CD-ähnlicher Klang, rauschende Bilder

Das neue Digitalradio DAB plus ist an den Start gegangen. Kabel-TV-Kunden klagen über Störungen

 Ein zweizeiliges Display ist bei DAB-Radios Standard, viele haben auch ein großes Display.

Ein zweizeiliges Display ist bei DAB-Radios Standard, viele haben auch ein großes Display.

Foto: dpa

Bonn. Mit großen Versprechungen - besserer Sound, breiteres Angebot - ist das Digitalradio DAB plus an den Start gegangen. Was der Hörer an Vorteilen verbuchen kann, sofern er das geeignete Gerät besitzt, büßt mancher Kabel-TV-Kunde mit verrauschten Fernsehbildern.

Der Anbieter Unitymedia informierte über Bildstörungen im analogen Kabelnetz: Bildrauschen in NRW beim ARD-Empfang, in Hessen schwächelte das ZDF. Weder Unitymedia noch Media Broadcast oder Kabel Deutschland sehen die Schuld bei sich.

Informationen zum Digitalradio Das Digitalradio (Digital Audio Broadcasting, DAB) wurde 1995 eingeführt, fand aber kaum Hörer, was unter anderem an nur wenigen Sendern und schlechter Qualität lag. Das neue DAB plus geht nun mit insgesamt 27 Senderstandorten und 17 Programmen an den Start, unter anderem sind einzelne WDR-Programme, der Deutschlandfunk, Klassikradio und der Fußballsender 90elf, der parallel über fünf Fußballspiele berichten kann, dabei. 38 Millionen Hörer könnten derzeit DAB plus empfangen, vorausgesetzt sie besitzen das richtige Gerät. DAB-taugliche Radios sind ab 50 Euro im Handel erhältlich. Vorteile von DAB plus: bessere Tonqualität, mehr Programme und Angebote.Während Media Broadcast, die DAB eingeführt hat, eine öffentliche Stellungnahme ablehnte, benannten Unitymedia und Kabel Deutschland die Fehlerquelle: Das Anschlusskabel zwischen der Kabeldose und dem TV-Gerät könnte nicht genügend Abschirmung für die Radiosignale bieten. Interferenzen seien die Folge.

Empfohlen werden neue Anschlusskabel, die über eine mindestens doppelte Abschirmung verfügen, mindestens 85 dB, die Kennzeichnung sollte "Klasse A/Class A" lauten (Kostenpunkt: ab 80 Cent im Internet). "Adapter und T-Stücke sollen vermieden werden", heißt es bei Unitymedia, die nicht ganz uneigennützig zum Umstieg auf einen digitalen Anschluss rät. Sollten trotzdem Probleme auftauchen, könnte dies, so Kabel Deutschland, an einer nicht genügend abgeschirmten Haushaltsanlage liegen. Kabel Deutschland hat eine kostenlose Hotline geschaltet: (08 00) 5 26 66 25.

Die Gründe für die Einführung des neuen Digitalradios liegen auf der Hand: Im deutschen Äther herrscht Stau, die UKW-Frequenzen für das analoge Radio sind vollständig belegt. Die Digitalisierung ermöglicht durch Komprimierung der Daten neue Programme und multimediale Dienste.

Für Willi Steul, den Intendanten des Deutschlandradios, das ab sofort über DAB plus sendet, liegen die Vorteile im Klang - "CD-ähnliche Qualität" -, im erhöhten Bedienungskonfort und in den zusätzlichen Angeboten. So könne man Text- und Bildinformationen anbieten, die auf dem Display des Radios auftauchen. Verkehrsfunk und Wetterinformationen seien permanent abrufbar.

In der Realität sieht das nicht ganz so rosig aus; denn gerade der Autofahrer, der vom digitalen Verkehrsfunk profitieren will und von Kiel bis Augsburg seinen Lieblingssender, wie versprochen, auf der gleichen Frequenz finden soll, muss wissen, dass derzeit nur die Hälfte aller Autobahnstrecken abgedeckt ist.

Die digitale Radiozukunft birgt also Chancen und Risiken. Durch den neuen Standard könnten die Sender, so Steul, ein Drittel Kosten sparen. Bedingung: Hörer steigen auf Hybridgeräte um, die Digitalradio, UKW und Internetradio empfangen. Nimmt der Markt DAB plus nicht an, teilt die rund 35 Millionen Euro teure Technik das Schicksal des Vorgängers DAB, das gerade eingestellt wurde.

Nicht nur die mangelnde Bereitschaft, sich mit neuen Geräten zu versorgen, könnte Probleme bringen. Hauptkonkurrent von DAB plus ist das Internetradio mit seinem riesigen Angebot.

Bei Störungen: www.netcologne.de/dabwww.unitymedia.de/dab

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