RingCon in Bonn Das zweite Ich im Rollenspiel
Bonn · In Bonn läuft mit der RingCon Europas größte Fantasy-Messe. An diesem Wochenende wird sie im Hotel Maritim ausgerichtet. Die Fantasy-Fans tauchen dabei wieder in eine andere Welt ein.
Aragorn muss sich gar nicht immer mit den Orks prügeln. In Tolkiens "Der Herr der Ringe" tut er das zwar nahezu unablässig, auf der RingCon aber vertragen sich die beiden. Denn anders als auf den Schlachtfeldern von Mittelerde trifft man sich auf Europas größter Fantasy-Messe, um gemeinsamen Leidenschaften zu frönen. An diesem Wochenende wird sie im Hotel Maritim ausgerichtet.
Rudi Gilch hat sein Aragorn-Kostüm zum Teil selbst gemacht. "Das ist eine Rolle, mit der ich mich identifizieren kann", sagt der Burghausener, "weil Aragorn das Gute vertritt". Sabine Petersen aus Unna hat da ganz andere Präferenzen: "Ich bin als Ork hier, weil sie so schön wild sind. Und weil man mal anders und fies sein kann." Das Kostüm ist selbst zusammengenäht. Um die finstere Latex-Maske aufzutragen, hat sie knapp zwei Stunden gebraucht.
Isabel Mayer und Stefanie Ockhamm haben ihre "Herr der Ringe"-Outfits zu Hause gelassen. "Ich bin oft genug als Elfe herumgelaufen", sagt Mayer. Sie trägt ein Hochzeitskleid und ist gruselig geschminkt: Sie geht als untote Braut aus dem Film "Corpse Bride". Ockhams stellt mit ihrem gelben Ballkleid Belle aus "Die Schöne und das Biest" dar.
Die Stuttgarterinnen besuchen seit 2004 regelmäßig die RingCon, hauptsächlich, um die Atmosphäre zu genießen und die vielen Gleichgesinnten wieder zu treffen. Das Programm interessiert sie weniger. "Marc Ferguson kann mir nichts mehr beibringen", scherzt Ockhamm über den "Master of Ceremony", der zum zweiten Mal das Programm moderiert. "Fantasy ist meine Welt", sagt Petersen. "Es bedeutet Abenteuer, eine Parallelwelt, in der man träumen kann."
Tagträume kann man als Anhänger auch am Stand der "Hogwarts Society" erwerben, ebenso wie "Liebestrunk", der verdächtig nach Kirschsaft schmeckt, und Mini-Muffs zum Anstecken - Abkömmlinge der Knuddelmuffs aus der Harry-Potter-Welt. Daneben gibt es viele weitere Stände, an denen Fantasyfilme, Bücher und Fanartikel erhältlich sind - einschließlich T-Shirts, die für mehr "Trolleranz" werben.
Für die 4 000 Gäste, mit denen die Veranstalter laut Sprecherin Brigitte Scherr rechnen, werden Vorträge, Workshops, Filmvorführungen und heute Abend eine Party organisiert. Autogrammjäger haben Gelegenheit, Schauspieler aus Serien wie "True Blood", "Xena" und "Vampire Diaries" hautnah zu erleben, auch Darsteller aus Kinofilmen wie "Twilight", "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter" wie Sala Baker, Ted Raimi und Bronson Pelletier sind gekommen.
Am Samstag und Sonntag geht das Spektakel um 9 Uhr los. Tageskarte am Samstag: 49 Euro. Sonntag: 40 Euro.
Kurz gefragtRote Perücke, großer Zylinder und eine Schärpe aus Nähgarnrollen: Martina Schröder aus Düsseldorf ist als Hutmacher aus "Alice im Wunderland" auf der RingCon. Mit der 23-jährigen Studentin sprach Stefan Knopp.
General-Anzeiger: Warum haben Sie sich dieses Kostüm ausgesucht?
Martina Schröder: Die Alice-Geschichten fand ich schon immer gut. Und letztes Jahr habe ich mir zur RingCon das Kostüm passend zum Film von Tim Burton gemacht. Damals hat es mich richtig erwischt. Der Hutmacher ist eine sehr reizvolle und ungewöhnliche Figur.
GA: Gehört das Verkleiden für Sie zum Convention-Besuch dazu?
Schröder: Ja, ich finde, das muss sein. Wenn man die Kostüme der anderen Besucher sieht, bekommt man richtig Lust, so etwas auch zu machen. Auf diese Weise kann man mal etwas anderes sein, in eine Rolle Schlüpfen.
GA: Was macht für Sie den Reiz einer solchen Con aus?
Schröder: Man kann für eine Weile dem Alltag entfliehen, etwas machen, das man nicht jeden Tag macht. Und man trifft gleichgesinnte Leute, die einen nicht schief angucken, wie es sonst der Fall wäre. Außerdem interessiere ich mich für die "Herr der Ringe"-Stars, die hier sind. Und ich finde es toll, dass Tom Felton, der in den Harry-Potter-Filmen den Draco Malfoy spielt, gekommen ist.
