„Die chinesische Sprache ist relativ einfach“ Das neue Konfuzius-Institut in Bonn

Bonn · Das Konfuzius-Institut in Bonn hat den Betrieb aufgenommen. Direktorin Katja Yang erklärt im Interview, worum es geht und beantwortet auch Fragen zum politischen Hintergrund.

 Konfuzius-Institute wollen die chinesische Kultur in die Welt tragen – mit dem Gastland als Partner.

Konfuzius-Institute wollen die chinesische Kultur in die Welt tragen – mit dem Gastland als Partner.

Foto: picture-alliance/ dpa

Frau Yang, ursprünglich sollte das Institut an der Brühler Straße eingerichtet werden, nun sitzen Sie in direkter Nähe des Uni-Haupt-gebäudes. Warum?

Dr. Katja Yang: Ich hatte tatsächlich schon angefangen, an der Brühler Straße zu arbeiten. Aber das ist sehr weit draußen und auch als Neu-Bonnerin bin ich sehr froh, dass die Uni uns nun diese Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat.

Sie fangen gerade erst an. Wie sind die Institute grundsätzlich organisiert?

Yang: Mittlerweile gibt es mehr als 500 dieser Einrichtungen weltweit, in Deutschland sind wir das 19. Konfuzius-Institut. In der Regel kooperiert eine nicht-chinesische Organisation, oftmals sind das Universitäten, mit einer chinesischen Hochschule. In Bonn ist das die Beijing Language and Culture University, mit der die Uni Bonn einen Vertrag hat, ebenso mit Hanban, der Zentrale der Konfuzius-Intitute in Peking, die die Institute mitfinanziert. Getragen werden wir aber von einem Verein, der von acht Bonner Professoren verschiedener Fachbereiche als Privatpersonen gegründet wurde und der seit August als gemeinnützig anerkannt ist. Neben mir gibt es eine zweite Direktorin, die von der Universität in Peking im Januar nach Bonn kommen wird, damit wir gleichberechtigt mit allen Seiten kommunizieren können.

Konfuzius sagt wohl jedem etwas. Aber was ist das offizielle Ziel des Instituts?

Yang: Von chinesischer Seite ist das, die chinesische Sprache und Kultur im Ausland zufördern. Unser Kerngeschäft sind Sprachkurse, auch für absolute Einsteiger. Es wird Kulturworkshops geben, etwa traditionelle Dinge wie Kalligraphie oder chinesische Teezeremonie. Es soll aber auch modernere Ansätze geben, das wäre im Musikbereich vorstellbar.

An wen richtet sich das Angebot?

Yang: An jeden, der sich für China interessiert. Wir bieten auch Schnupperkurse an, damit man herausfinden kann, ob man die Sprache lernen möchte. Dazu ist es möglich, Sprachprüfungen nach dem offiziellen chinesischen Standard abzulegen, etwa die HSK- und HSKK-Prüfungen auf allen Niveaus. Das geht auch, ohne bei uns einen Kurs besucht zu haben. Interessant ist das etwa für Studenten, die sich an chinesischen Universitäten bewerben wollen und entsprechende Kenntnisse vorweisen müssen.

Was ist die Besonderheit an dem Bonner Institut?

Yang: Wir sind ein akademisches Institut. Hier wird zwar nicht geforscht, aber durch den Verein als Träger gibt es sehr viele Einflüsse aus den verschiedenen Fachbereichen. Es sind also auch naturwissenschaftliche Veranstaltungen angedacht, etwa zu traditioneller chinesischer Medizin. Was schon konkret geplant ist, sind sinologische Vorträge, etwa zum Thema „Chinas neue Seidenstraße“. Diese werden dann auch öffentlich in der Universität stattfinden. Zudem wird es kommendes Jahr Dichterlesungen geben, eventuell auch Kunstausstellungen. Wir stehen aber noch ganz am Anfang und haben uns ja gerade erst eingerichtet.

Wann beginnt der Betrieb so richtig?

Yang: Seit vergangener Woche. Drei Sprachkurse laufen bereits. Und auch für die Kulturworkshops kann man sich schon anmelden.

Die chinesische Sprache gilt als sehr schwer zu lernen. Wie überwindet man da die Hemmschwelle?

Yang: Zumindest die gesprochene chinesische Sprache ist relativ einfach, denn es gibt so gut wie keine Grammatik. Die Schwierigkeit liegt in den rund 3000 Schriftzeichen, die es allein braucht, um zumindest eine Zeitung lesen zu können. Allerdings bestehen diese Zeichen aus nur 214 sogenannten Radikalen, also wiederkehrenden Bausteinen, die in verschiedenen Zusammensetzungen dann die Zeichen ergeben. Die Radikale und Zeichen haben ihre ganz eigene Geschichte, die sehr spannend ist.

Sie sind China-Expertin, waren oft und lange dort. Was fasziniert Sie an dem Land?

Yang: Neben den geheimnisvollen Schriftzeichen einfach diese komplett andere Kultur und die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Menschen. Und das Essen ist so lecker (lacht).

Nun ist der chinesische Staat ja keineswegs eine lupenreine Demokratie und es gibt durchaus Kritik an den Konfuzius-Instituten, die ja letztlich durch diesen Staat finanziert werden. Wie stehen Sie dazu?

Yang: Wir haben unter den Vereinsmitgliedern auch zwei Politikwissenschaftler. Es ist durchaus angedacht, etwas zur Politik Chinas anzubieten.

Sind Sie denn völlig frei in der Auswahl der Themen?

Yang: Die Finanzierung läuft hauptsächlich über Hanban in China, die wollen ihren Staat natürlich nicht unbeliebt machen. Beschränkungen gibt es aber keine, wir sind frei – das sieht man auch an der Arbeit anderer Konfuzius-Institute. Grundsätzlich liegt unser Primärfokus aber auf Kultur- und Sprachvermittlung. Wir klammern Politik nicht aus, aber das steht eigentlich nicht auf der Agenda der Konfuzius-Institute.

Kritiker monieren auch, dass unter dem Deckmantel der Kultur durch die Konfuzius-Institute die chinesische Sicht auf die Welt transportiert werden soll ...

Yang: Das ist mir zu unspezifisch. Es wird immer von „den Chinesen“ gesprochen. Mich stört daran einerseits die monolithische Darstellung des chinesischen Staates und andererseits die Vermischung von Politik und Kultur. Man sollte das trennen. Ich würde mir eine differenziertere und auch positivere Sicht wünschen. Die Konfuzius-Institute möchten ein ausgewogenes Chinabild vermitteln. Zudem ist es im Zeitalter der Globalisierung sicherlich förderlich für die interkulturelle Kompetenz, wenn man verschiedene Weltsichten kennenlernt.

Dennoch müssen solche Fragen gestellt werden, wenn die Finanzierung über ein chinesische Behörde läuft, die in dem Fall ja ein politischer Akteur ist ...

Yang: China hat ein starkes Interesse daran, das Gastland mit einzubeziehen und sich den dortigen Gegebenheiten anzupassen. Ich glaube allerdings nicht, dass Goethe-Institute im Ausland eine Doppelspitze haben, in der das gastgebende Land vertreten ist.

Weitere Informationen zum Konfuzius-Institut online unter www.konfuzius-bonn.de

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