Bürger engagieren sich fürs Rathaus

Verein sammelt Geld, damit das Denkmal wieder ein "Schmuckkästchen" wird - Arbeiten sollen Ende 2010 beendet sein

Bonn. Das Rathaus soll wieder ein richtiges Schmuckkästchen werden: Dieses Ziel haben sich mehrere engagierte Bonner Bürger und Institutionen gesetzt und nun den gemeinnützigen Verein "Altes Rathaus" gegründet. Schirmherr ist Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der die Aktion "außerordentlich" begrüßte.

Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Rudolf Müller, sagte am Montag vor der Presse im Sternzimmer des Rathauses, die 4,4 Millionen Euro, die die Stadt für die seit vielen Jahren geplante Sanierung des Denkmals aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung zur Verfügung stellt, könne nur "ein erster Schritt" sein: "Jetzt müssen die Bürger partnerschaftlich mithelfen."

Durch Mitgliedsbeiträge - mindestens 48 Euro für Einzelmitglieder, 250 Euro für Unternehmen - sowie durch verschiedene Aktionen sollen Gelder gesammelt werden, die projektbezogen ausgegeben werden sollen, betonte Müller und nannte drei Beispiele: Restaurierung der Rathaus-Uhr, des historischen Wappens oder eines bestimmten Raumes.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Zwei gute Nachrichten"Er machte darauf aufmerksam, dass "wir die Stadt nicht aus der Verpflichtung entlassen wollen, die Sanierung des Gebäudes durchzuführen". Allerdings strebe man an, soviel Geld zu sammeln, dass nach der Instandsetzung der Verein künftige Sanierungsmaßnahmen finanziert; so solle verhindert werden, dass das Rathaus "wieder in einen desolaten Zustand verfällt", sagte Müller.

Der Verein Vorstand: Rudolf Müller, Ex-Volksbank-Chef. Ulrich Gröschel, Sparkassen-Vorstand. Olaf Salm, Telekom. Nicolai Besgen, Rechtsanwalt. Peter Rothe, Geschäftsführer der sero-Gesellschaft. Kuratorium: Hermann Zemlin (Vorsitzender), Ex-Stadtwerke-Chef. Weitere Mitglieder sind unter anderem die Industrie- und Handelskammer, der Einzelhandelsverband, die Kreishandwerkerschaft und Haus & Grund.Nimptsch meinte zu dem ehrgeizigen Ziel: "Da hat der Verein eine Jahrhundertaufgabe vor sich."

Friedhelm Naujoks, Chef des städtischen Gebäudemanagements (SGB), sagte, bis Jahresende wolle man in Abstimmung mit den Denkmalschützern und in Zusammenarbeit mit externen Architekten und Projektbeauftragten einen detaillierten Plan für die Sanierung ausarbeiten, wobei mit dem Dach, den Fenstern und der Fassade begonnen werde - und zwar im Februar, unmittelbar nach der karnevalistischen Rathaus-Erstürmung.

Er bestätigte den Betrag von 4,4, Millionen Euro; das sei aber "eher wenig". Er hofft, Ende kommenden Jahres die "gute Stube der Stadt" in neuem Glanz übergeben zu können.

Derweil sucht Co-Dezernent Jürgen Braun noch eine Bleibe für die gut 20 Mitarbeiter des OB-Büros, die während der Bauarbeiten ihre angestammten Plätze räumen müssen. "Wir haben keine freien Räume, auch im Stadthaus nicht."

Die Fraktionen sollen derweil im Anbau des Gebäudes an der Rathausgasse unterkommen, der 1988 saniert worden war. Ob dieser Plan umgesetzt werden kann, steht allerdings noch nicht hundertprozentig fest. Denn derzeit sind Schadstoffgutachter in dem Haus - und Braun hofft, das die keine gesundheitsgefährdenden Stoffe finden.

Das Alte RathausDas Alte Rathaus wurde 1737 bis 1738 vom kurfürstlichen Hofbaumeister Michael Leveilly erbaut und wird somit 2012 275 Jahre alt. 1944 wurde es schwer beschädigt und bis 1950 wieder aufgebaut. Nachdem Bonn 1949 Bundeshauptstadt geworden war, wurde das Rathaus Stätte historischer Ansprachen und Staatsbesuche.
Schon am 12. September 1949 trat dort Theodor Heuss vor die Bonner, um seine gerade gewonnene Wahl zum Bundespräsidenten zu verkünden. 1962 hielt der französische Präsident Charles de Gaulle und 1963 US-Präsident John F. Kennedy Begrüßungsansprachen.
1978 verlor das Gebäude seine Funktion als Sitz der städtischen Verwaltung, da die Kapazität nach den 1969 vollzogenen Eingemeindungen nicht mehr ausreichte; die Verwaltung zog ins neue Stadthaus. Das Rathaus wird aber weiterhin für Repräsentationszwecke genutzt.

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