Denkfabrik der NRW-Grünen im alten Bundestag

Sylvia Löhrmann war sich nicht so sicher. Sollte sie lieber den Workshop "Staat und Religion" besuchen oder sich eher mit dem Thema "Das bedingungslose Grundeinkommen" beschäftigen.

 Den Bundesadler ließen die Grünen bei ihrer Denkfabrik extra grün anstrahlen.

Den Bundesadler ließen die Grünen bei ihrer Denkfabrik extra grün anstrahlen.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Sylvia Löhrmann war sich nicht so sicher. Sollte sie lieber den Workshop "Staat und Religion" besuchen oder sich eher mit dem Thema "Das bedingungslose Grundeinkommen" beschäftigen. So wie rund 450 Mitglieder und Sympathisanten der Grünen war die NRW-Schulministerin am Samstag zur ersten Denkfabrik des Landesverbandes in den alten Bundestag in Bonn gekommen.

"Wir sind stolz auf unsere Partei", sagte die Landesvorsitzende Monika Düker in ihrer Begrüßung. Dass rund 6 000 Bürger darüber abgestimmt hatten, worüber in den Workshops diskutiert werden sollte, bezeichnete sie als phänomenales Ergebnis. Anders als bei "normalen Parteitagen" solle am Ende aber kein Beschluss stehen.

Zum Beispiel im Workshop 10 zum Thema "Mobilitätskonzepte der Zukunft". Sollte es mehr darum gehen, Einschränkungen des Autoverkehrs durchzusetzen, um möglichst wenig private Fahrzeuge in den Innenstädten zu haben? Womöglich über einen Preis von fünf Euro für den Liter Benzin, die Reduzierung von Parkplätzen oder einem generellen Tempolimit in der Stadt?

Oder ist es sinnvoller, attraktive Radwege zu bauen und die Ticketpreise im Nahverkehr zu senken, um andere Verkehrsarten attraktiver zu machen? Im Workshop 10 kristallisierte sich zum Schluss keine einheitliche Meinung heraus. Im Sinne der Landespartei war das auch in Ordnung so.

Hatte Parteichefin Düker doch zu Beginn gesagt: "Kontroversen sind erwünscht und können ruhig auch offen bleiben." Man werde die Impulse aufgreifen und nach und nach in der Partei diskutieren, sagte Dükers Kollege in der Parteiführung, Sven Lehmann. Klar sei, dass man die Autos nicht aus den Städten verbannen könne. "Wir müssen uns aber mehr die Frage stellen: Wer bestimmt das Tempo in der Stadt?", so Lehmann.

Das heiße, es gehe darum fahrradfreundlicher zu werden. Lehmann freute sich besonders darüber, dass die Workshop-Diskussionen unmittelbar per Twitter verbreitet wurden. "Die grüne Denkfabrik war damit Topthema in der Twitterwelt." Das zeige, dass die Partei "Beteiligung und Transparenz lebt". Ein Hinweis auf das Erstarken der Piratenpartei? "Wir wollen ihnen nicht das Feld überlassen", sagte Lehmann.

Sylvia Löhrmann entschied sich letztlich für das Religionsthema und meinte nachher: Klar sei, dass "die Gleichberechtigung der Religionen" sichergestellt werden müsse. Über Schule wollte sie an diesem Tag nicht diskutieren. "Das kann ich auch jeden Tag in anderen Gremien tun."

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