Hobbybrauer aus Bonn und der Region Mehr als Kölsch, Pils und Co.

Interview | Bonn · Was macht den Reiz von Craftbeer aus? Worum geht es bei der Bonner Brauschau, die am Samstag stattfindet? Und ist Kölsch ein richtiges Bier? Philipp Jäger vom Verein Bonner Heimbrauer berichtet.

 Philipp Jäger ist seit Juni Vorsitzender des 2017 gegründeten Vereins Bonner Heimbrauer.

Philipp Jäger ist seit Juni Vorsitzender des 2017 gegründeten Vereins Bonner Heimbrauer.

Foto: Benjamin Westhoff

Herr Jäger, es soll Menschen geben, die behaupten, Kölsch sei kein richtiges Bier. Was sagt der Experte?

Philipp Jäger: Kölsch ist ein gefälliger Bierstil für die Masse. Ein Biersommelier findet vielleicht keinen großen Gefallen daran, weil es ihm zu einfach ist, aber ich würde Kölsch nicht abwerten. Man kann Kölsch auch mit mehr Geschmack brauen, aber es wird so hergestellt, wie es massenkompatibel ist.

Demnach sind die Biere, die man als Craftbeer bezeichnet, keine Getränke für die Masse?

Jäger: Der Begriff Craftbeer kommt aus Amerika. Definiert wird es etwa darüber, dass die Brauerei in Privatbesitz ist und eine gewisse Größe nicht überschreitet. Im Größenvergleich mit Amerika wären alle deutschen Brauereien Craftbeer-Brauereien. Letztlich ist die Definition von Craftbeer schwierig. Es ist für jeden etwas dabei, man muss vielleicht nur länger nach dem Bier suchen, das einem schmeckt.

Das ist in der Region einfacher geworden, weil es in hiesigen Kneipen mittlerweile mehr als nur Kölsch, Pils und Co. gibt.

Jäger: Es wird besser und hat auch mit der Nachfrage zu tun. Wobei es durch Brauereibindungen von Kneipiers für kleinere Biermarken schwer ist, Fuß zu fassen. In Deutschland sind wir aber auch stark preisgetrieben, was Lebensmittel angeht. Bei Wein sagt niemand, dass 20 Euro für eine gute Flasche viel sei, bei Bier ist mehr als einen Euro für eine Flasche vielen schon zu teuer. Aber die Vielfalt wird größer, auch in kleineren Supermärkten.

Wobei die Biere, die die Bonner Heimbrauer herstellen, schon anders sind als das, was man im Supermarkt kaufen kann.

Jäger: Wenn ich eine Biersorte im Supermarkt kaufe, erwarte ich, dass sie immer gleich schmeckt. Das können wir als Heimbrauer nicht gewährleisten. Wir haben nicht die gleichen Anlagen wie eine professionelle Brauerei.

Was für Menschen sind die Bonner Heimbrauer?

Jäger: Die meisten haben Lust am Handwerklichen, im Berufsleben damit aber nichts zu tun. Es knubbelt sich der Berufsstand der Schreibtischhengste. Es ist eine männerlastige Domäne, zur Brauschau kommen aber auch Brauerinnen. Die Bonner Heimbrauer sind gegründet worden, um den Austausch zu pflegen. Der monatliche Stammtisch ist auch offen für Nicht-Mitglieder. Wir machen auch Schaubrauen.

Die Hürde, mit dem Bierbrauen anzufangen, ist aber schon höher als bei anderen Hobbys, oder?

Jäger: Wer das Brauen ausprobieren will, kann sich im Internet Starterpakete kaufen. Damit kann man fünf Liter auf dem Herd brauen. Viele gehen im Anschluss in die 20- bis 30-Liter-Klasse. Da wird dann der alte Weckkochtopf von der Oma aus dem Keller geholt. Je nach Geld, Zeit und Platz werden die Brauanlagen dann größer, ausgefeilter und technischer.

Wie sind Sie zum Brauen gekommen?

Jäger: Ich bin Biologe und während meiner Promotion vor acht Jahren kamen wir im Institut auf die Idee, für Karneval Bier zu brauen. Dazu kam es aber doch nicht, und ich habe einfach alleine angefangen und bin dabeigeblieben.

Bier besteht klassisch nur aus wenigen Zutaten: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Aber schon damit kann man sehr unterschiedliche Biere brauen.

Jäger: Auf dem freien Markt bekommt man sicher 150 bis 200 verschiedene Hopfensorten. Und die kann man in allen möglichen Kombinationen und Mengen einsetzen. Mit dem Malz ist es auch so. Dazu kommt die große Verfügbarkeit von Hefestämmen.

Es gibt auch Bier mit Kräutern, Gewürzen oder mit Tonic Water. Ist es nicht irgendwann zu viel?

Jäger: Es gibt den etwas abgegriffenen Spruch: „Bier wird’s immer“. Es gibt auch Bier mit Früchten oder mit Gurken. Das Schöne ist, dass man es ganz einfach halten oder wild brauen kann.

Was erwartet die Besucher auf der Bonner Brauschau?

Jäger: Rund 25 Brauer und Brauerinnen bieten mehr als 50 verschiedene Biersorten an: vom alkoholarmen Lager bis zu Barley Wine mit einem Alkoholgehalt von bis zu 15 Prozent. Die Brauerinnen und Brauern schenken das Bier selbst aus und stehen für Gespräche zur Verfügung.

Sie haben die gute Flasche Wein für 20 Euro erwähnt. Hat Bier gegenüber Wein ein Imageproblem?

Jäger: Bier gilt als Massenware, Wein eher als kultiviertes Getränk. Man denke nur an Ratgeber, welcher Wein zu welchem Essen passt. Wobei Foodpairing mittlerweile auch beim Bier eine Rolle spielt. In Deutschland sind die Funktionen von Wein und Bier historisch gewachsen. Das macht es den Craftbeer-Brauern vielleicht ein bisschen schwer, aber wer die Vielfalt zu schätzen weiß, ist bei uns willkommen.

Die 3. Bonner Brauschau findet am Samstag, 27. August, von 14 Uhr bis 20 Uhr im Gustav-Stresemann-Institut, Langer Grabenweg 68, statt. Karten gibt es für zwölf Euro. Darin inbegriffen sind ein Glas sowie drei Bierbons. Weitere Bons kosten einen Euro pro Stück. Weitere Informationen: www.bonner-heimbrauer.de.

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