SWB-Aufsichtsratschef will Verträge ändern Chefgehälter auf dem Prüfstand

BONN · Die städtischen Manager, die Höhe ihrer Gehälter und die zusätzlichen Vergünstigungen wie Pensionszahlungen oder Dienstwagen sind immer wieder Anlass für Kritik. Jetzt sollen sämtliche Geschäftsführerverträge auf den Prüfstand.

Dazu hat der Bonner Rat eine Arbeitsgruppe installiert, die mit Hilfe der Unternehmensberatung Kienbaum Vorschläge für einheitlichere und transparentere Vertragsstrukturen erarbeiten soll. Am Freitag präsentierte die Arbeitsgruppe auf einer gemeinsamen Sondersitzung der Aufsichtsräte des Konzerns und seiner Töchter erste Ergebnisse.

Im Focus stehen vor allem die Verträge der drei Konzerngeschäftsführer Heinz Jürgen Reining (Jahresgehalt: 224.000 Euro), Marco Westphal (204.000) und Frank Preißmann (236.000). Sie laufen im nächsten Jahr aus und müssen in wenigen Monaten neu verhandelt werden. Ebenso der Vertrag von Peter Weckenbrock, Geschäftsführer der SWB-Tochter Energie und Wasser (EnW), an der der Rhein-Sieg-Kreis mit 32,6 Prozent beteiligt ist. Weckenbrock ist mit einem Jahressalär von 261.000 Euro der Spitzenverdiener unter den SWB-Managern.

Vorigen Sommer hatte der Rat Kienbaum beauftragt, einen Marktvergleich der aktuellen SWB-Geschäftsführervergütungen zu vergleichbaren Unternehmen zu untersuchen und Vorschläge zu erarbeiten, wie eine "zeitgemäße Vergütungs- und Vertragsgestaltung" zukünftig aussehen könnte.

Konzernaufsichtsrats- und CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles war damals der Kragen geplatzt, als das 160.000 Euro-Jahresgehalt von Manfred Becker, Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlage, um 30.000 Euro erhöht werden sollte. Gilles sorgte dafür, dass es dazu nicht kam und die Arbeitsgruppe eingerichtet wurde, der er selbst angehört.

[kein Linktext vorhanden]"Es geht mir nicht darum, um Vergütungshöhen zu feilschen", machte er nach der Sitzung deutlich. Vielmehr sollten "alte Zöpfe abgeschnitten" werden und Lösungen auf den Tisch, "die den Interessen des Unternehmens und damit der Stadt dienen." Im Blick hat der Politiker insbesondere die unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Verträge.

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So hätten einige neben dem Gehalt auch noch Anspruch auf üppige Pensionszahlungen oder ein Rückkehrrecht. Wichtig sei ihm die Vereinheitlichung von Vertragsbestandteilen und die Einführung von erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteilen, machte Gilles deutlich, wo für ihn die Reise hingehen muss.

Hinsichtlich der Ergebnisse der Marktuntersuchung in dem rund 50.000 Euro teuren Kienbaum-Gutachten gab er sich zurückhaltend. "Wir haben erkannt, dass die SWB-Strukturen hoch komplex sind und sich nur schwer mit anderen Unternehmen vergleichen lassen", sagte er. So gebe es kein Stadtwerkeunternehmen, dass von drei gleichberechtigten Geschäftsführern geführt werde.

Auf die Frage, ob ein weiteres Ziel, wie im Rathaus kolportiert wird, eine schlankere Führungsebene sein könne, meinte Gilles lediglich: "Wir werden uns den Gesamtaufwand für die Geschäftsführung genau anschauen." Die Beratung werde fortgeführt, endgültige Ergebnisse sollen vor der Sommerpause auf dem Tisch liegen.

Der Konzern:
Die Stadtwerke Bonn sind ein Konzern mit vielen Töchtern und Beteiligungen. Sie beschäftigen rund 2 300 Mitarbeiter. An ihrer Spitze stehen neun Geschäftsführer, davon drei nebenamtlich. Die Bilanz 2011 weist einen Umsatz von 500 Millionen Euro aus. Rund 30 Millionen Euro kostete der ÖPNV. Das Defizit beträgt 2,85 Millionen Euro. Unter der Bilanz 2012 soll eine schwarze Null stehen.

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