Cello mit Familienanschluss beim Beethovenfest

Wenn am Samstag das Beethovenfest endet, dann haben in den vergangenen vier Wochen mehr als 2 000 Künstler aus aller Welt in Bonn gastiert - und auch Land und Leute dieser Region kennengelernt.

 Südamerikanische Lebensfreude: Die Gäste aus Brasilien haben am Gartentisch der Familie Bruhns sichtlich Spaß.

Südamerikanische Lebensfreude: Die Gäste aus Brasilien haben am Gartentisch der Familie Bruhns sichtlich Spaß.

Foto: Roland Kohls

Bonn. Am 10. September war Premiere, jetzt neigt sich das Beethovenfest langsam dem Ende zu. Wenn am Samstag in der Beethovenhalle Sir Neville Marriner das Abschlusskonzert dirigiert, dann haben in den vergangenen vier Wochen mehr als 2 000 Künstler aus aller Welt in Bonn gastiert - und auch Land und Leute dieser Region kennengelernt. Denn die meisten bleiben wenigstens eine Nacht am Rhein, oftmals länger, sagt Silke Neubarth, Sprecherin des Beethovenfestes.

Die 80 jungen Musiker des Orchesters "Sinfonica Heliópolis" aus São Paulo, die im Rahmen des Orchester-Campus in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle beim Beethovenfest dabei sind, sind sogar eine gute Woche in Bonn und Umgebung zu Hause.

Anders als die meisten anderen Künstler wohnen die jungen Brasilianer bei Gastfamilien. Wie zum Beispiel die vier Cellisten Emerson Nazário (22), Alex Soares Sanders (29), Marcos Mota de Aranjo (20) und Rafael Pedro da Silva (20).

Alle vier sind bei Reinhard Bruns und seiner Frau Britta in Beuel untergebracht. "Wir nehmen seit vielen Jahren Mitglieder des Orchester-Campus als Gäste auf", sagt Reinhard Bruns. Er finde es spannend, jedes Jahr mit jungen Menschen aus aller Welt zusammenzukommen, sagt der Jurist.

Die vier jungen Männer fühlen sich "total wohl" bei den Bruns. Am Wochenende waren sie mit ihren Gasteltern in Köln und sind immer noch ganz beeindruckt vom Dom. Marcos schwärmt vom Beueler "Bahnhöfchen". Das größte Lob für die Bundesstadt hat Rafael parat: " Bonn ist echt cool", sagt er. Das aus dem Munde eines Mannes aus einer Millionen-Metropole.

Auch andere Musiker genießen in ihrer auftrittsfreien Zeit Bonn. Ingo Wernsdorf (48) und Frank Meier (58) von der Weimarer Staatskapelle waren während ihres Gastspiels vor wenigen Tagen im Hilton untergebracht. "Einfach genial, weil wir zu Fuß in die Beethovenhalle gehen konnten", sagt Wernsdorf.

Pflicht war für beide ein Besuch des Münsters, für das Beethovenhaus reichte die Zeit nicht mehr - "leider". Denn nebenher musste noch geprobt werden, auch auf dem Hotelzimmer. Wie macht das der Paukist? "Ich habe stets ein auf Draht gespanntes Fell dabei", sagt Wernsdorf.

Und wer nicht weiß, was man alles in Bonn und der Region vor und nach dem Auftritt unternehmen kann, dem stehen die fünf Künstlerbetreuer des Beethovenfestes zur Seite, sagt Neubarth. Auch kümmert sich das Beethovenfest um Dolmetscher. Ganz wichtig, wie man am Dienstag beim Besuch der Brasilianer im Beethovenhaus erleben konnte. Denn mit Portugiesisch können die meisten Mitarbeiter dort nicht dienen.

Das Orchester "Sinfonica Heliópolis" spielt am Mittwoch ab 19.30 Uhr in der Beethovenhalle. Karten sind noch erhältlich.

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