Das Gespräch am Wochenende Das grüne Erbe Bonns bewahren

Mit 81 Jahren hat Kajo Kusen die Lenné-Gesellschaft gegründet. Er will das Erbe eines Gartenkünstlers erhalten. Wir haben den Vorsitzenden der Lenné-Gesellschaft zum Interview getroffen.

 Für die Balkon-Botanik im Haus an der Rheinaustraße ist Kajo Kusens Frau Anne zuständig. Er sitzt gern dort und blickt über den Rhein.

Für die Balkon-Botanik im Haus an der Rheinaustraße ist Kajo Kusens Frau Anne zuständig. Er sitzt gern dort und blickt über den Rhein.

Foto: Benjamin Westhoff

Warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit Peter Joseph Lenné?

Kajo Kusen: Peter Joseph Lenné ist ein berühmter Sohn, wohl der zweitbedeutendste der Stadt Bonn. Aber das ist kaum wirklich bekannt. Er wurde 1789 als Sohn des leitenden Hofgärtners am kurfürstlichen Schloss zu Bonn geboren. So war ihm der Beruf des Gärtners fast schon in die Wiege gelegt. Außerdem ist er als Gartenkünstler und Landschaftsarchitekt des 19. Jahrhunderts von überragender kulturhistorischer Bedeutung.

Was macht ihn so bedeutend?

Kusen: Lenné war vor allem in ganz Preußen, in den Rheinprovinzen, in Aachen, Bad Neuenahr, Benrath, Bonn, Brühl, Koblenz, Köln, Sinzig und Stolzenfels tätig. Nach Stationen in Paris und Wien hat er sich schließlich in Potsdam zum einflussreichen Gartenarchitekten entwickelt. Er war General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten.

Wo hat er Spuren im Rheinland hinterlassen?

Kusen: Noch heute trägt die Flora in Köln, im Schlossgarten in Brühl und im Kurpark in Bad Neuenahr seine Handschrift. Städteplanung wurde Lennés späte Leidenschaft, und zwar mit dem Bekenntnis zum urbanen Grün und dessen Bedeutung in einer demokratischen Gesellschaft. Da stellt sich die berechtigte Frage: War Lenné der erste Grüne?

Wie kam es zur Gründung der Lenné-Gesellschaft in Bonn?

Kusen: Meine Frau Anne und meine Schwägerin Ingeborg Nolden haben sich schon lange mit Lenné beschäftigt. Sie waren beide allein zwölf Mal seit der Wende in Potsdam und Ingeborg hat Aufsätze verfasst und Vorträge zum Gartenarchitekten gehalten. Außerdem hat sie sich auf die Spuren Lennés in Bonn begeben und bietet Führungen an. Bei einer Exkursion am 14. Mai 2014 wurde sie gefragt, warum es eigentlich keine Lenné-Gesellschaft gibt. Das hat sie mir erzählt und ich habe spontan gesagt: „Dann gründen wir doch eine!“

Wie ging es dann weiter?

Kusen: Ich wollte einen gemeinnützigen Verein gründen und habe insgesamt eineinhalb Jahre für die Organisation und die Besetzung des fünfköpfigen Vorstands gebraucht. Am 22. Januar 2016 war es dann soweit und die Gesellschaft wurde mit 24 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben. Heute haben wir 93 Mitglieder.

Haben Sie Original-Dokumente oder ähnliches von Lenné?

Kusen: Tatsächlich habe ich einen Nachfahren in Bonn ausfindig gemacht und ihn besucht. Er sagte mir: Herr Kusen, leider kommen sie 31 Jahre zu spät. Ich habe alle Devotionalien an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin übergeben.

Welchen Zweck hat die Gemeinschaft?

Kusen: Wir wollen das Interesse an Leben und Werk Lennés in Bonn verstärken, seine Geltung deutlich und ihn in seiner Geburtsstadt präsenter machen. Wir bieten Veranstaltungen und Vorträge sowie Führungen an. Unsere Grünen Touren durch die Stadt sind ein Hit. Ganz wichtig ist uns, Lennés Geburtshaus in der Konviktstraße neben dem Alten Zoll zu erhalten und bald darin einen Gedenkraum einrichten zu dürfen. Außerdem soll die Lenné-Forschung intensiviert und gefördert werden. Sein Vorbildcharakter in Sachen urbaner Landschaftskultur soll für die nachfolgenden Generationen in seiner Heimatstadt bewahrt werden.

Was bedeutet Ihnen Heimat?

Kusen: Ich habe in meinem Leben nur wenige Länder bereist, weil ich mich hier in Beuel so wohlfühle. Heimat bedeutet mir sehr viel. 30 Jahre lang trug ich die Verantwortung für die Herausgabe von drei Telefonbüchern und dem Bonner Adressbuch als Verlagsleiter bei der Firma Carthaus. Ich kenne alle 2200 Bonner Straßen. Heimat heißt für mich aber auch Karneval. 1953 mimte ich den „Figaro“ auf der Sitzung der Beueler Katholischen Jugend als einer der ersten Playback-Auftritte überhaupt. Es folgten Büttenreden und Sketche und schließlich führte ich die Sitzungen als Schultheiß bis 1967.

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