Bonner Rathaussturm Das Prinzenpaar "OBsiegt"

BONN · Jetzt sind auch die Bonner Jecken an der Narrenmacht. Prinz Simon I. (Schneider) und Bonna Verena I. (Janssen) haben am Sonntag mit Unterstützung der Bonner Stadtsoldaten, des Festausschusses Bonner Karneval und mit Stadtdechant Wilfried Schumacher als Verstärkung das Alte Rathaus erobert.

Simon I. und Verena I. recken triumphierend den Rathausschlüssel in die Höhe - und Verlierer Jürgen Nimptsch (rechts) applaudiert.

Simon I. und Verena I. recken triumphierend den Rathausschlüssel in die Höhe - und Verlierer Jürgen Nimptsch (rechts) applaudiert.

Foto: Barbara Frommann

Und das in einem Rekordtempo: Bereits um 15.06 Uhr wehte die Standarte des Prinzen auf dem Dach des Rathauses im Wind. Der Festausschuss und die Stadtsoldaten hatten im Vorfeld einige Neuerungen und Überraschungen für den in die Jahre gekommenen Rathaussturm angekündigt. Und das Versprechen wurde eingelöst.

Vor allem an der Dramaturgie des jecken Sturms hatten die Organisatoren gefeilt. Das zeitweise aufgeblasene und zähe Drehbuch wurde deutlich gestrafft und dadurch der Ablauf zeitlich verkürzt. Das Bonner Publikum honorierte die Neuerungen mit Applaus. Vor allem das Prinzenpaar stand mehr im Mittelpunkt der Regie.

Und das machte auch Sinn, weil Prinz Simon I. und Bonna Verena I. wahrlich nicht auf den Mund gefallen sind. Kleine Kostprobe von ihrer Lieblichkeit: "Herr Oberbürgermeister, es ist an der Zeit auszuziehen und uns Platz zu machen. Beeilen Sie sich bitte. Ich bin es nicht gewöhnt, mit Männern lange zu diskutieren. Es lohnt sich auch nicht, weil sie immer den Kürzeren ziehen."

[kein Linktext vorhanden]Die Narren unten auf dem Marktplatz johlten. Die Strategie der Rathauseroberer war geschickt. Mit heftigen emotionalen Nadelstichen setzte Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch unter Druck. Mit der Stimmengewalt der Zuschauer im Rücken sangen Mitglieder des Beethoven-Orchesters die "Ode an den Karneval".

Bonner Rathaussturm 2014
41 Bilder

Bonner Rathaussturm 2014

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Von der Musik von Ludwig van Beethoven und dem von Robert Ransburg abgeänderten Text war das Stadtoberhaupt sichtlich ergriffen: "Das ging schon ans Herz. Ich bin gerührt, ich räume." Das Publikum feixte aber nur kurzzeitig. Grund: Der OB ergänzte den Satz: "Ich räume ein, ich bin überrascht."

Zweite Attacke auf das geschundene Seelenleben Nimptschs war eine Bitte der Stadtsoldaten, doch wenigsten das Kinderprinzenpaar Pascal II. und Louisa I. ins warme Rathaus hineinzulassen. Wieder zeigte der OB Gefühle. Für die letzte Welle der Zermürbung zeichnete dann Stadtdechant Wilfried Schumacher verantwortlich: "Ich komme überall dorthin, wo das Elend am größten ist."

Der OB konterte: "Das will ich nicht kommentieren." Ebenfalls unbeantwortet ließ Nimptsch den Vorwurf Schumachers: "Was bei der Stadt los ist, kann man im Nimptsch-TV sehen. So heißt doch der Sender, in dem die Ratssitzungen übertragen werden. Da geht es nur noch nach dem Motto: Pinkelst du in mein Förmchen, pinkele ich in dein Förmchen." Schallendes Gelächter auf dem Marktplatz.

Dann stürmte die Kavallerie der Stadtsoldaten heran. Kommandant Ralf Wolanski beschwerte sich spitzbübisch über einige Passanten, denen das Hufgetrappel auf dem Pflaster zu laut war. Dann rollte die Infanterie der Stadtsoldaten an, nahm das Rathaus nahezu ohne Gegenwehr ein und ebnete dem Prinzenpaar den Weg zum Balkon. Bis Aschermittwoch kann sich der Oberbürgermeister mit seiner Verliererrolle vertraut machen.

Ode an den Karneval

Ode an den Karneval

Freude, schöner Götterfunken,

endlich wieder Karneval.

Alle Jecken singen, schunkeln,

ach, wie ist das wunderbar!

Lirum-larum, vivat Bonnum,

vivat Bönnsch und Sonnenschein,

alle Jahre woll'n wir feiern

Karneval in Bonn am Rhein.

In Mallorca scheint die Sonne,

und am Feldberg gibt es Schnee.

Hier in Bonn regnet's Kamelle,

und wir trinken Bönnsch statt Tee.

Lirum-larum, unser Bonnum:

Super Stadt, das ist kein Scherz!

In Mallorca scheint die Sonne,

doch in Bonn da lacht das Herz.

Selbst Schneewittchen

wollt' es wissen,

fragte Spieglein an der Wand:

"Welcher Prinz,

welche Prinzessin sind die

jecksten hier im Land?"

Lirum-larum, vivat Bonnum,

Spieglein sagte: "Schöne Maid,

Simon Prinz, Bonna Verena sind

die jecksten weit und breit".

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