Countdown für die Politiker und ein Fahrplan für die Zuhörer

Die freie Rede ist das Ziel

Bonn. Die Begrüßung steht. Aber sie ist ebenso kurz wie begeistert, weshalb Matthias Schultze, Geschäftsführer des World Conference Center Bonn (WCCB), zugeben muss, dass er von allen, die am 23. Mai im Bonner Plenarsaal reden, die leichteste Aufgabe hat.

Aber der Hausherr des Plenarsaals ist beileibe nicht der Einzige, der an diesem Tag die Kunst der freien Rede beherrscht. Timo Schäfer, 16 Jahre alt und Schüler am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin, arbeitet hart daran, während seiner immerhin zehn Minuten Redezeit als Fraktionsvorsitzender der Grünen selten bis gar nicht aufs Blatt zu gucken.

Die Schüler von sieben Schulklassen aus Bonn und der Region haben zwei Tage vor der großen GA-Schülerparlamentsdebatte nur noch eines im Kopf: die Bundespolitik.

Und das, man denkt es sich, war nicht immer so. "Als wir im Februar anfingen mit der Vorbereitung für das Projekt Parlamantsdebatte", sagt Tom Schipper, Lehrer an der Tomburg-Realschule Rheinbach, "da hatten die meisten Schüler mit Politik nicht soviel im Sinn." Dann stürzte das Thema geradezu auf sie ein - in vielerlei Gestalt.

Service Weitere Infos unter www.ga.de/debatte.Am Anfang stand die reine Lehre: Was ist Politik, was Demokratie, wie funktioniert ein Parlament? Als nächstes dann die "eigene" Partei: Jede Schule repräsentiert eine Bundestagsfraktion oder die Kabinettsmitglieder entweder von CDU/CSU oder der SPD. Zum Schluss die Debatte selbst: Die Reden mussten formuliert, gelernt, in Gestik und Mimik geübt werden.

Am Montag gab es dann schon mal eine erste Kostprobe: Ortsbesichtigung im Plenarsaal, wo sich WCCB-PR-Managerin Eva Lenz und Projektmanagerin Lisa Hermann plötzlich umringt von Schülern sahen, die mit großem Vergnügen die blauen Stuhlreihen im Bonner Plenarsaal belegten und das Rednerpult per Knopfdruck auf- und niederfahren ließen. "Schön hier", "gar nicht steril" - den Schülern gefiel die ehemalige Bonner Bühne der Bundespolitik. "Es ist ein Plenarsaal, der Volksnähe vermittelt", fand auch Eva Lenz.

Ganz oben, quasi direkt unter den Augen des Bundesadlers, zeichnete derweil der Bundestagspräsident des General-Anzeigers konzentriert den Saalplan auf Papier. Der 18-jährige Max Mühlens vom Bad Godesberger Aloisius-Kolleg hat ebenfalls seine ein- und weiterleitenden Sätze für die Debatte längst im Kopf - und verspricht, dass er "ziemlich genau" auf die Einhaltung der Redezeiten achten wird.

Im Folgenden ein kurzer Abriss der GA-Schülerdebatte - mit Zahlen, Daten, Fakten.

Die Schulen: Gebildet wird das Schüler-Parlament von der Europaschule Bornheim (SPD-Kabinettsmitglieder, Lehrer: Leo Gatzweiler), Tomburg-Realschule Rheinbach (CDU/CSU-Kabinettsmitglieder, Lehrer: Tom Schipper), Bertolt-Brecht-Gesamtschule (CDU/CSU-Fraktion),

Lehrer: Klaus Eschweiler), Liebfrauenschule Bonn (SPD-Fraktion, Lehrer: Ulrike Windgassen, Konrad Müller), Hauptschule Am Römerkastell (FDP-Fraktion), Lehrer: Marcus Weber), Rhein-Sieg-Gymnasium Sankt Augustin (Grünen-Fraktion, Lehrer: Ulli Isenböck) und Jugenddorf-Christophorusschule Königswinter (Fraktion Die Linke, Lehrer: Michael Helbig).

Das Thema: Zur Debatte steht die Staatsverschuldung. Das Union/SPD-Schülerkabinett will einen Gesetzesentwurf einbringen, der vorsieht, den Schuldenberg bis 2015 auf null zu bringen.

Der Ablauf: Die General-Anzeiger-Schülerparlamentsdebatte im Bonner Plenarsaal, Platz der Vereinten Nationen, am Samstag, 23. Mai, dauert von 11 bis etwa 14 Uhr. Die Debatte teilt sich auf in die I. Lesung (bis 11.50 Uhr), die II. Lesung (bis 13.15 Uhr) und - nach einer halbstündigen Pause - die abschließende III. Lesung mit der Abstimmung (13.45 bis 14 Uhr).

Die Bundespressekonferenz: Im Anschluss an die Debatte finden sich Kanzlerin und Fraktionschefs im Konferenzraum AB (ausgeschildert) zur Bundespressekonferenz ein. Dort legen die Schüler ihre Politiker-Masken ab - und stehen Rede und Antwort zur Arbeit am Projekt.

Die Medien: Center TV und RTL werden mit Kamerateams im Plenarsaal vertreten sein. Radio Bonn/Rhein-Sieg stellt einen Ü-Wagen bereit. Der WDR ist ebenfalls mit Kameras vor Ort, um für denselben Tag in der "Lokalzeit" (19.30 bis 20 Uhr) von der Debatte zu berichten. Außerdem haben sich etliche Schülerzeitungen aus Bonn und der Region angemeldet.

Die Anmeldung: Noch bis Freitag können sich Zuhörer beim General-Anzeiger anmelden, um einen Platz auf der Besuchertribüne zu reservieren. Anmeldungen bei: Sekretariat Chefredaktion, Frau Kurscheidt, Tel. (02 28) 66 88 402.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort