Die B9 bleibt auf 350 Metern ein Provisorium

BONN · Für den Ausbau eines Teilstücks ist kein Geld da. Dabei werden in diesem Jahr 191 andere Baustellen geplant.

 So provisorisch bleibt die B9 in Höhe Ollenhauer Straße wohl noch lange. Die Stadt hat kein Geld, um diese 350 Meter auszubauen. In den Tunnel und einen Kreisel flossen dagegen Millionen.

So provisorisch bleibt die B9 in Höhe Ollenhauer Straße wohl noch lange. Die Stadt hat kein Geld, um diese 350 Meter auszubauen. In den Tunnel und einen Kreisel flossen dagegen Millionen.

Foto: Barbara Frommann

Da sage noch einer, in Bonn bewegt sich nichts. Bei der Zahl der Baustellen stimmt das zumindest nicht. Auf neun Din-A4-Seiten listet die Stadtverwaltung auf, wo sich 2012 weshalb die Bagger bewegen sollen. Unterm Strich wird wieder viel gebuddelt: 191 Baustellen sind aufgeführt.

Eine der größten wird auf der Bundesstraße 9 sein, wo ein Stück südlich der Bundeskunsthalle der achtspurige Trajekt-Kreisverkehr entsteht. Bauzeit: zwei Jahre. Mit 4,5 Millionen Euro ist der Kreisel veranschlagt, nachdem zuvor schon 14 Millionen in die Verlängerung des Stadtbahntunnels gesteckt worden waren.

In diesem Zuge soll auch die Friedrich-Ebert-Allee erneuert werden, allerdings nur zwischen Heussallee und Langenbachstraße, also bis kurz hinter den Kreisel. Und was ist mit dem Teilstück der B9 von dort bis zur Adalbert-Stifter-Straße, wo die Telekom-Bauten beginnen? Bleibt es etwa so?

In der Tat hat die Stadt das vor. Sie will dieses Stück der "Diplomatenrennbahn" erst mal provisorisch als Baustraße belassen, wie sie sich jetzt präsentiert. "Zur Finanzierung dieses Abschnittes kann noch keine verbindliche Aussage gemacht werden", heißt es seitens der Verwaltung.

Man versuche die nötigen Gelder für den nächsten Haushaltsplan anzumelden. Selbst wenn der Stadtrat zügig entscheiden sollte, wäre also frühestens 2013 mit dem Ausbau zu rechnen. Dann würde das Provisorium immerhin fünf Jahre lang bestehen, weil die Bauarbeiten 2008 begannen.

Ein Unding für Architekt Malte Denninger, der dort ein Bürohaus vermietet und die Welt nicht mehr versteht. "Da wird ein U-Bahntunnel für viele Millionen Euro verlängert und die Stadt hat keine Ahnung, wie es danach dort weitergeht mit dem Straßenbau? Kann das sein?" In der Tat, es kann. Stadtbaurat Werner Wingenfeld drückte im jüngsten Brief immerhin Bedauern aus, dass durch die "langjährigen Bauarbeiten" Unannehmlichkeiten entstanden und noch entstehen, was bei einem derart komplizierten Projekt "fast unvermeidlich" sei.

"Die Straße hat hier ein Erscheinungsbild wie in China auf dem Land", sagt Denninger und zeigt auf das Provisorium vor seinem Bürohaus, das sich vis à vis der neuen Stadtbahnhaltestelle Ollenhauerstraße befindet. Dort trennen nur gelbe Schrammborde und Farbmarkierungen den Bürgersteig von der Straße. Höher gelegte Gehwege gibt es nicht.

Die Autos fahren mit Tempo 70 sehr nah an den Fußgängern vorbei. Ein Stück weiter dagegen, vor den Telekom-Bauten, gibt es einen breiten Gehweg, durch Bäume perfekt von der B9 abgegrenzt, und sogar einen separaten Radweg. Vor Denningers Immobilie endet dagegen der Radweg.

Dass der Ausbau dort stockt, kann nicht mit fehlender Planung zu tun haben. Denn es gibt einen Ausbauplan, er trägt die Zeichnungsnummer BN 20-22a und stammt aus dem Jahr 2002. Woher Denninger das weiß? Er selbst besitzt ihn. Auf Anfrage hat die Stadt Bonn ihm den Plan zur Verfügung gestellt.

Gleichwohl packt den Architekten langsam die Wut. Das sei ein unhaltbarer Zustand, ein Schildbürgerstreich, der für eine so wichtige Straße imageschädigend sei. "Mich wundert", so sagt er, "dass meine Mieter das bisher so akzeptiert haben."

Die Dauer-Baustellen 2012

  • Annaberger Straße in Bad Godesberg: Leitungs- und Kanalbau bis Mai 2013.
  • Ermekeilstraße in der Südstadt: Kanalbau, seit Mai 2011 bis September 2012.
  • Konrad-Adenauer-Platz/Friedrich-Breuer-Straße in Beuel-Mitte: Leitungsbau von Januar 2012 bis Januar 2013.
  • Im Mühlenbach in Lengsdorf: (Bach-)Kanalbau, seit August 2011 bis Dezember 2012.
  • Tunnel B9 in Godesberg, technischer Ausbau, von April bis Dezember 2012.
  • Broichstraße, Haldenstraße, Erlenweg in Küdinghoven: Leitungs- und Kanalbau, seit Mai 2011 bis Februar 2013.
  • Kesselgasse in Bonn-Zentrum: Kanal- und Straßenbau, von Januar bis November 2012.
  • Koblenzer Straße in Bad Godesberg: Kanal- und Straßenbau, seit März 2011 bis Oktober 2012.
  • Mainzer Straße in Mehlem: Kanalbau, von Mai bis Dezember 2013.
  • Prinz-Löwenstein-Straße in Plittersdorf: Leitungs- und Straßenbau, seit Oktober 2010 bis November 2012.
  • Ermekeilstraße in der Südstadt: Kanalbau, seit Mai 2011 bis September 2012.
  • Pappelweg in Heiderhof: Leitungsbau, von März bis Dezember 2012.
  • Rheinweg in Kessenich: Kanalbau, seit November 2011 bis November 2012.
  • Römerstraße in Bonn-Castell: Kanalbau, seit Februar 2011 bis Februar 2013.
  • Wiesenweg in Endenich: Kanalbau: von Januar bis August 2012.
  • Alaunbachweg in Pützchen: Straßenneubau, von April bis Dezember 2012. (Auszüge)
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