Darya kommt jetzt wieder in alle Räume

Nach einem Behörden-Hickhack bezahlte der Landschaftsverband der behinderten Schülerin einen neuen Treppensteiger.

 Raminta Lunskyte koordiniert jetzt den Transport von Darya im Hardtberg-Gymnasium. Fotos: Holger Willcke

Raminta Lunskyte koordiniert jetzt den Transport von Darya im Hardtberg-Gymnasium. Fotos: Holger Willcke

Brüser Berg. Und auf einmal ging es dann ganz schnell: Seit wenigen Tagen kann sich Darya Salim mit ihrem Rollstuhl wieder nahezu problemlos in ihrer Schule von Stockwerk zu Stockwerk bewegen.

Die 16-jährige Schülerin hat den dringend benötigten Treppensteiger erhalten - und zwar vom Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Nachdem die Schulleitung des Hardtberg-Gymnasiums (HBG) die Medien eingeschaltet hatte (der GA berichtete), kam Bewegung in das verfahrene Thema. Zuvor hatten sich Stadt Bonn und LVR gegenseitig die Zuständigkeit zugeschoben. Keiner sah sich in der Verantwortung, das 6 000 Euro teure Hilfsgerät zu bezahlen.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Erbärmliches Erbarmen""Ich weiß noch gar nicht, ob ich mich darüber freuen kann oder ob es mich nachdenklich stimmen sollte, dass dieser unmögliche Zustand erst durch Hinzuziehen von Zeitung und Fernsehen beendet werden konnte", sagte Wolfram Ferber, stellvertretender Leiter des HBG.

Darya Salim ist jedenfalls total glücklich: "Ich bin sehr erleichtert. Die Transportprobleme in der Schule sind beseitigt, und ich komme jetzt wieder in alle Unterrichtsräume."

Die Schülerin leidet seit ihrer Geburt an Muskelschwund. Anfangs kam das Mädchen in der Schule gut zurecht. Seit zwei Jahren hat sich ihr Gesundheitszustand deutlich verschlechtert. Ihre Eltern fahren sie täglich zur Schule und holen sie auch dort wieder ab. Im HBG benötigt sie einen Treppensteiger, weil die Schule keinen Aufzug hat. Dieses kettengetriebene Fortbewegungsmittel, auf dem Daryas Rollstuhl befestigt wird, quittierte im Juni altersbedingt den Dienst. Eine Reparatur war unmöglich.

Und dann ging der Ärger für die Schülerin los: Die Krankenkasse verwies auf eine Gesetzesänderung, wonach sie nicht mehr zuständig ist. Der Rat der Krankenkasse lautete: Darya solle sich an die Stadt Bonn wenden. Aber auch da sah man sich nicht zuständig und verwies an den LVR. Dieser sieht die Zuständigkeit wiederum bei der Stadt.

Als die Medien über das Thema berichtet hatten, sah der LVR doch noch eine Möglichkeit und bezahlte das Transportmittel aus einem Sondertopf "Inklusion".

Das vierköpfige Helferteam, bestehend aus Mitschülerinnen, muss Darya jetzt nicht mehr durch das Treppenhaus der Schule tragen. Aber Hilfe benötigt sie dennoch: Raminta Lunskyte absolviert bei der Stadt ein freiwilliges soziales Jahr und wurde als Schulbegleiterin für Darya zur Verfügung gestellt. "Sie hilft mir jetzt. Wenn die Unterrichtsstunde vorbei ist, sende ich ihr eine SMS. Dann holt sie mich ab und bringt mich zum nächsten Unterrichtsraum", erklärte Darya.

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