Porträt über Christoph Hamm Der Orgelenthusiast aus Bonn

Bonn · Eigentlich hätte Christoph Hamm dieses Jahr ein Jubiläum gefeiert. Seit 25 Jahren ist er als Organist und Kantor tätig. Der gebürtige Oberhausener verliebte sich als 16-Jähriger in Bonn, mittlerweile spielt er die Orgel in Kirchen in Poppelsdorf, auf dem Venusberg und Ippendorf.

 Seit 25 Jahren spielt der Kantor Christoph Hamm in den Bonner Kirchen auf der Orgel.

Seit 25 Jahren spielt der Kantor Christoph Hamm in den Bonner Kirchen auf der Orgel.

Foto: Benjamin Westhoff

Lange überlegen muss Christoph Hamm eigentlich nicht. Sicher, es gibt für den passionierten und ambitionierten Kirchenmusiker viele Lieder, die sein Herz berühren. Aber eines hört er ganz besonders gern. „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, sagt er spontan und stimmt die ersten Töne auf der Orgel der Poppelsdorfer Pfarrkirche St. Sebastian an. Seit mittlerweile 25 Jahren ist der 49-Jährige als Organist und Kantor tätig – zunächst nur an St. Sebastian, mittlerweile für den gesamten Seelsorgebereich Bonn-Melbtal (Poppelsdorf, Venusberg, Ippendorf). Natürlich hätte er dieses Jubiläum gerne innerhalb der Gemeinde und mit viel Musik gefeiert. Doch Corona machte auch ihm einen Strich durch die Rechnung. „Dann werden wir das eben im nächsten Jahr nachholen“, ist er zuversichtlich und blickt optimistisch in die Zukunft.

1971 in Oberhausen geboren, kam Christoph Hamm als 16-Jähriger erstmals nach Bonn. „Und ich habe mich sofort in die Stadt verliebt“, erinnert er sich schmunzelnd zurück. Sein Onkel, der hier Griechisch für katholische Theologen unterrichtete, hatte ihn mitgenommen. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie imposant ich die Poppelsdorfer Allee und die Schlösser fand“, erzählt Hamm. Spätestens von diesem Zeitpunkt an stand für ihn fest: Hier willst du einmal leben.

Eine Lebensplanung, die er fortan gezielt verfolgte. Er studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln bei Peter Neumann und Henning Frederichs, sowie Orgel an der Musikhochschule Stuttgart bei Jon Laukvik und schließlich Chordirigieren mit Abschluss „Sehr gut“ bei Marcus Creed, wiederum in Köln. Zudem sicherte sich Hamm zahlreiche Preise bei internationalen Orgelwettbewerben. Und sobald er an diesem Instrument sitzt, gerät Christoph Hamm ins Schwärmen. „Die Orgel hat eine unglaubliche Vielfalt, die mich immer noch fasziniert“, erzählt er. Und in Zeiten von Corona ist die Orgel das wohl sicherste Instrument überhaupt. „Es wird immer nur von einer Person gespielt und hier oben von der Empore aus habe ich einen großen Abstand zur Gemeinde im Kirchenraum.“

Dennoch vermissen er und die Sänger seiner beiden Kirchenchöre aktuell das „normale“ Leben. „Es geht ja nicht nur ums Musizieren, sondern auch um soziale Kontakte, um Zeit, die man mit anderen verbringt. Um Freundschaften, die entstanden sind“, so der 49-Jährige. Zwar hat er während der Sommerzeit die Proben nach draußen in den Garten verlegt, doch jetzt mit den ersten kalten Herbsttagen fällt auch das weg. „Wir bleiben einfach optimistisch und freuen uns auf die Nach-Corona-Zeit“, macht er Mut. „Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.“

Hoffnung auf ein Ende der Pandemie

Bis dahin wird auch sein Alltag in veränderten Strukturen verlaufen. Langweilig wird es Hamm allerdings ganz sicher nicht. Zu Hause in Röttgen, wo er direkt am Waldrand wohnt, gibt es viele Möglichkeiten die gewonnene Zeit zu nutzen.  „Das ist natürlich toll in dieser Umgebung zu leben, wenn man wie ich gerne wandert oder mit dem Fahrrad unterwegs ist“, lächelt er. Außerdem hat er sich den Garten vorgenommen. „Nicht akkurat, sondern mit leichter Hand naturnah gestaltet“, amüsiert er sich. Darüber hinaus kann er sich für jede Kulturrichtung begeistert. „Von Architektur, über Theater und Oper bis hin zur Bildenden Kunst. Hier in Bonn gibt es ein so großes Angebot, dass es mir nicht langweilig werden kann“, ist er überzeugt.

Wie sich das öffentliche Leben in den kommenden Wochen und Monaten verändern wird, das vermag er nicht zu sagen. Aber: „Ich hoffe, dass wir die Pandemie bald besiegt haben“, sagt er. Und dass es dann wieder ein vielfältiges musikalisches Leben innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinden gibt. „Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir bald erneut zusammen singen dürfen“, sagt er. Dann würde auch das Konzert anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Kirchenchors an St. Sebastian nachgeholt, was aus aktuellem Anlass verschoben werden musste. Damit der Kirchenraum dann von kräftigem Gesang erfüllt ist, hofft er auf neue Sänger in den Reihen. „Wir können jede Stimmlage zur Unterstützung gebrauchen“, sagt der ausgebildete Bariton. „Jeder, der Freude an der Musik hat, ist bei uns willkommen.“

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