Die Ministerin, der Dechant und St. Georg

Ursula von der Leyen informiert sich in Plittersdorf über das Kindergarten-Netzwerk der Bürgerstiftung Rheinviertel

Die Ministerin, der Dechant und St. Georg
Foto: Ronald Friese

Plittersdorf. Soviel mediale Aufmerksamkeit dürfte das Haus in der Kreisauer Straße 2 wohl nicht noch einmal erhalten: Familienministerin Ursula von der Leyen reiste zur Eröffnung der Kindertagesstätte St. Georg an. "Der Heilige Sankt Georg, der schenkte uns ein Haus" sangen am Donnerstagmittag die Kinder der Ü3-Gruppe, sanft unterstützt von KiTa-Leiterin Sonja Floßbach, also nicht nur der Ministerin vor, sondern auch in jede Menge Mikrophone und Kameras hinein.

Die Kindertagesstätte St. Georg (ein ehemaliges Aussiedlerheim) ist der mittlerweile sechste innerhalb des Kindergarten-Netzwerkes der Bürgerstiftung Rheinviertel. Die Ministerin nutzte den Besuch, um sich über das Konzept des Netzwerkes zu informieren.

Bevor sie ihren Rundgang startete, betonte sie, dass gerade die Betreuung von Unter-Drei-Jährigen "unendlich wichtig" sei: "Männer und Frauen sind zunehmend gut ausgebildet und brauchen eine solche Betreuung, um in ihren Berufen bleiben zu können."

Nach viel Lob für die Bürgerstiftung ("dahinter steckt eine Vision") und für ehrenamtliches Engagement im allgemeinen ("nicht Ersatz für staatliches Handeln, sondern Partner des Staates") besichtigte die Ministerin den Spielplatz mit Grillofen samt Stockbrot, marschierte durch einen Weidenrutentunnel und nahm im Inneren der KiTa den Schlafraum und die Spielzimmer in Augenschein, die "Fuchsbau" oder, in Anspielung auf den Heiligen Georg, "Drachenhöhle" und "Rittersaal" heißen.

Von der Leyen gab sich ganz unministeriell, malte zusammen mit Kindern ein Bild, baute eine Spielzeuglandschaft auf, und fand nebenbei Gelegenheit, Erzieher Pierre Görres zu ermutigen: "Wir haben zu wenig männliche Erzieher."

Im Turnraum der KiTa nahm dann der Unterhaltungswert der Veranstaltung ab und der Informationsgehalt zu. Dechant Wolfgang Picken, zugleich Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung, erläuterte der Ministerin den Zweck der Stiftung und erläuterte die bisherigen Projekte wie die Hospize, vier Klöster, Mausoleum oder Jugendtreffpunkt.

Den Bedarf an qualifizierten Kindertagesstätten und besonders an U3-Betreuung unterstreiche die Tatsache, dass den 20 Plätzen in der KiTa St. Georg sage und schreibe 240 Bewerbungen gegenübergestanden hätten.

Die Ministerin pflichtete bei und erinnerte daran, dass ab 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab einem Jahr bestehe. Das zwinge die Kommunen bereits jetzt, in den Ausbau von KiTas zu investieren. Einen hohen Bedarf gebe es zudem an Erzieherinnen und Erziehern, die für U3-Betreuung ausgebildet seien.

Claudia Plener-Kalbfleisch, Dozentin am Berufskolleg Michaelshoven für Erziehung in Köln, beklagte, dass es deutschlandweit keine einheitlichen Ausbildungsstandards für Frühpädagogik gebe. Hier benötige man "politische Unterstützung".

Danach stieg die Ministerin wieder in ihre gepanzerte Limousine. Mit im Gepäck: ein rotes Herz, gemalt von den Sankt-Georg-Kindern.

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