Die Jungs von nebenan machen herrlichen Lärm

Mit den Kribbelköpp auf Weiberfastnachts-Tour: Die Band hat zehn Auftritte in zwölf Stunden

Die Jungs von nebenan machen herrlichen Lärm
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Morgens um viertel vor Neun ist Treff am Probenraum im verschneiten Birlinghoven. Die Kribbelköpp starten zur Weiberfastnachts-Tour. Bühnentechniker Stefan Wolter fährt den Tourbus vor: ein schwarzer Van mit abgedunkelten Scheiben. Rocker sind die Kribbelköpp nicht. Eher die Jungs von nebenan. Sie tragen Hosen aus rot-goldenem Vorhangstoff und haben Fotos ihrer Kinder auf dem iPhone. Kölsche Texte und handgemachte Musik machen die Karnevalsband so erfolgreich, die ihre Heimat im Rhein-Sieg-Kreis hat und sich dank der vielen Auftritte, zum Beispiel vor 130 000 Leuten beim Weltjugendtag, auch als Bonner Band fühlt. Im Bus geht es erst mal um die Verpflegung für den Tag (Käsewürfel, Frikadellen, Brötchen, gerne auch alles zusammen) und das Wurfmaterial für Rosenmontag. Da fahren die Kribbelköpp nämlich zum ersten Mal im Bonner Zoch mit. Die Kribbelköpp Die Kribbelköpp gibt es seit 1996. Björn Dittrich (Gitarre), Roman Gawellek (Saxophon und Keyboard), Christoph Janas (Bass), Torben Palm (Gesang) und Christian Post (Schlagzeug) kennen sich schon seit der Schulzeit. Mehr auf .So richtig wach werden die Fünf beim Auftritt in der Grundschule in Deichhaus. Gerrith, der älteste Sohn von Schlagzeuger Christian Post, singt mit. Er war das "erste Kind der Band" und von Anfang an dabei. Das prägt. Andere Kinder lernen den echten Karneval durch die Musik der Kribbelköpp erst kennen, und das liegt ihnen sichtbar am Herzen. Umringt von Punks und Prinzessinnen schreiben die Musiker Autogramme. Eine Stunde später im Siegburger Anno-Gymnasium: echtes Heimspiel für die Kribbelköpp und großes Hallo bei den Lehrern von damals. Hier schicken die Kribbelköpp das zweite musikalische Morgengebet in den Saal: "Unse Herrgodd em Himmel muss ene Kölsche sin." Es werden noch viele folgen. Insgesamt zehn Auftritte hat die Band an diesem Weiberfastnachts-Donnerstag. "Man weiß nach dem siebten Auftritt nicht mehr, wo der zweite war", sagt Christian Post. Die Band ist mittendrin im Karneval und doch irgendwie außen vor. Viel Zeit vergeht mit warten, aufbauen, abbauen, fahren. Gelegentlich schwappt Stimmung von draußen in den Bus, als Live-Schalte im Radio. Nächster Auftritt: Bensberg, eisige Fußgängerzone. Auch wenn sich die Finger kaum noch bewegen lassen, die Stimmung auf der Bühne ist warm und herzlich. Dann weiter nach Köln. Gerade als der Bus auf die Zoobrücke fährt, klingen vertraute Töne aus dem Radio. "Wie geil ist das denn..." Tatsächlich, das Kribbelköpp-Lied "Funkemariechen" läuft - bis es abrupt von Werbung unterbrochen wird. An der Pferderennbahn in Weidenpesch dann verschärfte Bedingungen: Die Roadies müssen mitten auf der vollen Tanzfläche aufbauen. Karnevalsmusiker dürfen ohnehin keine Diven sein. Soundcheck? Fehlanzeige. Und dann läuft noch eine Kellnerin mit Schnittchenplatte durchs erste Lied. In Köln kommt auch Keyboarder Roman Gawellek dazu. Der Lehrer für Biologie und Musik hatte noch Elternsprechtag. Die Keyboarder-Hose gibt es nur einmal, deshalb Klamottentausch mit Vertreter Sebastian Becker, der jetzt hinter der Bühne mit anpackt. Gitarrist Björn Dittrich hat andere Sorgen. Ihm ist schon die zweite Gitarrensaite gerissen. Weil alle Geschäfte zu sind, hilft später der Gitarrist der Krageknöpp aus, die auch beim "Jeck Dance" auf dem Kölner Neumarkt spielen. Kurz vor Ende der Tour findet sich die gesamte Mannschaft am Kaffeetisch von Familie Palm wieder. Sänger Torben Palm bringt seiner Mutter ein Geburtstagsständchen. 20 Minuten, dann geht es weiter zur Sitzung der - wirklich sehr - fidelen Reisetanten nach Pützchen. Ihr aktuelles Lied "Wat ne herrlische Lärm" spielen die Kribbelköpp, als wäre es das erste Mal. Dann müssen die Roadies wieder im Akkord die Kabel ausstöpseln - auf nach Wormersdorf. Zwölf Stunden und ein Kilo Käsewürfel später endet die Tour im dunklen Birlinghoven.

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