Die Bahn hat es nicht eilig

Das Land hält den Ausbau der Strecke Bonn-Euskirchen 2010 für realistisch. Um die Finanzierung wird noch gerungen

Rhein-Sieg-Kreis Es ist wie ein Mosaik, das sich Steinchen für Steinchen zusammensetzt. Flott geht es selten voran. Eher schleppend. Doch das Bild gewinnt an Gestalt. So ist das mit dem lange geplanten Ausbau der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen.

An diesem Mosaik basteln viele mit: die Politik, vor allem aber verschiedene Stellen beim Bund, beim Land und bei der Deutschen Bahn. Sie bilden ein dichtes Geflecht von Zuständigkeiten, das sich in den vergangenen Jahren wiederholt geändert hat. Wann der Ausbau der Strecke mit vier neuen Haltepunkten endlich kommt, wer was dazu beiträgt - ein Überblick.

Was bringt der Ausbau?

Die Regionalbahn 23 von Bonn nach Euskirchen gilt als eine der pünktlichsten Linien im Land. Trotzdem schlummert hier noch Potenzial. Zu diesem Schluss kommt ein 2003 von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebenes Gutachten.

Demnach kann die Zahl der Fahrgäste pro Tag von 15 400 auf 18 400 erhöht werden, wenn vier neue Haltepunkte gebaut werden: Rheinbach-Ost, Impekoven sowie Helmholtzstraße und Auf dem Hügel in Bonn.

Damit die Bahn nach deren Bau den 15-Minuten-Takt aufrecht erhalten kann, wird zwischen Duisdorf und Witterschlick ein zweites Gleis benötigt. In Witterschlick begann der Ausbau der Strecke 2002 mit der Erneuerung der Bahnsteige. Unabhängig von diesem Projekt sollen in den nächsten Jahren weitere Bahnhöfe erneuert werden (unter anderem in Meckenheim und Odendorf).

Wo hakt es

Weil in Impekoven Bahnanlieger 2004 gegen die Planung klagten, zog sich das Verfahren in die Länge. Aufgrund einer Einigung mit den Betroffenen wurde der Plan geändert - und ist immer noch nicht rechtskräftig.

Das soll nach Auskunft des Eisenbahnbundesamtes noch im Februar geschehen, so dass Baurecht geschaffen wird. Auch in Rheinbach hakt es. Nach einer Anhörung während des Planfeststellungsverfahrens verzichtete die Bahn auf den Bau einer Wendeanlage nahe der Aachener Straße. Der Verkehr soll stattdessen im Bahnhof anders organisiert werden. Der Plan wird geändert und im Februar der Bezirksregierung vorgelegt.

Wer zahlt?

Gut 24 Millionen Euro soll der Ausbau kosten. Von Seiten des Landes NRW ist nach Angaben des Bonner CDU-Landtagsabgeordneten Gerhard Lorth die Finanzierung gesichert. Wie Bund, Bahn und Land die Finanzierung unter sich regeln - das ist aktuell die brennende Frage.

Laut Heike Dongowski, Sprecherin des NRW-Verkehrsministeriums, haben sich zu Jahresbeginn die Förderkriterien geändert. So müssen die Beteiligten die Finanzierungsmodalitäten klären: "Wir werden uns Ende Februar, Anfang März mit Bund und Bahn an einen Tisch setzen", kündigt Dongowski an.

Was sagt die Bahn?

Die Tochter DB Netz AG ist derzeit das Sorgenkind. Weil die Strecke nach dem Ausbau nicht stärker ausgelastet wird, kann sie daran kein Geld verdienen. Sie erzielt ihre Einnahmen pro gefahrenem Kilometer.

Bahn-Sprecher Jürgen Kugelmann: "Die DB Netz hat nichts von einem Ausbau, nur einen höheren Aufwand. Das muss geregelt werden." Soll es auch: Bei dem Gespräch im Frühjahr geht es laut Land auch um Ausgleichszahlungen. Dafür Mittel aus dem Konjunkturprogramm des Bundes zu nehmen, so wie vom Alfterer Grünen Michael Schroerlücke angeregt, sei aber nicht vorgesehen.

Ein weiteres Problem: Die Bahn hat es mit dem Ausbau anders als das Land offensichtlich nicht eilig. Auf Anfrage teilte Sprecher Kugelmann gestern mit, es sei mit dem Land abgesprochen, "dass die der Bahn für den Ausbau des Nahverkehrs zur Verfügung stehenden Bundesmittel ausschließlich und vollumfänglich für den Neubau der S 13 zwischen Troisdorf und Bonn-Oberkassel zur Verfügung stehen". Für die Voreifelbahn gebe es mittelfristig kein Geld. Diese Aussage sorgt für Empörun bei Lorth. Auch das Verkehrsministerium ist irritiert und widerspricht.

Wann geht es los?

2010 sei der Baubeginn "wahrscheinlich", sagt das Land mit Blick auf das "in großen Teilen" bestehende Baurecht. Lorth fordert, die vier Haltepunkte einzeln und zeitgleich auszuschreiben - vor dem Bau des zweiten Gleises.

"Bis 2013 kann alles fertig sein." Dieser Zeitrahmen schwebt auch dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland vor, der sich als Auftraggeber des Bahnangebotes für das Projekt stark macht. "In unserer Rolle als Koordinierungs-Instanz zwischen Land, DB Netz AG und Kommunen setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein, den Ausbau auch umzusetzen", sagt Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Verbandes.

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