Neuer Vorstand bei der Bonner SPD Dämpfer für Rosenthal bei Wiederwahl

Bonn · Die Bonner SPD hat ihren Vorstand neu gewählt. Dabei erzielte die Bundestagsabgeordnete ein deutlich schlechteres Ergebnis als noch vor zwei Jahren

 Das neue Führungsteam der Bonner SPD: Luca Samlidis (v.l.n.r), Jessica Rosenthal, Ulrich Hürter, Gabriel Kunze und Julia Deike.

Das neue Führungsteam der Bonner SPD: Luca Samlidis (v.l.n.r), Jessica Rosenthal, Ulrich Hürter, Gabriel Kunze und Julia Deike.

Foto: Matthias Kehrein

Stühlerücken bei der Bonner SPD und ein Dämpfer für Parteichefin Jessica Rosenthal: Die Bundestagsabgeordnete und Bundes-Jusochefin wurde auf der Delegiertenversammlung am Samstag im Friedrich-Ebert-Gymnasium zwar für eine zweite Amtszeit als Vorsitzende des Unterbezirks wiedergewählt, allerdings mit deutlich schlechterem Ergebnis als vor zwei Jahren. Die 29-Jährige erhielt 69 Prozent der Stimmen. 2020 hatte sie noch bei 85,6 Prozent gelegen. Neu besetzt werden mussten auch die Position ihres Mitvorsitzenden sowie die Posten der beiden Stellvertreter.

Der ebenfalls erst vor zwei Jahren gewählte Enrico Liedtke (32) verzichtete – für viele Genossen offensichtlich überraschend – auf eine erneute Kandidatur für den Vorsitz. Seine Entscheidung begründete er mit persönlichen und beruflichen Verpflichtungen. Ebenso überraschend für viele trat Gabriel Kunze für den Posten im Führungsduo an. Der 41-Jährige, der bereits von 2015 bis 2020 den Unterbezirk geführt hatte, erhielt 77 Prozent der Stimmen. „Ich bin aber kein Lückenbüßer. Ich mache die Arbeit als Parteivorsitzender gerne“, sagte er nach seiner Wahl dem GA.

Das neue Vize-Duo bilden Luca Samlidis (22) und Julia Deike (48). Letztere erhielt 77 Prozent der abgegebenen Stimmen, Samlidis kam auf 67 Prozent. Das Beueler SPD-Urgestein Ulrich Hürter (72), der als Kassierer wieder kandidierte, erzielte mit beinahe hundertprozentiger Zustimmung das mit Abstand beste Ergebnis. Keiner der Gewählten hatte einen Gegenkandidaten.

Im Vorfeld der Delegiertentagung hatten einige Genossen in Bonn nach GA-Informationen ordentlichen Diskussionsbedarf. Dabei sei auch Kritik am amtierenden Vorstand geübt worden, hieß es. Er sei zu wenig präsent und seine Arbeit nicht transparent genug gewesen. Überhaupt sei das Profil der SPD in den vergangenen zwei Jahren – anders als von Rosenthal und Liedtke bei ihrer Wahl damals vollmundig angekündigt – nicht geschärft worden. Geprägt war die Zeit sicher von der Pandemie, die auch die Arbeit des Vorstands monatelang lahmlegte, räumte Liedtke ein. Aber auch die Wahlkämpfe und damit verbundene Niederlagen hätten der SPD zu schaffen gemacht: Bei der Kommunalwahl wurde die SPD nur noch drittstärkste Kraft in Bonn, bei der Bundestagswahl schnappte Grünen-Kandidatin Katrin Uhlig Rosenthal das Direktmandat vor der Nase weg und die Landtagswahl geriet vollends zum Desaster.

Vor der Delegiertentagung kursierte ein sogenanntes Arbeitspapier in SPD-Kreisen, das dem GA vorliegt, aber auf der Versammlung nicht direkt zur Sprache kam. Es enthält Sätze wie „Es gibt keinen Grund, irgendeine Diskussion oder Entscheidung vor den Mitgliedern geheim zu halten“. Auch wird da­rin ein „öffentlich klar erkennbares, eigenständiges Profil“ der SPD in Bonn gefordert, ebenso im Rahmen der Fraktionsarbeit. Man wolle nun in „enger Abstimmung mit den Fraktionen eigenständige Positionen“ entwickeln, mit denen die SPD sich auch kommunalpolitisch positionieren könne.

Ohne auf dieses Arbeitspapier einzugehen, versprachen Rosenthal und Kunze den Mitgliedern, die SPD als die Partei für das Soziale in Zukunft stärker profilieren zu wollen und klarer herauszustellen, wofür die Partei stehe. „Das müssen wir deutlicher machen“, sagte Rosenthal. Auf ihr Wahlergebnis angesprochen, sagte sie: „Ich habe grundsätzlich sogar mit einem schlechteren Ergebnis gerechnet. In der SPD sieht man einfach, dass Frauen in Führungspositionen meistens ein schlechteres Ergebnis haben als die Männer.“ Dennoch freue sie sich über das Vertrauen, dass die Delegierten ihr mit der Wiederwahl entgegengebracht hätten.

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