Bürokratischer Teufelskreis
RÖTTGEN · 33-Jährige muss Ausbildung zur Kinderpädagogin abbrechen, weil das Jobcenter sie nicht mehr fördert.
Wenn der Versuch, mit einer Ausbildung aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen, an der fehlenden finanziellen Unterstützung scheitert, dann stimmt etwas nicht. Konkreter Fall: Die 33-jährige Gabriela Nowak (Name geändert) hat ihre Ausbildung zur Kinderpädagogin am Robert-Wetzlar-Berufskolleg abgebrochen, mit der sie hoffte, aus der Arbeitslosigkeit zu entkommen - mit Beginn der Ausbildung im September 2011 hatte sie kein Arbeitslosengeld mehr erhalten, und für Bafög ist sie zu alt - es wird nur bis zum 30. Lebensjahr ausgezahlt. Sie konnte sich die eigentlich kostenlose Ausbildung schlicht nicht leisten. Jetzt bekommt sie wieder Geld: Schließlich gilt sie jetzt wieder als Arbeitslose.
"Ich wollte auf eigenen Füßen stehen", so die gebürtige Polin. Nach Praktikum und einjähriger Arbeit auf Ein-Euro-Basis in der Kinderbetreuung hatte ihr die Stadt zu der Ausbildung geraten. Der Rat, sich wieder abzumelden, um wieder Geld zu beziehen, kam ebenfalls von städtischer Seite.
Ein Fall, der laut Angelika Gerdum-Krämer immer mal wieder vorkommt. Sie leitet die Außenstelle des Kollegs in der alten Grundschule in Röttgen, in der unter anderem der Fachbereich Kinderpädagogik unterrichtet wird. Dort kamen Vertreter der Einrichtung am Donnerstag mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Bernhard von Grünberg und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Peter Kox, der auch Mitglied der Trägerversammlung des Jobcenters der Arbeitsagentur ist, um über dieses Thema zu sprechen.
"Es sind soziale Notlagen, die dazu führen, dass Schüler ihre Ausbildung nicht beenden können", beklagte Bildungsgangskoordinatorin Almut Sehovic. "Wir können diese Politik nicht verstehen." Gerdum-Krämer bemängelte, dass Fortbildungen bezahlt werden, eine reguläre Ausbildung nicht. "Das Berufskolleg wird im Schulgesetz noch nicht als Weiterbildungseinrichtung gerechnet", stellte von Grünberg fest.
Er hatte sich bereits mit dem Fall Nowak befasst. "Das Jobcenter müsste einfach kreativer arbeiten", sagte von Grünberg. Zum Beispiel hätte man der Betroffenen auch mit Bildungsgutscheinen helfen können, die den weiteren Leistungsbezug neben Aus- und Weiterbildung ermöglicht. "Aber im Jobcenter herrscht eine katastrophale Personalsituation. Dadurch wird es leider zum Hort für große Schwierigkeiten." Dabei habe die Agentur dank zurückgehender Arbeitslosenzahlen eigentlich genug Geld. Es sei "eine Institution, die eigentlich nicht richtig kontrolliert wird", meinte von Grünberg.
"Bei den Gremien spielt sich alles hinter verschlossenen Türen ab." Man müsse eine Definition für die Schule als Weiterbildungseinrichtung hinbekommen, die auch die Fahrtkostenerstattung nach Röttgen einschließt, so von Grünberg. Er sagte zu, sich in dieser Richtung zu engagieren. Bis sich da etwas regt, steckt Nowak im bürokratischen Teufelskreis. Ihr bleibt nichts anderes, als zu warten und weiter Arbeitslosengeld zu beziehen.