, dass es auch viele Bürger gebe, die die Arbeit der Polizei loben.
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