Christoph Busch: "Wir brauchen eine Aufgabenanalyse"

Die Personalvertretung der Stadt Bonn hat in allen Fragen rund um die städtischen Mitarbeiter ein gewichtiges Wort mitzureden. Über die geplanten Stelleneinsparungen sprach Lisa Inhoffen mit Personalrat und Komba-Vorstand Christoph Busch.

General-Anzeiger: Stadtdirektor Volker Kregel hat angekündigt, angesichts der desaströsen Haushaltslage solle möglichst keine frei werdende Stelle in der Stadtverwaltung mehr besetzt werden. Eine Hiobsbotschaft für Sie?

Christoph Busch: Nicht wirklich. Im Grunde machen wir ja seit Jahren nichts anderes. In meiner Funktion als Gewerkschafter erlaube ich es mir, die Verwaltungsspitze zu bitten, mit dem Sparen in den eigenen Reihen anzufangen. Demnächst wird die Position von Kulturdezernent Ludwig Krapf frei. Ein Verzicht auf die Wiederbesetzung, zumindest vorläufig, bringt der Stadt immerhin eine Ersparnis von einer Summe im sechsstelligen Bereich im Jahr.

GA: Das hat Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ja bereits angeregt. Dagegen ist die schwarz-grüne Ratsmehrheit. Was sagen Sie dazu?

Busch: Ich fände es trotzdem richtig, wenn die Stelle angesichts der Haushaltslage erst einmal nicht wieder besetzt würde.

GA: Sind Sie in die Sparpläne fürs Personal als Personalrat involviert worden?

Busch: Herr Nimptsch war Anfang Dezember bei uns, und wir haben mit ihm über Einsparungen beim Personal gesprochen. Uns ist klar, dass vor dem Hintergrund der finanziellen Lage der Stadt Bonn der Personalbereich nicht unangetastet bleiben kann. Allerdings gilt nach wie vor die Devise, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.

GA: Wie hoch ist denn noch das Einsparpotenzial beim Personal?

Busch: Das ist ein komplexes Thema. Bund und Land weisen den Kommunen immer mehr Aufgaben zu, ohne dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Personalressourcen geschaffen werden können. Was wir deshalb dringend brauchen, ist eine kritische Aufgabenanalyse. Die Frage muss lauten, was wir mit dem vorhandenen Personal wirklich noch leisten können und was nicht mehr möglich ist. Es kann nicht so bleiben, dass immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern lastet.

GA: Wie steht es um die Aufstiegschancen der städtischen Bediensteten?

Busch: Das wird natürlich auch immer schwieriger. Im Laufe der letzten Jahren sind immer mehr Organisationsstrukturen in der Stadtverwaltung zusammengelegt worden. Damit sind auch die Aufstiegsmöglichkeiten deutlich gesunken. Das wirkt sich auf Dauer auch negativ auf die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter aus.

GA: Was sagen Sie zur geplanten Abschaffung der LOB?

Busch: Das halten wir für einen richtigen Schritt. Die LOB hat in der Vergangenheit in der kommunalen Praxis wegen der unterschiedlichen Aufgaben der Bediensteten nicht funktioniert. Außerdem sind die Kosten für den Aufwand zu hoch. Unsere Forderung ist, dass dieses von Mitarbeitern eingebrachte Geld künftig allen zu gleichen Anteilen auf den Lohn angerechnet wird.

Zur PersonChristoph Busch (44) ist seit 24 Jahren bei der Stadt Bonn als Verwaltungsbeamter und seit 17 Jahren im Personalrat tätig. Busch ist außerdem Chef der Beamtengewerkschaft Komba Bonn/Rhein-Sieg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort