Die Bonner haben den Dreh langsam raus

Planer setzen immer mehr auf den Bau von Kreisverkehren, die mehr Sicherheit bieten und am Ende billiger als Ampeln sind - Autofahrer müssen Regeln beachten - Verteilerkreis ist ein Exot

Die Bonner haben den Dreh langsam raus
Foto: Max Malsch

Bonn. Auf Bonner Straßen geht es rund: Zahlreiche Ampeln haben ausgedient und werden von Kreisverkehren der Größen Mini bis Maxi abgelöst. Vorbei die Zeiten, da man an jeder Ecke Rot sieht: Stillstand ade. Nun rollt man langsam, aber stetig in die Kreuzungen ein.

Das war nicht immer so: Ab den 50er Jahren gab es nur zwei Kreisel in Bonn, am Bonner Talweg in Kessenich und am Potsdamer Platz - kurioserweise kein echter, es muss beim Einfahren geblinkt werden. "Dann kam die Technikgläubigkeit, und man hat auf Ampeln gesetzt", sagt der städtische Verkehrsplaner Helmut Haux. Anders in England, wo 1924 der erste Kreisverkehr entstand und von denen es heute an jeder Ecke welche gibt. Auch in Frankreich, der Schweiz oder den Niederlanden kamen die Planer schon früh auf den Dreh.

In Deutschland seit den 80er Jahren. Da ging Kreiselpapst Werner Brilon, Professor für Verkehrswesen in Bochum, auf seine Mission. Bald stellte sich heraus: ein Kreisverkehr ist durchaus leistungsfähiger als eine beampelte Kreuzung.

Haux nennt die Vorteile: höhere Verkehrssicherheit, flüssiger Verkehrsablauf und geringe Kosten: "Für uns Verkehrsplaner ist die Sicherheit das Wichtigste." In einen Kreisel fährt der Autofahrer langsam rein, es kommt bei Zusammenstößen meist nur zu kleinen Blechschäden. Bei Kreuzungen sind alle schneller, es kommt zu schwereren Verletzungen. Besonders häufig passiert es in Bonn, wenn Linksabbieger nicht auf den Gegenverkehr achten. "Das scheint typisch deutsch zu sein", sagt Haux.

Kreisel sind unter dem Strich billiger als Ampeln. Eine neue mit aktueller Leuchtdioden-Technik kostet je nach Kreuzungsgröße zwischen 25 000 und 150 000 Euro. Jedes Jahr kommen nochmal 3 000 bis 10 000 Euro Wartungskosten hinzu. Ein Minikreisel wie demnächst an der Ecke Waldenburger Ring/ Oppelner Straße schlägt mit rund 60 000 Euro zu Buche. Für die Unterhaltung muss nur bei größeren Kreiseln gezahlt werden, wenn etwa eine Grünfläche in der Mitte gepflegt werden muss.

So rechnet sich die Stadt derzeit aus, wo sich ein Kreisverkehr anstatt einer Ampel lohnt. Etwa da, wo Ellerstraße und Vorgebirgsstraße aufeinandertreffen. Kreisel werden aber auch an Stellen ohne Ampel gebaut, wenn Unfallschwerpunkte vorhanden sind (Zanderstraße/Hans-Böckler-Allee, Trierer Straße/Robert-Koch-Straße).

Zurzeit sind auf Bonn 13 Kreisel verteilt: sieben im Mini-Format, vier kleine und zwei große. 37 weitere sind für die nächsten fünf Jahre geplant, so Haux. Zehn davon werden noch bis Ende 2007 fertig. Es werden insgesamt 25 Ampelanlagen wegfallen.

Der kleinste Kreisverkehr mit 13 Metern Durchmesser befindet sich in Röttgen an der Ecke Herzogsfreudenweg/Witterschlicker Allee. Der größte entsteht derzeit in Ramersdorf am neuen Polizeipräsidium, der sogar so genannte Bypässe fürs direkte Rechtsabbiegen erhält. Großprojekte kommen noch an die Einmündung Landgrabenweg/Joseph-Schumpeter-Allee (unter der Südbrücke) und an die Schnittstelle Konrad-Adenauer-Damm und Brüser Damm, wo derzeit noch eine Ampel das Fahren im Kreis regelt. "Das dauert allerdings noch", sagt Haux.

Noch nicht geplant ist ein Minikreisel auf der Bornheimer Straße an der Einmündung Brühler Straße. Dort gebe es ein ungleiches Verhältnis des auf die Kreuzung einfahrenden Verkehrs. "Das funktioniert nicht", prognostiziert Haux. Eine Lösung wäre eine vierte Straße, die direkt zum Potsdamer Platz führt. Aber die würde durch Privatgrund führen - Zukunftsmusik. Zumindest hat sich die Stadt schon die Fläche für einen Minikreisel gesichert. Denn wenn die Nachbargrundstücke bebaut werden, müsse die Kreuzung auf jeden Fall anders geregelt werden, vielleicht auch mit einer Ampel.

"Ich bin ein absoluter Befürworter von Kreisverkehren", sagt der Verkehrsplaner. "Es hat aber etwas gedauert, bis wir die Politik und die Tiefbauer überzeugt hatten." Es gebe übrigens auch keine Probleme mit Fußgängern und Radfahrern. In Bonn würden zudem immer Zebrastreifen mit markiert. Ab 26 Meter Durchmessern verdienen Kreisel die Bezeichnung groß. In der Mitte lassen sie sich bepflanzen, mit Skulpturen oder Wasserspielen gestalten.

In Ramersdorf sind auf jeden Fall schon einmal Leerrohre für Strom und Wasser gelegt. Wer weiß, vielleicht findet die Stadt ja einen Sponsor, der den Kreisel verschönern möchte.

Dazu auch: Die Regeln im Kreisverkehr

Aktuelle Informationen über die Verkehrslage finden sie hier

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