Deutscher Tierschutzbund Verein mit Sitz in Bonn vertritt 800.000 Tierschützer

Bonn · Der Deutsche Tierschutzbund mit Sitz in Dottendorf repräsentiert Tierschützer in ganz Deutschland und setzt sich für Tierschutz in der Landwirtschaft und Heimtierhaltung ein. Damit vertritt der Verein Geschöpfe, die sonst keine Stimme haben.

 Thomas Schröder leitet in dritter Amtsperiode als Präsident den Deutschen Tierschutzbund.

Thomas Schröder leitet in dritter Amtsperiode als Präsident den Deutschen Tierschutzbund.

Foto: Martin Wein

Wer keine Hunde mag, der ist beim Deutschen Tierschutzbund in Dottendorf naturgemäß fehl am Platz. Gleich 27 Tiere begleiten ihre Besitzer regelmäßig dorthin zur Arbeit. Dass Verbandspräsident Thomas Schröder sich für das GA-Foto Mischlingsdame Fienchen aus Rumänen von Pressesprecherin Lea Schmitz ausleiht, während sein eigener Hausgenosse bei der Hundetagesmutter den Garten umgräbt, ist da natürlich Ehrensache. Tierpfleger sucht der Dachverband von mehr als 730 örtlichen Tierschutzvereinen und 16 Landesverbänden indessen nicht, auch wenn immer mal wieder entsprechende Bewerbungen auf Schröders Schreibtisch landen.

■ Was sind die Hauptaufgaben?

„Vor allem übernehmen wir Unterstützungsleistungen für den praktischen Tierschutz in den 540 Tierheimen unserer Mitgliedsvereine“, sagt Verbandspräsident Schröder, der als gelernter Buchhändler in den 1990er-Jahren als Mitarbeiter des Bundestags nach Bonn gekommen war. Außerdem kümmert sich der Verband von Bonn und Berlin aus um übergeordnete Fragen des Tierschutzes etwa in der Landwirtschaft, bei Tierversuchen oder der Heimtierhaltung.

■ Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

„Wir vertreten die Mitgeschöpfe, die selbst keine Stimme haben“, sagt Schröder. In diesem Sinne spreche Europas größter Tierschutz-Dachverband für 800.000 Tierschützer in Deutschland. Der Tierschutzverein Bonn und Umgebung e. V. ist seit kurzem nicht mehr Mitglied. Von anderen Tierschutzorganisationen unterscheide man sich im Weg zu mehr Tierwohl. Dem Verband gehe es weniger um die rechtliche Gleichstellung von Mensch und Tier, sondern mehr um konkrete Verbesserungen im Leben der Tiere – sowohl in Privathaushalten, bäuerlicher Tierproduktion, Zoos als auch in Zirkussen und in freier Natur.

■ Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Die gesetzlichen Vorgaben zur Schweinehaltung liegen den Tierschützern schwer im Magen. Sie möchten erreichen, dass Säue nicht mehr in Metallgestängen stehend gehalten werden dürfen, sondern Auslauf bekommen. Agrarministerin Julia Klöckner möchte eine Übergangsfrist von 15 Jahren. Die Zahl von drei Millionen Versuchstieren im Jahr soll deutlich reduziert werden. „Hier wollen wir von einem grundsätzlichen Gebot zu einem grundsätzlichen Verbot mit Ausnahmen kommen“, erklärt Schröder. In NRW setzt sich der Verein für ein Haltungsverbot giftiger Wildtiere in Privathaushalten ein. Wenn es dazu kommt, müssten auch Kapazitäten für beschlagnahmte Schlagen oder Vogelspinnen geschaffen werden. „Die Tierheime können sie nicht übernehmen“, warnt Schröder. Ein Dauerbrenner ist die Finanzierung der Tierheime. „Fast alle Kommunen versuchen, sich dieser Pflichtaufgabe zu entziehen“, beobachtet Schröder. Zwar seien die Städte zur Aufbewahrung von Fundtieren verpflichtet. Oft werde argumentiert, Katzen seien ohnehin Streuner und mithin keine Fundtiere. Und Kleintiere würden in Käfigen gehalten und könnten deshalb nicht weglaufen.

■ Warum sitzt die Institution gerade in Bonn?

1948 neu gegründet, siedelte sich der Verband in der Nähe des zuständigen Ministeriums an. In den 1970er-Jahren erbte er dann ein Gründerzeithaus in Bahnhofsnähe. Verbunden damit war die Verpflichtung zum Standort Bonn. „Da die für uns wichtigen Mitarbeiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit weiter in Bonn sind, gibt es auch keinen Grund, daran etwas zu ändern“, erklärt Schröder. Die erheblich gestiegenen Immobilienpreise an der Spree machten einen Umzug gänzlich unrentabel. Ein Verbindungsbüro in Berlin reiche aus.

■ Wie zufrieden ist man mit dem Standort?

Eigentlich fühle man sich am neuen Standort in Dottendorf An der Raste gut aufgehoben – wäre da nicht der Bahnübergang in der Dottendorfer Straße. Regelmäßig verzögerten sich Termine, weil die Gesprächspartner bis zu 15 Minuten an der Schranke warten müssten, erzählt Schröder. Vor einem Jahr habe er bei OB Sridharan den Bau zweier hölzerner Unterstände für Wartende – auch die Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums – angeregt. Eine Antwort habe er nie bekommen. „Wertschätzung stellt man sich etwas anders vor“, sagt Schröder.

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